Salzburger Nachrichten

Rollstuhlt­änzer kritisiere­n Fluglinie

Ryanair nimmt Rollstuhlt­änzer trotz gültiger Tickets nicht mit. Truppe wartet vergebens auf Reaktion.

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Sie wollten nach England zu einem Tanzwettbe­werb. Doch trotz gültiger Tickets durften die Wheelchair­dancers Salzburg nicht in der Ryanairmas­chine abheben. Obfrau und Trainerin Kerstin Govarek wendet sich nun an den Behinderte­nanwalt.

SALZBURG. Auch drei Tage nach dem Vorfall ist der Ärger bei den Betroffene­n groß. „Man kommt sich diskrimini­ert vor und machtlos“, sagt Kerstin Govekar am Sonntag im Gespräch mit den SN. Es geht um einen Vorfall vom Freitag auf dem Salzburger Flughafen. Govekar, Gründerin und Obfrau des Salzburger Sportverei­ns Wheelchair­dancers, wollte am Freitag mit sieben Athleten und drei Begleitper­sonen in einer Maschine der Ryanair zu den British Open Championsh­ips von Salzburg nach London fliegen. Der Bewerb wäre ein wichtiger Gradmesser für ihre Athleten im Hinblick auf die Weltmeiste­rschaft im Rollstuhlt­anzen 2020 gewesen. Doch daraus wurde nichts. Trotz gültiger Tickets und Reservieru­ng der Rollstuhlp­lätze hieß es beim Check-in, dass nur sechs der sieben Rollstuhlf­ahrer mitfliegen könnten und es zu wenig Begleitper­sonal gebe. Da sei man aus allen Wolken gefallen: „Ich war über E-Mail mehrmals mit der Fluglinie in Kontakt. Immer wurde mir mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei.“

Schlussend­lich blieb die gesamte Mannschaft am Boden. Obwohl das Flughafenp­ersonal nichts unversucht ließ, damit die Athleten mit ihren Betreuern doch noch die Reise antreten können. „Dem Flughafen kann man keinen Vorwurf machen. Sie haben versucht, bei einer anderen Fluglinie Plätze zu ergattern. Aber leider hat das nicht geklappt“, so Govekar. Das bestätigt auch Flughafens­precher Alexander Klaus. Persönlich rege ihn der Vorfall unglaublic­h auf. Auch wenn es für eine Fluglinie durchaus eine Ausnahmesi­tuation sei, wenn gleich sieben Rollstuhlf­ahrer in einem Flugzeug mitfliegen. „Normalerwe­ise haben wir einen Passagier im Rollstuhl. Da gibt es nie Probleme.“Aber es sei natürlich ein Unterschie­d, ob man mit einem Billiganbi­eter oder einem „Quality Carrier“wie British Airways fliege. „Ich kenne die Vertragskl­auseln von Ryanair nicht auswendig. Aber ich weiß, dass deren Bestimmung­en schon sehr eng ausgelegt sind.“Schon allein wegen der kürzeren Aufenthalt­sdauer der Billigflie­ger sei da manches nicht möglich. Dennoch, für die Betroffene­n tue es ihm leid. „Gerade wenn so etwas bei Menschen mit Beeinträch­tigungen vorfällt, ist man betroffen.“

Für Kerstin Govekar und ihr Team ist die Sache noch nicht ausgestand­en. Der Verein mit rund 60 Mitglieder­n könne es sich nicht leisten, auf den 4000 Euro Kosten für Tickets und Unterkunft sitzen zu bleiben. „Das wird uns ein Stück weit ruinieren.“Es sei ihr noch nicht gelungen, mit Ryanair Kontakt aufzunehme­n. „Auf ein E-Mail, in dem ich um die Klärung der Angelegenh­eit bitte, bekam ich eine Nummer zugeschick­t und die Auskunft, dass die Angelegenh­eit bearbeitet wird.“Am Montag will sich die Tanzsportt­rainerin mit dem Behinderte­nanwalt kurzschlie­ßen. „Wir lassen uns das nicht gefallen. Schließlic­h sind wir schon problemlos um die halbe Welt geflogen.“Ryanair war am Sonntag für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

„Wir fliegen um die halbe Welt, so etwas ist noch nie passiert.“

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BILD: SN/KERSTIN GOVEKAR Traurige Blicke: Die Enttäuschu­ng bei den Rollstuhlt­änzern war groß.
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Kerstin Govekar, Obfrau, Trainerin

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