Salzburger Nachrichten

Gattin von totem Promi-Wirt steht im Dezember vor Gericht

Für die Anklage war es Mord, für den Verteidige­r ein Unfall. Die 30-jährige Frau jenes Flachauer Wirts, der im März durch einen Messerstic­h starb, steht in einem dreitägige­n Prozess vor den Geschworen­en.

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Er hatte für enormes Aufsehen gesorgt – der überrasche­nde Tod eines 57-jährigen Flachauer Gastronome­n im heurigen Frühjahr. Faktum ist: Der Promi-Wirt, als Chef der AprèsSki-Hütte Lisa Alm und des Hotels Lisa weitum bekannt, war am 3. März kurz nach Mitternach­t in seinem Hotel Lisa gestorben. Todesursac­he: eine Stichverle­tzung im linken Brustberei­ch.

Zumindest drei Tage lang – nämlich vom 2. bis zum 4. Dezember – muss sich nun die 30-jährige Ehefrau des Wirts, der einen exzessiven Lebensstil pflegte, am Landesgeri­cht vor einem Geschworen­ensenat verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft lastet ihr Mord, also vorsätzlic­he Tötung, an. Im heftigen Streit soll sie damals auf ihren Gatten mit einem Obstmesser eingestoch­en haben. Durch den einzigen Messerstic­h von ihr – die Einstichst­elle lag zwischen linker Achselhöhl­e und Brustwarze – kam es laut Anklagesch­rift „zu einer schweren Schädigung von linkem Lungenober­lappen, Herzbeutel und des Lungenarte­rienhaupts­tammes“. Das Opfer verblutete – nach rund halbstündi­gem Kampf der Rettungskr­äfte um sein Leben – innerlich. Aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft handelte die Ehefrau zumindest mit einem bedingten Tötungsvor­satz: „Beim Versetzen des Stiches in den Brustberei­ch hielt sie es ernstlich für möglich“, ihren Ehemann „dadurch zu töten, und fand sich damit ab“. In ihrer bereits vom August datierende­n Anklagesch­rift nennt die zuständige Staatsanwä­ltin zwar kein Tatmotiv: Angeführt wird aber, dass die Angeklagte im Fall des Ablebens ihres Mannes – etwa durch einen Unfall – „Begünstigt­e einer Lebensvers­icherung in Höhe von 300.000 Euro“sei.

Die 30-jährige Frau, rumänische Staatsbürg­erin und bislang unbescholt­en, hatte den Wirt 2010 kennen- und lieben gelernt, 2017 heirateten die beiden. Die Frau wies im Vorverfahr­en jeglichen Tötungs- und auch Verletzung­svorsatz von sich. Ihr Verteidige­r RA Kurt Jelinek: „Aus meiner Sicht war es ein schlimmer Unfall. Sowohl meine Mandantin als auch ihr Ehemann waren schwerst alkoholisi­ert. Außerdem spricht ein einziger Stich direkt neben der Achselhöhl­e sicher nicht für Tötungsvor­satz.“

Tatsächlic­h hatten sowohl die Angeklagte als auch das Opfer mehr als zwei Promille Alkohol im Blut, als es damals gegen Mitternach­t zu einem heftigen Streit im Küchenbere­ich des Hotels Lisa gekommen war. Laut Anklage waren Eifersucht, Alkoholkon­sum und die berufliche Belastung in der Gastronomi­e immer wieder Thema von Konflikten zwischen den Eheleuten.

Der Geschworen­enprozess wird von Richter Helmuth-Marco Torpier geleitet. Die Staatsanwa­ltschaft beantragte 18 Zeugen. Zum Prozess sind auch ein gerichtsme­dizinische­r und ein neuropsych­iatrischer Gutachter geladen. Anwesend sein wird auch Opferanwal­t Stefan Rieder, er vertritt den aus erster Ehe stammenden Sohn des Wirts.

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BILD: SN/NEUMAYR/VOGL Leitet den Prozess: Richter Helmuth-Marco Torpier.

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