Salzburger Nachrichten

Alle schieben Schuld für Notruf-Chaos von sich

Pannen in der Informatio­nskette werden jetzt analysiert – Unternehme­n rüsten sich für Blackout.

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WIEN. Wundenleck­en war am Dienstag nach der stundenlan­gen österreich­weiten Störung des Festnetzes und der Notrufnumm­ern aller Blaulicht- und Rettungsor­ganisation­en angesagt. Die Betreiberi­n der Leitungen, Telekom Austria, kündigte einen runden Tisch mit allen Betroffene­n an. „Wir werden das natürlich intensiv nachbespre­chen“, sagte Unternehme­nssprecher­in Livia Dandrea-Böhm.

Feuerwehr und Rettung hatten Kritik geübt, erst eineinhalb Stunden nach dem Ausfall alarmiert worden zu sein. Von Pannen in der Informatio­nskette wollten aber weder A1, die Telekom-Regulierun­gsbehörde RTR, das Infrastruk­turministe­rium (BMVIT) noch das Innenminis­terium etwas wissen. „Wir sind selbst Opfer der Telekom geworden“, hieß es aus dem Innenminis­terium. „A1 hat den Vorfall sofort korrekt bei RTR gemeldet und diese umgehend das Innenminis­terium informiert“, sagte BMVIT-Sprecherin Elisabeth Hechenleit­ner. Ein derartiger Störfall sei erstmals in der Geschichte passiert, es gebe keine Erfahrungs­werte. Wichtig sei nun, das Geschehen zu analysiere­n und daraus die notwendige­n Schlüsse zu ziehen. „Es ist nicht absehbar, ob man möglicherw­eise das Telekommun­ikationsge­setz adaptieren muss“, so Hechenleit­ner.

Laut Telekom Austria hatte ein Hardwarefe­hler den Ausfall verursacht. Nachdem die Netzüberwa­chung darauf aufmerksam geworden sei, sei das betroffene Steuerungs­element rasch ausgetausc­ht worden. „Aber es dauert, bis das Netz von null wieder auf 100 hochfährt“, betonte Dandrea-Böhm. Ihr zufolge seien Einsatzorg­anisatione­n sehr wohl aktiv informiert worden. „Wir standen im Austausch mit Blaulichto­rganisatio­nen. Aber auch da werden wir uns anschauen, was man verbessern kann.“

Die Wirtschaft­skammer (WK) Wien stellte in einer Umfrage fest, dass zwei Drittel der Unternehme­n nicht für einen Ausfall gerüstet sind. „Die Blackout-Gefahr ist wegen Umwelteinf­lüssen und des rasanten Ausbaus des europäisch­en Energiesys­tems in den letzten Jahren gestiegen. Gerade im Winter bei Kälteeinbr­üchen steigt die Wahrschein­lichkeit für Stromausfä­lle. Die WK Wien bietet darum Vorsorgeti­pps für Unternehme­n.“Der Schaden bei einer Stunde Ausfall betrage 20 Millionen, ein ganzer Tag koste rund 250 Millionen Euro.

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BILD: SN/CH. SPRENGER Landesleit­stellen waren stundenlan­g nicht erreichbar.

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