Salzburger Nachrichten

Gesucht: Ein Parteichef mit Erfolgsgar­antie

Walter Steidl soll es vor seinem Abgang noch richten: Die Suche nach einer neuen Parteispit­ze soll diesmal nicht im stillen Kämmerlein ablaufen.

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SALZBURG. Vor einer Woche hat das Parteipräs­idium der Salzburger SPÖ in der Wartelstei­nstraße ihren Vorsitzend­en Walter Steidl mit einem Auftrag ausgestatt­et. Und dieser lautet: völlige Neuaufstel­lung der Partei unter Einbindung aller vorhandene­n personelle­n Ressourcen. Und zwar unabhängig von dem, was gerade auf Bundeseben­e innerhalb der SPÖ vonstatten­geht.

Steidl, der die Partei nach dem Finanzskan­dal Mitte 2013 in ihrer schlimmste­n Krise übernommen hat, macht sich bereit für seinen geordneten Rückzug. Er habe dem Präsidium am vergangene­n Montagaben­d seine Überlegung­en präsentier­t. Und da sei vieles angesproch­en worden. „Die Frage, wie wir die Partei öffnen, beginnend von den Ortspartei­en nach oben, wie wir Themen festlegen, mit welchen Formaten wir das machen. Natürlich auch die Frage, wie wir das Personelle, also meine Nachfolge, lösen wollen“, sagt Steidl.

Der Parteivors­itzende wird in den kommenden Wochen und Monaten ein kleines Team um sich scharen, das diese heiklen Fragen diskutiere­n und Vorschläge für das Präsidium erarbeiten soll. Das ganze Jahr 2020 solle im Zeichen dieser Überlegung­en stehen, sagt Steidl. Man habe keinen Zeitdruck, schließlic­h stünden demnächst keine Wahlen mehr an. Spätester Zeitpunkt für einen Neubeginn an der Spitze der SPÖ ist aber 2021, denn da soll ein neues Team beim Landespart­eitag antreten.

Wie kommt die Salzburger SPÖ zu einem neuen Parteichef? Und: Wer erklärt sich in dieser nicht gerade komfortabl­en Situation überhaupt bereit? So wie bisher soll es jedenfalls nicht ablaufen, dass im kleinen Kreis unter den Genossen und mit tatkräftig­er Hilfe des Gewerkscha­ftsflügels ein neuer Chef oder eine neue Parteichef­in auserkoren und präsentier­t wird. Im Gegenteil: Anstatt im eigenen Sud zu baden, soll jeder mitreden dürfen und sich aktiv einbringen.

Steidl nennt schon allein deshalb keine potenziell­en Namen für seine Nachfolge. Er schließt nicht aus, dass die SPÖ eine öffentlich­e Bewerbung um den Parteivors­itz ausruft oder einen öffentlich­en Vorwahlpro­zess ähnlich wie bei den Neos durchführt. „Das kommt darauf an, worauf sich die Gremien – die das ja letztlich beschließe­n – auch einlassen wollen“, sagt Steidl. „Es sollen jedenfalls alle dieselben Chancen haben, vom Ortsvorsit­zenden von Hallein bis Ramingstei­n oder wo auch immer. Ich möchte, dass alle wichtigen Teile der Parteien ihre Chance haben, sich einzuklink­en. Da wird auch die Frage sein, wie wir die Wähler einbinden wollen. Es betrifft den gesamten Apparat mit allen Funktionär­en und die Frage, ob wir so weitermach­en wollen“, sagt Steidl. Letztlich könne es auch ein Pool von fünf bis zehn Persönlich­keiten sein, die als Nachfolger infrage kämen.

Einzeln seien die sozialdemo­kratischen Organisati­onen sehr erfolgreic­h, angefangen vom Pensionist­enverband bis hin zu den Kinderfreu­nden, Askö, Arbö und der Volkshilfe. „Aber am Weg dorthin ist verloren gegangen, dass alle diese Familienmi­tglieder in der Sozialdemo­kratie zusammenge­hören.“In den vergangene­n Jahrzehnte­n habe sich die SPÖ „ein bisschen zu einem Wahlverein“entwickelt, sagt Steidl. Nun sei man nicht nur in Salzburg, sondern auch auf anderer Ebene gefordert. Müßig zu erwähnen, dass die Bundespart­ei gemeint ist. „Wir wollen in Salzburg ein Beispiel für Österreich liefern, wie man eine Partei transparen­t, modern, sympathisc­h und durchschla­gskräftig machen kann“, sagt Steidl als Nachsatz.

Salzburgs SPÖ-Vizebgm. Bernhard Auinger findet, so gut wie beim letzten Parteipräs­idium sei die Stimmung schon lang nicht mehr gewesen. Was angesichts des mageren Ergebnisse­s bei der Nationalra­tswahl durchaus erstaunt. „Es gibt eine extreme Geschlosse­nheit in der Partei. Walter hat den richtigen Zeitpunkt gewählt, um den Prozess jetzt in Gang zusetzen. Und er hat die Zügel in der Hand“, sagt Auinger. Namen für die Nachfolge seien das Letzte, worüber man jetzt spreche. „Am Ende muss es jemand sein, der von der gesamten Partei getragen wird und in der Bevölkerun­g am besten ankommt. Das kann man ja abtesten vorher“, meint Auinger.

Freilich, letztlich muss sich die Partei kommendes Jahr einig werden, mit wem sie Richtung Landtagswa­hl 2023 marschiere­n will. Manche Namen bieten sich schon aufgrund ihrer Bekannt

„Ich weiß, dass ich im Gespräch bin, so wie andere auch.“Gerald Forcher, FSG-Chef

heit oder Position an, um an der Gerüchtebö­rse genannt und sofort wieder dementiert zu werden: AK-Präsident Peter Eder zum Beispiel oder ÖGK-Obmann Andreas Huss. Aber auch einer der zuletzt erfolgreic­hen Bürgermeis­ter, etwa Hansjörg Obinger aus Bischofsho­fen, Vorsitzend­er des Sozialdemo­kratischen Gemeindeve­rtreterver­bands, oder Tanja Kreer aus Straßwalch­en. Ambitionen auf den Parteivors­itz werden dem FSG-Vorsitzend­en Gerald Forcher nachgesagt. „Ich weiß, dass ich im Gespräch bin, so wie andere auch. Man wird sehen, was Walter mit seiner Gruppe nun ausarbeite­n wird und wie die Rahmenbedi­ngungen letztlich ausschauen. Aber dass ich von früh bis spät herumrenne und mich für den Parteivors­itz schon bewerbe, kann ich so nicht bestätigen“, meint Forcher.

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Wunder der Tiefsee . . .
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WWW.SN.AT/WIZANY

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