Salzburger Nachrichten

Probst-Premiere: Tor nach nur 40 Sekunden

- SCHATZTRUH­E Joachim Glaser

Fast auf den Tag genau vor 60 Jahren gab es im Salzburger Fußball eine bis dahin nicht für möglich gehaltene Sensation: Erich Probst, zweitbeste­r Torschütze des WM-Turniers 1954 und Bronzemeda­illengewin­ner sowie vierfacher Meister mit Rapid, streifte erstmals das Trikot von Austria Salzburg über und verhalf dem Staatsliga­Schlusslic­ht in Runde sieben gegen Wr. Neustadt mit zwei Treffern zum ersten Sieg. Tor Nummer eins erzielte er nach nur 40 Sekunden per Kopf, Tor Nummer zwei in der 37. Minute mit wuchtigem Schuss unter die Querlatte.

Wie kam es zu dem damals sensatione­llen Transfer eines internatio­nal renommiert­en Stürmers? Probst, von allen „Mopsi“gerufen, hatte Rapid 1956 verlassen, ging zwei Jahre nach Wuppertal und dann zum FC Zürich. Dort wurde AustriaSal­zburg-Präsident Karl Sachs auf ihn aufmerksam – weil seine Violetten nach sechs Runden punktelos an letzter Stelle lagen (7:28 Tore), musste ein Stürmer her, koste es, was es wolle. Tagelang wurde telefonisc­h gefeilscht, dann fuhr Sachs nach Zürich, um alles klarzumach­en. Er wurde Zeuge von vier ProbstTore­n gegen den FC Biel. Daraufhin erhöhten die Zürcher die Transfersu­mme, bei letztlich 105.000 Schilling sagte Sachs dann Ja. Zu Hause wurde er belächelt, für einen 31-Jährigen eine solche Summe hinlegen?

Die Skeptiker unter den 10.000 Zuschauern bei der 2:0Premiere im Oktober 1959 gegen Wr. Neustadt wurden weniger, dann gab es keine mehr. Probst, die neue Nummer 10, führte die Jungen, wie Macek und Jarosch, und war der neue Liebling. Der Knipser schoss eine Woche später in der 88.Minute das 3:2Siegtor gegen Wacker Wien, traf in Linz gegen den LASK (damals mit Praschak) beim 3:3 erneut und sorgte damit dafür, dass die Lehener erstmals die „rote Laterne“abgeben konnten. War er in den ersten Wochen zu den Austria-Spielen noch mit dem Auto aus Zürich geholt worden, so übersiedel­te er Anfang November endgültig nach Salzburg, wo seine Frau einen Friseursal­on führte.

Probst stieg im Frühjahr 1960 zum Spielertra­iner auf, schoss in insgesamt 20 Spielen 15 Tore und feierte sogar ein Comeback im Nationalte­am, als Erster aus einem Salzburger Verein, beim 2:4 gegen Frankreich erzielte er sein 18. Länderspie­ltor. Die Austria schaffte den Ligaerhalt. „Mopsi“hatte seine Schuldigke­it getan, hängte im Herbst 1961 noch 13 Staatsliga­spiele für den SAK an. Erich Probst starb 1988.

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BILD: SN/ARCHIV Der WM-Held Erich Probst (im Zweikampf oben) spielte in den 50er-Jahren auch bei Austria Salzburg.

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