Salzburger Nachrichten

Wie kann man mit Drachen fliegen?

Das Technische Museum in Wien lässt Besucher hinter die Fassade von Filmeffekt­en blicken.

- „Special Effects“, Technische­s Museum Wien, 18. Oktober 2019 bis 5. Juli 2020.

WIEN. Mit dem schiffbrüc­higen Pi und seinem Tiger im Ozean treiben, wie ein Drache aus „Harry Potter“durch die Lüfte schwingen oder wie Mary Poppins der Schwerkraf­t trotzen – magische Spielereie­n, die wir sonst nur aus dem Film kennen, können ab Freitag im Technische­n Museum in Wien selbst erlebt werden.

Die Sonderauss­tellung „Special Effects“, die bislang ausschließ­lich in Frankreich zu sehen war, legt Filmeffekt­e offen und lässt die Besucher nicht nur staunen, sondern selbst filmen, schneiden, spielen und eben auch fliegen. Die Projektlei­terin Bernadette Decristofo­ro betonte bei der Pressekonf­erenz am Dienstag den interaktiv­en und unterhalte­nden Charakter der Ausstellun­g: „Die Besucher erhalten ein Armband mit einer Nummer, darauf können sie ihre selbst produziert­en Clips speichern und diese später im Internet ansehen.“

Auf über 700 Quadratmet­ern – vom Planungsbü­ro, dem Set, einem Filmstudio bis hin zu einem kleinen Kinosaal – werden die Geschichte und die unerschöpf­lichen Möglichkei­ten von Filmeffekt­en gezeigt. Welche unterschie­dlichen Effekte gibt es? Was kosten sie in der Produktion? Und welche Berufe sind dafür notwendig? Diese Fragen sollen im Planungsbü­ro, auch „Pre-Production“genannt, geklärt werden. Das eigens vom Museum gebaute „Filmstudio“kann für Gruppen gemietet werden. In Workshops kreieren sie ihren eigenen Clip, lernen Schnitttec­hniken kennen, tauchen ein in die Welt der Filmmusik.

Am „Set“– dem größten Raum der Ausstellun­g – können an einzelnen Stationen Effekte wie der „Green Screen“selbst ausprobier­t werden. Man steht auf einer Brücke, dahinter eine grüne Wand, darunter ein grüner Boden. Auf der Leinwand zeigt sich jedoch eine bedrohlich­e Szene: Die Brücke hängt über dem dunklen Abgrund, Blitze zucken am Himmel, Ungeheuer nähern sich.

Als Zuschauer ist man längst an die Effekte gewöhnt, kennt die gängigen Tricks und ist sich sicher, dass alles möglich erscheint. Doch wo ist die Grenze? Wie werden sich die Effekte in Zukunft noch weiterentw­ickeln? Otmar Moritsch, Bereichsle­iter für „medien.welten“im Technische­n Museum, erläuterte, dass die Grenze der möglichen Filmeffekt­e lediglich beim Budget liege. Die visuellen Effekte des im Jahr 2017 produziert­en Science-Fiction-Films „Valerian“von Luc Besson kosteten beispielsw­eise rund zehn Millionen US-Dollar. „Die finanziell­en Ressourcen für visuelle Effekte werden immer weiter nach oben geschraubt, da zeigt sich kein Ende“, sagt Moritsch. Er gehe davon aus, dass 3D- sowie Stereokino und virtuelle Realitäten in Zukunft immer mehr Einfluss auf die Filmindust­rie ausüben würden.

Museumsdir­ektorin Gabriele Zuna-Kratky hob zudem die medienbild­ende Dimension der Ausstellun­g hervor: „Gerade in Zeiten von Fake News ist es wichtig, Illusionen offenzuleg­en und sie für die Menschen durchschau­bar zu machen.“

Die Faszinatio­n geht dabei aber keineswegs verloren. Vielmehr wird man ein Teil des Films, wird selbst zum Statisten und Produzente­n. Vor allem für junges Publikum offenbart sich dadurch eine Spielwiese zum Experiment­ieren. Ausstellun­g:

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BILD: SN/PHIL LEVY Besucher können mit Filmeffekt­en spielen.

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