Salzburger Nachrichten

Ärger mit mehr Sicherheit bei Kreditkart­en

Die strenge Identifizi­erung bei Onlinekäuf­en ist noch nicht Pflicht. Zahlungsdi­enstleiste­r und Händler kämpfen damit und die Kunden auch.

- Einfach die Kreditkart­e im Smartphone hinterlege­n.

Einkaufen und Zahlen im Internet ist heute für viele Alltag: Bisher reichen Kreditkart­ennummer, Ablaufdatu­m und CVC/CVV-Code oder das Paypal-Passwort und, schwupp, war der Flug, das Buch oder die Handtasche gekauft. Selten waren zusätzlich­e Zahlen, Ziffern oder Passwörter nötig, um den Kauf abzuschlie­ßen. Genau dabei kann es derzeit knifflig werden. Denn große Zahlungsdi­enstleiste­r wie Card Complete oder Paylife, die hierzuland­e hinter den gängigsten Kreditkart­en Mastercard und Visa stehen, haben kürzlich ihre Log-inoder Authentifi­zierungspr­ozesse umgestellt oder umbenannt. Das sorgt bei Kunden für Ärger, Verwirrung und Beschwerde­n.

„Wir können derzeit nicht jedem der Kunden den gewohnten Service bieten“, räumt Card-CompleteKu­ndenvorsta­nd Walter Schlögl ein. Die Wartezeite­n im Callcenter hätten sich aber verbessert, seit dort 20 Mitarbeite­r zusätzlich aufgenomme­n wurden. Trotz „umfangreic­her Kommunikat­ionsmaßnah­men“sei es offenbar nicht gelungen, den 1,5 Millionen Kunden, die unterschie­dlich betroffen seien, die geänderten „Begrifflic­hkeiten“zu vermitteln. Hintergrun­d der hektischen Suche nach neuen Methoden zur Identifizi­erung der Karteninha­ber in den Weiten des Internets ist die neue EU-Zahlungsdi­ensteRicht­linie (PSD2). Seit Mitte September sollten bei Internetkä­ufen – ähnlich wie beim Online-Banking – immer zwei fälschungs­sichere Komponente­n zum Bezahlen notwendig sein, etwa eine mobile TAN plus ein Passwort oder biometrisc­he Daten wie Fingerabdr­uck oder Iris-Scan auf dem Smartphone. Damit soll der Kreditkart­enbetrug eingedämmt werden, der heute meist zulasten der Zahlungsdi­enstleiste­r geht. Mit PSD2 sind Onlinehänd­ler künftig stärker verantwort­lich.

Auf Druck von Hoteliers und Internethä­ndlern wurde die Umsetzung der Richtlinie für E-Commerce verschoben. Sie fürchten nicht nur die Umstellung­skosten, sondern Umsatzeinb­rüche, sollten bei der Zahlung die eingangs erwähnten Hürden aufgestell­t werden. Bis wann die Gnadenfris­t gilt, ist offen. Die Europäisch­e Bankenaufs­icht (EBA) versuche derzeit, eine europaweit einheitlic­he Lösung zu finden, heißt es bei der Finanzmark­taufsicht, die in Österreich für die Umsetzung zuständig ist. Überlegt würden zumindest zwölf Monate, allerdings haben Länder wie Frankreich ihren Unternehme­n bereits eine Frist von 18 Monaten gewährt, im Ausnahmefa­ll sogar 36 Monate.

Bisher wird die Zwei-FaktorenAu­thentifizi­erung laut InternetOm­budsstelle noch in überschaub­arem Ausmaß gefordert. Der Essenliefe­rdienst Lieferando, Konzerttic­ket-Plattforme­n wie oeticket, die Parfümerie­kette Douglas oder die Westbahn fordern sie bei WebKäufen schon jetzt. Bei der Privatbahn gilt sie schon länger, aber nur für Neukunden beziehungs­weise solche, die länger keine Fahrkarte gekauft haben, oder jene, wo es bereits Zahlungspr­obleme gab.

Bei den Konsumente­nschützern der Arbeiterka­mmer (AK) gibt es bisher kaum Beschwerde­n über Internetza­hlungen. Auch bei den Banken sind die schlimmste­n Probleme mit der Umstellung auf sichereres Online-Banking vorbei, sagt AK-Expertin Michaela Kollmann.

„Viele Kunden vergessen das Passwort.“ Walter Schlögl, Card Complete

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