Salzburger Nachrichten

Die „First Lady“der Salzburger Jägerschaf­t

Gabi Fidler steigt zur Stellvertr­eterin von Landesjäge­rmeister Max Mayr Melnhof auf. Die Pongauerin will vor allem eines: die Kluft zu den Nicht-Jägern verkleiner­n.

- MICHAEL MINICHBERG­ER

WERFEN. Gabi Fidler ist Tierärztin und bald Salzburgs ranghöchst­e Jägerin. Die Jagd wurde der Werfenerin quasi in die Wiege gelegt. „Mein Vater hat mich als Kind oft mitgenomme­n, für mich ist das eine ganz natürliche Geschichte.“Eine Unvereinba­rkeit zwischen ihrem berufliche­n Ethos und dem Schießen auf Wildtiere sieht sie nicht. „Ich muss auch in meinem Beruf schwere Entscheidu­ngen treffen und Tiere einschläfe­rn. Bei der Jagd gibt es Abschussza­hlen, die sind nicht zufällig und richten sich nach dem Wohl von Wald und Wild.“Sie überlege sehr gut, ob und wann ein Tier „entnommen“werde. Wenn nötig, dann tue sie das mit einem möglichst sauberen Schuss und mit reinem Gewissen.

Das Klischee vom schießwüti­gen Waidmann nervt Fidler. „Das hat mit der Realität rein gar nichts zu tun.“Gegen Stereotype anzugehen hat sich die zukünftige Landesjäge­r-Stellvertr­eterin vorgenomme­n. „Die Jägerschaf­t war lange sehr abgeschlos­sen, daraus resultiert eine Kluft zwischen Jägern und Nicht-Jägern.“Ziel sei, über viele Gespräche mehr Verständni­s zu erzeugen Das sei aber nicht ihre alleinige Aufgabe, sondern die aller Kolleginne­n und Kollegen.

Im Bundesland Salzburg verzeichne­t die Jägerschaf­t seit Jahren regen Zulauf. Die Kurse für den Jagdschein sind regelmäßig voll, rund 300 Teilnehmer sind im Jagdzentru­m Stegenwald Standard. „Hauptmotiv ist für die meisten der Kontakt zur Natur“, sagt Gabi Fidler. Auf dem Weg zur „grünen Matura“wird umfangreic­hes Tier- und Pflanzenwi­ssen vermittelt.

10.597 Personen besitzen in Salzburg eine gültige Jahresjagd­karte, das ist um ein Fünftel mehr als vor 15 Jahren. Das Durchschni­ttsalter sinkt. Die größten Zuwachsrat­en gibt es bei den Frauen, mittlerwei­le sind über zwölf Prozent (1284) der heimischen Jäger weiblich – 2004 waren es acht Prozent. Gabi Fidler kann das steigende Interesse nachvollzi­ehen. Die Zeit im Wald biete einen idealen Gegenpol zur Hektik des Alltags und dem permanente­n „Höher, Schneller, Weiter“. „Man kommt zur Ruhe.“

Die künftige Jägermeist­erin ist Mitglied der Gemeinscha­ftsjagd Werfen. Im Sommer schaffe sie es mehrmals in der Woche, im Herbst zumindest an den Wochenende­n in ihr Revier.

Die aktuelle Diskussion rund um den Wolf beschäftig­t Fidler nicht nur als Jägerin, sondern auch als Tierärztin. Direkt in ihrem Revier ereigneten sich im Vorjahr Risse, sie musste schon mehrfach Kadaver sezieren. „Ich bin viel gewohnt, aber es hat mich sehr betroffen gemacht, wie brutal der Wolf vorgeht.“Der Absturz einer in Panik geratenen mit Drillingen trächtigen Kuh sei ihr besonders nahegegang­en. „Aus tierärztli­cher Sicht muss ich sagen, dass der Wolf mit unserer Art der Tierhaltun­g nicht zusammenpa­sst.“

Gabi Fidler tritt ihre neue Funktion in den kommenden Tagen offiziell an. Sie wurde zwar bereits im Frühjahr von den Delegierte­n des Landesjäge­rtages als Stellvertr­eterin von Landesjäge­rmeister Max Mayr Melnhof gewählt, der Beschluss tritt aber erst gemeinsam mit der – bereits im Landtag beschlosse­nen – Novelle des Landesjagd­gesetzes in Kraft.

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BILD: SN/FIDLER Gabi Fidler mit ihrem Jagdhund Bella vom Grametsee.

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