Nach den Bluttaten von Wullowitz wird das Flüchtlingsquartier aufgelassen
Der Asylbewerber, der einen Landwirt ermordete und einen Betreuer lebensgefährlich verletzte, wird als streng gläubiger Muslim beschrieben. Als er mit dem Betreuer reden wollte, dürfte es zum Streit über eine Jobvermittlung gekommen sein.
Einen Tag nach dem mörderischen Angriff auf einen Rotkreuzmitarbeiter und dem Raubmord an einem pensionierten Landwirt in Wullowitz an der oberösterreichisch-tschechischen Grenze konnten Polizei und Justiz noch kein genaues Motiv des Täters nennen. Der Verdächtige habe eine Aussprache mit dem Betreuer des Flüchtlingsheims, David H. (32), gesucht, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Oberösterreich, Gottfried Mitterlehner, am Dienstag. Warum die Situation eskalierte, könne erst in der Befragung des Verdächtigen geklärt werden. Zunächst hatte die Polizei erklärt, es sei wegen „Differenzen bei der Vermittlung eines Arbeitsplatzes“zum Streit gekommen.
Wie berichtet, war ein 33-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan am Montagabend nach einer mehr als siebenstündigen Großfahndung am Bulgariplatz im Linzer Makartviertel östlich des Hauptbahnhofs von der Polizei gefasst worden. Jamal Ali A. war mit dem Kleinwagen des Altbauern Franz G. (63) unterwegs. Das Auto hatte er in seine Gewalt gebracht, nachdem er den pensionierten Landwirt mit einem Klappmesser in der Garage von dessen Anwesen getötet hatte. „Es gab mehrere Stiche, einer davon war tödlich“, erklärte Staatsanwalt Philip Christl.
Der Flüchtlingsbetreuer aus dem Bezirk Freistadt schwebte am Dienstag in der Linzer Uniklinik in Lebensgefahr. Bewohner der Flüchtlingsunterkunft hatten den Angreifer, der mit einem offenbar mitgebrachten Klappmesser bewaffnet war, zunächst zurückhalten können. Dabei erlitt ein Asylbewerber Schnittverletzungen, zwei andere trugen Prellungen davon. Doch der Afghane riss sich los und stach den Betreuer nieder. Dann flüchtete er mit einem Fahrrad. Nur wenige Hundert Meter weiter traf er auf den Altbauern und beging das nächste Verbrechen. Bei der Fahndung entdeckten Cobra-Beamte den getöteten Bauern um 16.30 Uhr, gut zwei Stunden nach dem Notruf aus dem Flüchtlingsquartier. „Zuerst wurde der Fahndungsring aufgezogen, da vergeht natürlich eine gewisse Zeit“, sagte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl.
Jamal A. kam im Juli 2015 mit Schleppern ins Burgenland und beantragte Asyl. Über seine Beschwerde gegen den negativen Bescheid erster Instanz hat das Bundesverwaltungsgericht noch nicht entschieden. Seit Juni 2018 lebte er nicht mehr in der Flüchtlingsunterkunft in Wullowitz, dem früheren Wohnhaus der Zollwache, er zog mit seiner Lebensgefährtin in ein Privatquartier in den sechs Kilometer entfernten Hauptort Leopoldschlag. Laut Landesrat Rudi Anschober (Grüne) wurde der Afghane im Mai für zwei Wochen aus der Wohnung weggewiesen, seine Frau habe aber keine Anzeige erstattet. Das Paar hat zwei kleine Kinder.
Der Verdächtige habe früher öfters für die Gemeinde gearbeitet, sei aber heuer immer unzuverlässiger geworden, sagte Bürgermeister Hubert Koller (ÖVP). Der Forderung des Bürgermeisters, das Flüchtlingsheim in dem kleinen Ort zu schließen, wurde umgehend entsprochen. Das Rote Kreuz kündigte an, die 20 Bewohner würden noch diese Woche in andere Quartiere verlegt. Bisher fiel der Afghane laut Polizei zwei Mal auf: Im April 2019 stellte er einen anderen Kursteilnehmer bei der Volkshochschule wegen Alkoholkonsums zur Rede und brach sich beim folgenden Gerangel ein Sprunggelenk. Im Juli drehte er bei der praktischen Fahrprüfung in Freistadt einige Runden mit quietschenden Reifen, die dadurch ruiniert wurden.