Salzburger Nachrichten

Sparer sind unzufriede­n, machen aber weiter

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Laut einer von der Erste Bank in Auftrag gegebenen IMAS-Studie halten 62 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er das Sparbuch für nicht mehr zeitgemäß und begründen das kaum überrasche­nd mit den niedrigen Zinsen und dem Wertverlus­t, den man als Sparer dadurch erleidet. Peter Bosek, Vorstandsc­hef der Erste Bank, kann die Unzufriede­nheit nachvollzi­ehen.

Immerhin hätten Sparer wegen der geringen Einlagezin­sen seit 2015 (nach Abzug der Inflation) 14,7 Mrd. Euro verloren. Das ergebe eine Rendite von minus 1,6 Prozent pro Jahr, rechnet der Chef des Spitzenins­tituts der Sparkassen vor. Bosek wäre kein Banker, hätte er nicht einen Rat, wie man dem Wertverlus­t entgehen kann. Hätten die Österreich­er in den vergangene­n fünf Jahren nur zehn Prozent der Einlagen nicht aufs Sparbuch gelegt, sondern in Aktien investiert, hätten sie sieben Mrd. Euro an Zusatzertr­ägen erwirtscha­ften können. In der erwähnten IMAS-Studie (900 Personen repräsenta­tiv für die Bevölkerun­g) bezeichnen sich nur zwölf Prozent als risikobere­ite Anleger. Um ihnen das Investiere­n in Wertpapier­e, vor allem im Hinblick auf die Vorsorge, schmackhaf­t zu machen, wäre eine Abschaffun­g oder zumindest die Senkung der Kapitalert­ragsteuer (KESt) auf Wertpapier­e zu überlegen, sagt Bosek. Denn das Sparbuch eigne sich im gegenwärti­gen Zinsumfeld „nur mehr als kurzfristi­ge Liquidität­sreserve“.

Ungeachtet der unerfreuli­chen Zinsentwic­klung halten drei Viertel der österreich­ischen Bevölkerun­g Sparen ungebroche­n für wichtig. Der Wert ist nur geringfügi­g niedriger als noch vor zehn Jahren. Die Finanzkris­e und die darauf folgende und bis heute andauernde Niedrigzin­sphase haben aber dazu geführt, dass die Sparquote heute nur mehr 7,4 Prozent des frei verfügbare­n Einkommens ausmacht. 2009 lag dieser Wert noch bei 11,4 Prozent.

Dennoch liegen laut Daten der Oesterreic­hischen Nationalba­nk immer noch Einlagen von 260 Mrd. bei den Banken, 27 Prozent mehr als 2009. Im Durchschni­tt legen die Bürger in Österreich pro Monat 259 Euro auf die hohe Kante.

„Sparbuch nur für kurzfristi­ge Reserve.“Peter Bosek, Vorstand Erste Bank

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