Party beim letzten Schritt zur EM
Warum Österreichs Fußballnationalteam nach dem Fehlstart in die Erfolgsspur zurückkehrte.
Warum Österreichs Fußballnationalteam nach dem Fehlstart in die Erfolgsspur zurückkehrte. Die SN analysieren die vier wichtigsten Gründe für die Wende.
WIEN. Das Fußballbild des Jahres entstand, als das Stožice-Stadion von Laibach nach dem 1:0-Sieg der Österreicher gegen Slowenien schon fast leer war. In Badeschlapfen und Stutzen waren die ÖFB-Kicker auf den Rasen zurückgekehrt und posierten geschlossen für ein Gruppenbild vor dem harten Kern der Nationalteamfans, die auf der Tribüne noch lange nach Schlusspfiff ausgeharrt hatten.
In etwas größerem Rahmen soll in einem Monat gefeiert werden. Erstmals seit der erfolgreichen EMQualifikation vor vier Jahren soll wieder so richtig die Post abgehen. Am 16. November gegen Nordmazedonien braucht es nur noch einen Punkt, um das Fixticket für die Europameisterschaft 2020 zu lösen. Nach dem 1:0-Sieg gegen Slowenien in Laibach versprach ÖFB-Präsident Leo Windtner: „Wir wollen am 16. November diese traditionelle Riesen-Qualifikationsparty feiern mit den Fans. Das ist eine Chance, den Fußball wieder voll auf die Bühne zu bringen in Österreich.“
So schnell kann es gehen. Noch vor wenigen Tagen wurde gerätselt, warum die Arena bei einem so wichtigen Match wie gegen Israel nur halb voll ist. Und im Frühjahr stand das Nationalteam nach dem Fehlstart (0:1 gegen Polen, 2:4 gegen Israel) mit dem Rücken zur Wand, Teamchef Franco Foda war angezählt. Die Gründe für die Wende: Gestärkt aus der Krise. Nach der Niederlage in Israel erwarteten manche ein Köpferollen. Die „knallharte Analyse“(O-Ton Windtner) ergab aber, dass mit dem bestehenden Personal weitergemacht werden sollte. „Heute sind alle stolz darauf, dass die richtigen Schlüsse daraus gezogen worden sind“, sagt der Präsident. Ausfälle ersetzt. Xaver Schlager, David Alaba, Stefan Lainer, Philipp Lienhart, Florian Grillitsch und dann auch noch die Führungsfigur Marko Arnautovic: Die vielen Blessuren beim vorentscheidenden Doppel gegen Israel und Slowenien haben Franco Foda nicht hadern lassen. Mit der ihm eigenen Ruhe fand der Teamchef Lösungen. „Wir haben einen großen Kader, ein großes Spektrum an guten Spielern“, betont der Deutsche nicht umsonst immer wieder. Beim Gruppenfinish könnte er sogar ein Luxusproblem bekommen: „Ich hoffe, dass im November alle Spieler topfit sind, sodass ich die Qual der Wahl habe“, sagte Foda Montagmittag bei der Rückkehr aus Laibach. Teamgeist. Selbst Präsident Leo Windtner wundert sich, wie Foda das hinbekommt: „Da gibt es sieben, acht Spieler, die immer zum Team kommen, aber nicht spielen. Trotzdem gibt es immer eine positive Stimmung.“Für das gute Klima sorgen auch die zum Teil langjährigen Betreuer im Umfeld. Wie schnell ein Reservist zum Helden werden kann, hat Stefan Posch bewiesen. Der Hoffenheim-Legionär war in Polen Hinteregger-Ersatz, sprang nun für Stefan Lainer ein und traf zum 1:0 in Slowenien. Offensiv stark ohne Stürmer. Einen Torgaranten im Sturmzentrum wie Robert Lewandowski bei Polen sucht man im ÖFBTeam vergeblich. Trotzdem hat Österreich die meisten Tore in der Gruppe erzielt, weil Franco Foda zum Meister der Improvisation wurde. Der ins Zentrum beorderte Marko Arnautovic war mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze. Spieler wie Valentino Lazaro oder Konrad Laimer erfüllen einen offensiveren Part als im Club. Zu guter Letzt beweisen auch Verteidiger wie Martin Hinteregger oder Stefan Posch mit wichtigen Treffern ihren Torriecher.