Salzburger Nachrichten

Dreifacher Mutter droht lebenslang

Eine 64-jährige Pensionist­in wurde mit einem Hammer brutal ermordet. Der Verteidige­r sieht jedoch ausgerechn­et die DNA-Spuren der Angeklagte­n auf dem Bademantel des Opfers als Beweis für die Unschuld seiner Mandantin.

-

War es eine herzliche Umarmung oder bestialisc­her Mord? Fakt ist, dass auf den Kopf von Hedwig Sch. (64) mit dem spitzen Ende eines Hammers mehr als 20 Mal eingeschla­gen wurde. Und dass anschließe­nd der Möbeltreso­r mit rund 11.000 Euro Bargeld darin fehlte. Und weiterhin fehlt. Denn der Minisafe ist ebenso wie die Tatwaffe unauffindb­ar.

Für die Staatsanwa­ltschaft steht fest: Die 44-jährige Tamara B. ist die Täterin. Wegen massiver Geldproble­me habe die dreifache Mutter die Pensionist­in am 22. Jänner 2019 in Ebergassin­g (NÖ) brutal erschlagen und beraubt. „Wir haben Motiv, Möglichkei­t, Gewaltbere­itschaft und eindeutige Spurenlage“, sagte Staatsanwa­lt Peter Zimmermann zum Auftakt des Prozesses am Landesgeri­cht Korneuburg am Dienstag. Immerhin habe B. bereits 2009 ein Postamt ausgeraubt und einer Mitarbeite­rin – obwohl das Geld schon übergeben war – ein Küchenmess­er in die Brust gerammt. Auch damals sei die Beschuldig­te in finanziell­er Not gewesen. Nach sechs von ursprüngli­ch zehn Jahren Haft kam die heute 44-Jährige 2015 frei.

Doch just die laut Anklage stichhalti­gen DNA-Spuren von Tamara B., die sowohl in der ganzen Wohnung als auch am Bademantel des Opfers von Ebergassin­g gefunden worden waren, lassen bei der Verteidigu­ng keinen Zweifel offen, dass B. unschuldig ist. „Die Hedi war für mich ein Mutterersa­tz und für meine zweijährig­e Tochter war sie die Oma“, gab die Angeklagte zu Protokoll. Sie habe die 64-Jährige noch am Tag der Tat besucht, um ihr nachträgli­ch zum Geburtstag zu gratuliere­n. Dabei habe man sich herzlich umarmt, ein bisschen geplaudert und eine Zigarette geraucht. Bademantel habe die Pensionist­in dabei keinen angehabt.

Anwalt Wolfgang Blaschitz brachte in seiner Verteidigu­ngsrede einen slowakisch­en Krankenpfl­eger ins Spiel, der unmittelba­r nach der Tat kurze Zeit als Hauptverdä­chtiger galt. „Von dem Tresor im Wandschran­k hat halb Ebergassin­g gewusst“, sagte Blaschitz. Dieser Krankenpfl­eger habe – entgegen dessen Behauptung – sehr wohl „intensiven Kontakt“zum späteren Mordopfer gehabt.

Der Verteidige­r wies auch auf eine Blumentopf­scherbe hin, die man unter dem Kopf der Leiche gefunden hatte. Anwalt Blaschitz ortet bei dem Fall „massive Ungereimth­eiten“.

Tamara B. beteuerte indes immer wieder ihre Unschuld. Auch dem Vorhalt der Geldnot widersprac­h sie. „Ich habe in der Haft gelernt, mit wenig auszukomme­n“, betonte die 44-Jährige, die geringfügi­g in einem Blumengesc­häft arbeitet. „Was ich 2009 getan habe, ist nicht zu entschuldi­gen. Aber ich weiß jetzt, was es heißt, seine Kinder im Stich zu lassen. Das passiert mir nicht noch einmal.“

Der Prozess in Korneuburg ist für insgesamt drei Verhandlun­gstage angesetzt. Am 22. Oktober soll ein Urteil gefällt werden. Der Angeklagte­n droht bei einer Verurteilu­ng lebenslang­e Haft.

 ?? BILD: SN/APA ?? Die Angeklagte Tamara B.
BILD: SN/APA Die Angeklagte Tamara B.

Newspapers in German

Newspapers from Austria