Wie kann man mit Drachen fliegen?
Das Technische Museum in Wien lässt Besucher hinter die Fassade von Filmeffekten blicken.
WIEN. Mit dem schiffbrüchigen Pi und seinem Tiger im Ozean treiben, wie ein Drache aus „Harry Potter“durch die Lüfte schwingen oder wie Mary Poppins der Schwerkraft trotzen – magische Spielereien, die wir sonst nur aus dem Film kennen, können ab Freitag im Technischen Museum in Wien selbst erlebt werden.
Die Sonderausstellung „Special Effects“, die bislang ausschließlich in Frankreich zu sehen war, legt Filmeffekte offen und lässt die Besucher nicht nur staunen, sondern selbst filmen, schneiden, spielen und eben auch fliegen. Die Projektleiterin Bernadette Decristoforo betonte bei der Pressekonferenz am Dienstag den interaktiven und unterhaltenden Charakter der Ausstellung: „Die Besucher erhalten ein Armband mit einer Nummer, darauf können sie ihre selbst produzierten Clips speichern und diese später im Internet ansehen.“
Auf über 700 Quadratmetern – vom Planungsbüro, dem Set, einem Filmstudio bis hin zu einem kleinen Kinosaal – werden die Geschichte und die unerschöpflichen Möglichkeiten von Filmeffekten gezeigt. Welche unterschiedlichen Effekte gibt es? Was kosten sie in der Produktion? Und welche Berufe sind dafür notwendig? Diese Fragen sollen im Planungsbüro, auch „Pre-Production“genannt, geklärt werden. Das eigens vom Museum gebaute „Filmstudio“kann für Gruppen gemietet werden. In Workshops kreieren sie ihren eigenen Clip, lernen Schnitttechniken kennen, tauchen ein in die Welt der Filmmusik.
Am „Set“– dem größten Raum der Ausstellung – können an einzelnen Stationen Effekte wie der „Green Screen“selbst ausprobiert werden. Man steht auf einer Brücke, dahinter eine grüne Wand, darunter ein grüner Boden. Auf der Leinwand zeigt sich jedoch eine bedrohliche Szene: Die Brücke hängt über dem dunklen Abgrund, Blitze zucken am Himmel, Ungeheuer nähern sich.
Als Zuschauer ist man längst an die Effekte gewöhnt, kennt die gängigen Tricks und ist sich sicher, dass alles möglich erscheint. Doch wo ist die Grenze? Wie werden sich die Effekte in Zukunft noch weiterentwickeln? Otmar Moritsch, Bereichsleiter für „medien.welten“im Technischen Museum, erläuterte, dass die Grenze der möglichen Filmeffekte lediglich beim Budget liege. Die visuellen Effekte des im Jahr 2017 produzierten Science-Fiction-Films „Valerian“von Luc Besson kosteten beispielsweise rund zehn Millionen US-Dollar. „Die finanziellen Ressourcen für visuelle Effekte werden immer weiter nach oben geschraubt, da zeigt sich kein Ende“, sagt Moritsch. Er gehe davon aus, dass 3D- sowie Stereokino und virtuelle Realitäten in Zukunft immer mehr Einfluss auf die Filmindustrie ausüben würden.
Museumsdirektorin Gabriele Zuna-Kratky hob zudem die medienbildende Dimension der Ausstellung hervor: „Gerade in Zeiten von Fake News ist es wichtig, Illusionen offenzulegen und sie für die Menschen durchschaubar zu machen.“
Die Faszination geht dabei aber keineswegs verloren. Vielmehr wird man ein Teil des Films, wird selbst zum Statisten und Produzenten. Vor allem für junges Publikum offenbart sich dadurch eine Spielwiese zum Experimentieren. Ausstellung: