Bäcker setzen auf Salzburger Urgetreide
Jetzt ist es amtlich: Den Lungauer Tauernroggen gibt es erstmals seit den 70er-Jahren wieder als offizielles Saatgut.
SALZBURG. Es ist mit ein Verdienst des Lungauer Biobauern Peter Löcker aus St. Margarethen: Vor 25 Jahren begann er auf 3000 Quadratmetern mit dem Wiederanbau des in den 70er-Jahren aus der Saatbank gestrichenen Lungauer Tauernroggens. Das Saatgut hatte er einem der wenigen verbliebenen Landwirte abgekauft, die die alte Getreidesorte noch als Futtergetreide nutzten. Bis in die 50er-Jahre war das einst speziell für den inneralpinen Anbau gezüchtete Getreide noch weitverbreitet gewesen. „1955 haben 255 Bauern zusammen noch 140 Hektar Tauernroggen angebaut“, berichtet Biolandwirt und Tauernroggen-Aktivist Peter Löcker. An seinem Stand am Biofest konnten Interessierte am Wochenende nicht nur Tauernroggenkorn, -mehl oder -brot kaufen, sondern auch alles über das spezielle Getreide erfahren. Etwa, dass eine einzige Pflanze in den Monaten Mai und Juni beeindruckende 85 Kilometer an Wurzeln zulegt – täglich. Nach oben wächst es in dieser Zeit übrigens fünf Zentimeter am Tag. Und: Ausgewachsen, also bei einer Standhöhe von zwei Metern, bringt es eine TauernroggenPflanze auf eine Wurzelmasse von 3500 Kilometern.
Vier Tonnen ernteten die acht Lungauer Tauernroggen-Landwirte im Vorjahr, heuer waren es zwölf Tonnen. Nächstes Jahr könnten es 15 Tonnen werden. Die Anbaufläche stieg seit 2017 von zwei auf vier Hektar und heuer sogar auf sieben Hektar. Die Nachfrage ist groß – im Frühjahr waren alle Lager leer. Erst jetzt, mit der neuen Ernte, gibt es den Tauernroggen wieder. Auch immer mehr heimische Bäcker setzen auf das Salzburger Getreide. „Unser Mischbrot aus Tauernroggen und Laufener Landweizen kommt bei den Kunden sehr gut an. Es hat einen feinen, nussigen Geschmack“, schildert Sonja Obauer von der gleichnamigen Biobäckerei in St. Gilgen.
Extra für das Biofest produziert hat der Elsbethener Bäcker Peter Pföß sein Mischbrot aus Tauernroggen und Dinkel. Der Biodinkel kommt aus der Seenregion rund um Mattsee und auch die anderen Zutaten wie Milch und Honig stammen aus Salzburg. „Das Interesse ist groß – dass die Zutaten aus der Region kommen, das schätzen die Leute“, sagt Peter Pföß.
Dabei war das lange Zeit nicht so. Mit dem Aufkommen größerer Maschinen ist der Lungauer Tauernroggen langsam verschwunden. Beim Dreschen verwickelten sich die zwei Meter langen Halme gern in der Trommel, niedrigere Getreidesorten versprachen da weniger Schwierigkeiten und der Tauernroggen geriet ins Hintertreffen. Mittlerweile sei das kein Problem mehr, denn auch die Maschinen hätten sich weiterentwickelt, erklärt Peter Löcker.
Dass es den Lungauer Tauernroggen nun offiziell wieder gibt, ist ihm zu verdanken. Nach einem acht Jahre dauernden Prozedere hat Peter Löcker vor wenigen Tagen von der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit den Bescheid für die offizielle Anerkennung des von ihm angebauten Getreides als Tauernroggen bekommen. Er darf nun österreichweit als Einziger Saatgut vom Lungauer Tauernroggen vermehren und verkaufen. „Jetzt ist der Fortbestand des Lungauer Tauernroggens offiziell möglich und mit laufenden Nummern pro 25-Kilo-Sack Saatgut auch nachvollziehbar“, erklärt er. Das sei auch deshalb wichtig, weil es immer wieder Trittbrettfahrer gegeben habe, die im Lungau normalen Roggen angebaut und ihn als Lungauer Tauernroggen bezeichnet hätten.
„Jetzt haben wir eine Handhabe gegen Trittbrettfahrer.“