Die „First Lady“der Salzburger Jägerschaft
Gabi Fidler steigt zur Stellvertreterin von Landesjägermeister Max Mayr Melnhof auf. Die Pongauerin will vor allem eines: die Kluft zu den Nicht-Jägern verkleinern.
WERFEN. Gabi Fidler ist Tierärztin und bald Salzburgs ranghöchste Jägerin. Die Jagd wurde der Werfenerin quasi in die Wiege gelegt. „Mein Vater hat mich als Kind oft mitgenommen, für mich ist das eine ganz natürliche Geschichte.“Eine Unvereinbarkeit zwischen ihrem beruflichen Ethos und dem Schießen auf Wildtiere sieht sie nicht. „Ich muss auch in meinem Beruf schwere Entscheidungen treffen und Tiere einschläfern. Bei der Jagd gibt es Abschusszahlen, die sind nicht zufällig und richten sich nach dem Wohl von Wald und Wild.“Sie überlege sehr gut, ob und wann ein Tier „entnommen“werde. Wenn nötig, dann tue sie das mit einem möglichst sauberen Schuss und mit reinem Gewissen.
Das Klischee vom schießwütigen Waidmann nervt Fidler. „Das hat mit der Realität rein gar nichts zu tun.“Gegen Stereotype anzugehen hat sich die zukünftige Landesjäger-Stellvertreterin vorgenommen. „Die Jägerschaft war lange sehr abgeschlossen, daraus resultiert eine Kluft zwischen Jägern und Nicht-Jägern.“Ziel sei, über viele Gespräche mehr Verständnis zu erzeugen Das sei aber nicht ihre alleinige Aufgabe, sondern die aller Kolleginnen und Kollegen.
Im Bundesland Salzburg verzeichnet die Jägerschaft seit Jahren regen Zulauf. Die Kurse für den Jagdschein sind regelmäßig voll, rund 300 Teilnehmer sind im Jagdzentrum Stegenwald Standard. „Hauptmotiv ist für die meisten der Kontakt zur Natur“, sagt Gabi Fidler. Auf dem Weg zur „grünen Matura“wird umfangreiches Tier- und Pflanzenwissen vermittelt.
10.597 Personen besitzen in Salzburg eine gültige Jahresjagdkarte, das ist um ein Fünftel mehr als vor 15 Jahren. Das Durchschnittsalter sinkt. Die größten Zuwachsraten gibt es bei den Frauen, mittlerweile sind über zwölf Prozent (1284) der heimischen Jäger weiblich – 2004 waren es acht Prozent. Gabi Fidler kann das steigende Interesse nachvollziehen. Die Zeit im Wald biete einen idealen Gegenpol zur Hektik des Alltags und dem permanenten „Höher, Schneller, Weiter“. „Man kommt zur Ruhe.“
Die künftige Jägermeisterin ist Mitglied der Gemeinschaftsjagd Werfen. Im Sommer schaffe sie es mehrmals in der Woche, im Herbst zumindest an den Wochenenden in ihr Revier.
Die aktuelle Diskussion rund um den Wolf beschäftigt Fidler nicht nur als Jägerin, sondern auch als Tierärztin. Direkt in ihrem Revier ereigneten sich im Vorjahr Risse, sie musste schon mehrfach Kadaver sezieren. „Ich bin viel gewohnt, aber es hat mich sehr betroffen gemacht, wie brutal der Wolf vorgeht.“Der Absturz einer in Panik geratenen mit Drillingen trächtigen Kuh sei ihr besonders nahegegangen. „Aus tierärztlicher Sicht muss ich sagen, dass der Wolf mit unserer Art der Tierhaltung nicht zusammenpasst.“
Gabi Fidler tritt ihre neue Funktion in den kommenden Tagen offiziell an. Sie wurde zwar bereits im Frühjahr von den Delegierten des Landesjägertages als Stellvertreterin von Landesjägermeister Max Mayr Melnhof gewählt, der Beschluss tritt aber erst gemeinsam mit der – bereits im Landtag beschlossenen – Novelle des Landesjagdgesetzes in Kraft.