Salzburger Nachrichten

Zwei bringen sich in Stellung

Links oder rechts? Die Grünen stellen ihre Verhandler vor. Und die FPÖ will im Koalitions­poker doch mitspielen.

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Also doch. Die FPÖ bringt sich – trotz einer ersten Absage nach ihrem Wahldebake­l – als möglicher Koalitions­partner für die ÖVP ins Spiel. Der Grund für diesen blauen Schwenk ist Tausende Kilometer entfernt in Nordsyrien zu finden. Aufgrund der türkischen Invasion in die dortigen Kurdengebi­ete warnt FPÖ-Chef Norbert Hofer vor einer türkis-grünen „Linksregie­rung“, die Österreich nicht vor möglichen Flüchtling­sströmen aus Syrien Richtung Europa schützen würde: „Es wird offene Grenzen geben.“Überhaupt kann sich der FPÖ-Chef nicht vorstellen, dass bei den Sondierung­sgespräche­n zwischen der ÖVP und den Grünen „etwas G’scheites herauskomm­t“, und warnte vor der grünen „Weltunterg­angssekte“.

Grünen-Chef Werner Kogler, der fast parallel dazu zur Pressekonf­erenz geladen hatte, nahm Hofers Aussage als Versuch, sich „kabarettis­tisch zu betätigen“, zur Kenntnis. Was die FPÖ angehe, sei diese im Koalitions­poker aber „voll im Spiel“. „Mit diesen Spompanade­ln“, also dass die FPÖ sich aus dem Spiel nehme, „braucht man mir gar nicht zu kommen“, sagte er in Richtung von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die blaue Option sei schon 2003 der Grund dafür gewesen, dass sich die ÖVP in den Verhandlun­gen mit den Grünen kaum bewegt habe. Aber, sagte Kogler, die Grünen gingen jedenfalls „positiv“in die Gespräche. Zwar gebe es viele Risiken und „enorme Unterschie­de“, aber eben auch Chancen: „Man soll sich nicht immer nur fürchten.“

Am Freitag treffen die Grünen erstmals mit dem Team von Sebastian Kurz zusammen: Auf grüner Seite ist das neben Kogler der oberösterr­eichische Langzeitla­ndesrat Rudolf Anschober als schwarz-grüner Verhandlun­gsspeziali­st und Integratio­nsexperte. Die Wiener Grünen-Chefin und Vizebürger­meisterin Birgit Hebein, die laut Kogler auch zeigen soll, dass die Grünen im Gleichschr­itt marschiere­n und eben nicht in einen Fundiund einen Realo-Flügel gespalten sind. ÖkoExperti­n Leonore Gewessler, die vor ihrem Quereinsti­eg bei den Grünen Chefin von Global 2000 war. Die frühere Pilz-Mandatarin Alma Zadić, die als juristisch­e Expertin dabei ist. Und Josef Meichenits­ch, ein ausgewiese­ner Budget- und Finanzexpe­rte, der zuletzt bei der Finanzmark­taufsicht beschäftig­t und vor Jahren Mitarbeite­r Koglers im Parlaments­klub war. Nun gelte es „die inhaltlich­en Schnittmen­gen“mit der ÖVP und einen Umgang mit den Unterschie­den zu finden, sagte Kogler. Aber: „Der Ausgang der Verhandlun­gen ist völlig offen.“

Falls die Gespräche zwischen Kurz und Kogler scheitern – und davon geht die FPÖ aus – würden die Freiheitli­chen die Lage neu bewerten und eventuell doch in Verhandlun­gen mit der ÖVP eintreten. Die Botschaft war am Dienstag klarer als in den Tagen zuvor: Die FPÖ ist nicht abgeneigt, Juniorpart­ner in einer möglichen türkis-blauen Neuauflage zu sein. „Wir sind aber auch nicht der ,Last Exit‘ für Kurz, damit er bei den anderen den Preis nach oben treiben kann“, stellte Hofer klar.

Die FPÖ versucht derzeit, möglichst rasch einen großen Abstand zwischen die Partei und das Ehepaar Strache zu bringen. „Die Causa Philippa ist abgehakt. Sie hat keinen Job in der FPÖ, sie wird nicht im FPÖ-Parlaments­klub sein“, sagte Hofer und verwies einmal mehr darauf, dass in der FPÖ künftig strengere Regeln bei Spesenabre­chnungen gelten sollen. Damit will man auch frustriert­e FPÖ-Wähler wieder mit der Partei versöhnen. Kurz zuvor hatte Harald Vilimsky noch das 9500-Euro-Gehalt für Philippa Strache für ihre Social-Media-Arbeit verteidigt. Sie habe enormen „externen Input“eingebrach­t, sagte Vilimsky, der das hohe Gehalt als Finanzrefe­rent mit abgesegnet hatte.

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Grünen-Chef Kogler: „Man soll sich nicht immer nur fürchten.“
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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER FPÖ-Chef Hofer: „Kurz kann keine Koalition mehr scheitern lassen.“

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