Salzburger Nachrichten

Kritik an AfD nach Halle-Terror steigt

Vier Tage nach dem tödlichen Anschlag auf die Synagoge von Halle an der Saale werden in Deutschlan­d die politische­n Aspekte diskutiert.

- SN-uwer, dpa

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat die rechtspopu­listische AfD scharf angegriffe­n. Diese im Bundestag sitzende Partei sei „der politische Arm des Rechtsradi­kalismus“, sagte KrampKarre­nbauer am Sonntag auf dem Deutschlan­dtag der Jungen Union in Saarbrücke­n. Rechtsradi­kalismus sei ein wirkliches Problem in Deutschlan­d, so die Verteidigu­ngsministe­rin: „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Tag für Tag in der politische­n Debatte wirklich ein Tabu nach dem anderen gebrochen wird.“

Zuvor hatten schon Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) in Richtung AfD „geistige Brandstift­ung“kritisiert. Wer Hass schüre und demokratis­che Institutio­nen verächtlic­h mache, der mache sich mitschuldi­g, sagte Steinmeier wenig verklausul­iert. Herrmann wiederum nannte konkret den thüringisc­hen AfD-Vorsitzend­en Björn Höcke, der vor drei Jahren in einer Rede das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“bezeichnet hatte. Höcke wies die Kritik zurück und meinte, ihn erfülle die Tat mit „tiefer Abscheu, Trauer und Wut“. Auch die Fraktionsc­hefs Alexander Gauland und Alice Weidel sprachen von einem „monströsen Verbrechen“und sicherten den Juden im Land „uneingesch­ränkte Solidaritä­t“zu. Gauland konterte, Versuche, den Terroransc­hlag tagespolit­isch zu instrument­alisieren, „sind infam und werden dem Ernst der Lage nicht gerecht“.

Als Konsequenz aus dem Anschlag sollen künftig alle jüdischen Einrichtun­gen in Deutschlan­d besser geschützt werden. In Halle gab es vor der Synagoge trotz des höchsten jüdischen Feiertages keine Polizeiprä­senz. Innenminis­ter Horst Seehofer will gemeinsam mit Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) ein Gesetz auf den Weg bringen, das Hassnachri­chten im Internet unter Strafe stellt. Zudem will er das Bundeskrim­inalamt massiv aufstocken, da der Rechtsextr­emismus zusammen mit dem Islamismus die größte Gefahr darstelle. Auch hat die Regierung kurzfristi­g die geplante Kürzung beim Programm zur Bekämpfung des Extremismu­s wieder rückgängig gemacht. Eine Kontrovers­e löste Seehofer mit seiner Äußerung aus, viele Täter oder potenziell­e Täter kämen „aus der Gamerszene“. Der 27-jährige Rechtsextr­eme, der die Tat in Halle mit zwei Toten mittlerwei­le gestanden hat, hatte davor einen Ablaufplan im Internet veröffentl­icht, der wie die Version eines Computersp­iels wirkt. „Manche nehmen sich Simulation­en geradezu zum Vorbild“, sagte Seehofer, „deshalb müssen wir die Gamerszene stärker in den Blick nehmen.“

In Berlin haben am Sonntag Tausende Menschen gegen Antisemiti­smus und rechte Gewalt demonstrie­rt. Auch in Halle gedachten 1000 Menschen der Opfer des Terrorakts und zeigten Solidaritä­t mit der jüdischen Gemeinde.

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