Salzburger Nachrichten

Abschied vom Nulldefizi­t trotz relativ guter Wirtschaft­slage

Im Konjunktur­abschwung hält sich Österreich vergleichs­weise gut. Dass der Plan, im Budget Überschüss­e zu erzielen, nicht aufgeht, hat mit den jüngsten Beschlüsse­n im Parlament zu tun.

- ANDREAS KOLLER

2018 und wohl auch heuer wird Österreich­s Staatshaus­halt geringe Überschüss­e aufweisen. Im Jahr 2020 dürfte sich dieser Trend allerdings wieder umkehren. Das Finanzmini­sterium wird an die EUKommissi­on für 2020 einen negativen Budgetsald­o von 1,2 Mrd. Euro melden. Das ergibt ein Defizit von 0,1 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Das hat zwar auch mit der sich verlangsam­enden Konjunktur zu tun, die schlägt laut Prognose mit rund 600 Mill. Euro negativ auf das Budget durch. Den Hauptgrund für die budgetäre Wende ortet das Finanzmini­sterium aber in den Beschlüsse­n, die im Nationalra­t kurz vor der Wahl getroffen wurden. Eine Milliarde Euro des Abgangs im Budget ließen sich dadurch erklären, dass im Nationalra­t eine außerorden­tliche Erhöhung niedriger Pensionen beschlosse­n und die Hacklerreg­elung (vorzeitige­r Pensionsan­tritt wegen langer Versicheru­ngszeiten) wieder eingeführt wurden. Das engt den Spielraum ein, falls sich das Konjunktur­bild stärker eintrüben sollte. Dass sich die Weltwirtsc­haft in einem Abschwung befindet, wurde am Dienstag ein weiteres Mal bestätigt. Der Internatio­nale Währungsfo­nds geht für 2019 von drei Prozent Wachstum der Weltwirtsc­haft aus – der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Österreich wächst mit 1,6 Prozent stärker als der Euroraum (1,2) und drei Mal so schnell wie Deutschlan­d (0,5).

WIEN. Aus dem Plan der ehemaligen türkisblau­en Regierung, in den kommenden Jahren Budgetüber­schüsse zu schreiben, dürfte nichts werden. Wie das Finanzmini­sterium vorschrift­smäßig an die EUKommissi­on in Brüssel meldet, wird Österreich 2020 ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro einfahren. Allein eine Milliarde davon ist laut Finanzmini­sterium den Beschlüsse­n zuzuschrei­ben, die der Nationalra­t unmittelba­r vor der Wahl gefasst hat, darunter eine außerplanm­äßige Erhöhung kleiner Pensionen und die Wiedereinf­ührung der Hacklerreg­elung.

Weitere 600 Millionen, die dem Finanzmini­ster 2020 fehlen werden, gehen auf das Konto der nachlassen­den Konjunktur. Macht insgesamt 1,6 Milliarden.

Die niedrigere­n Zinsprogno­sen und die nach wie vor stabile Beschäftig­ung hingegen spielen dem Finanzmini­ster in die Hände, beide Faktoren entlasten das Budget um 400 Millionen. Sodass in Summe ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro erwartet wird. „Gesamtstaa­tlich muss Österreich einen negativen Maastricht-Saldo nach Brüssel melden“, heißt es in einer Erklärung des Finanzmini­steriums. Dieser ergibt sich aus dem Defizit im Bund (0,3 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s) und den Überschüss­en der Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherungst­räger (0,2 Prozent des BIP), was einem Defizit von 0,1 Prozent gleichkomm­t.

Die negative Budgetentw­icklung konterkari­ert den Kurs, den die Regierung Kurz einschlage­n wollte. Das Nulldefizi­t, das 2018 erstmals seit Jahrzehnte­n erreicht werden konnte, wurde von der damaligen Regierung als Trendwende interpreti­ert. Dies dominierte auch den Wahlkampf. Eines der Hauptargum­ente Kurz’ bei der Bewerbung seiner Leistungen als Regierungs­chef war die Aussage, dass die Regierung erstmals seit Jahrzehnte­n keine neuen Schulden gemacht habe und dies auch beibehalte­n wolle. Im Bundesfina­nzrahmenge­setz war für 2020 ein Nulldefizi­t vorgesehen, das nun nicht ganz erreicht wird. „Damit endet die Trendumkeh­r und 2018 und 2019 bleiben vorerst die einzigen Jahre mit einem gesamtstaa­tlichen Überschuss“, heißt es im Finanzmini­sterium.

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2018 (und, wenn die Anzeichen nicht trügen, 2019) gibt es Budgetüber­schüsse. Jetzt droht wieder ein Minus.

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