Von der Siegerstraße auf das Abstellgleis
Mit ihren Transfers haben sie Red Bull Salzburg mehr als 100 Millionen Euro in die Clubkassa gespült. Doch nur wenige Ex-Bullen sind bei ihren neuen Arbeitgebern glücklich geworden.
SALZBURG. Munas Dabbur war bei der 23. Bruno-Gala am Montagabend im Wiener Gartenbaukino einer der Hauptprotagonisten. Der ehemalige Stürmerstar von Red Bull Salzburg wurde als Torschützenkönig ausgezeichnet und darüber hinaus zum besten Bundesliga-Spieler der Saison 2018/19 gewählt. Die Übergabe der neu gestalteten Siegertrophäe – eine Skulptur, die die Silhouette des 1994 verstorbenen Bruno Pezzey darstellt – fand schon einige Tage zuvor im Rahmen des Länderspiels zwischen Österreich und Israel statt, wie am Galaabend in einem Video auf der Bühnenleinwand zu sehen war. Für Dabbur eine schöne Aufmunterung in seiner wahrscheinlich schwierigsten Phase als Profifußballer: Denn seit er Salzburg um eine Ablöse von 15 Millionen Euro in Richtung Sevilla verlassen hat, ist die Karriere des einstigen Bullen-Torjägers (72 Treffer in 128 Spielen) ins Stocken geraten.
Generell fällt auf: Viele jener Spieler, die Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg in den vergangenen ein, zwei Jahren mit der Begründung, zu einem größeren Verein in einer größeren Liga wechseln zu wollen, verlassen haben, sind entweder schwer verletzt oder aus sportlichen Gründen bei ihren neuen Arbeitgebern vorerst nicht glücklich geworden. Für manche Ex-Bullen war es sogar ein fliegender Wechsel von der Siegerstraße auf das Abstellgleis. Die SN haben sich auf Spurensuche begeben. Munas Dabbur: In den Planungen von Julen Lopetegui, der seit Sommer Cheftrainer beim FC Sevilla ist, spielt der 27-jährige Israeli keine Rolle. Die bisherigen Spiele in der Primera División hat Dabbur ausschließlich als Zuschauer auf der Tribüne verfolgt, in der Europa League hat es immerhin zu zwei Kurzeinsätzen gereicht. Gegen Karabach Ağdam und Apoel Nikosia spielte Dabbur aber gerade einmal 15 Minuten – insgesamt. Darüber hinaus fühlt sich der sensible Stürmer generell nicht wohl in Sevilla. Das Treffen mit ehemaligen Clubkollegen von Red Bull Salzburg im Rahmen des EM-Qualifikationsspiels in Wien verlief für Dabbur deshalb höchst emotional. Fredrik Gulbrandsen: Der Norweger folgte dem Ruf des Geldes und wechselte zu Başakşehir nach Istanbul. Fernab der mitteleuropäischen Aufmerksamkeit pendelt Gulbrandsen zwischen Startelf und Ersatzbank, ist in der ChampionsLeague-Qualifikation an Olympiakos Piräus gescheitert und hat in der Meisterschaft bisher ein Saisontor zu Buche stehen. Amadou Haidara: In Salzburg Fixstarter, beim Red-BullSchwesterclub in Leipzig ist er seit seinem Wechsel in der vergangenen Winterpause nie wirklich über die Reservistenrolle hinausgekommen. Seine Ausbeute unter Neo-Coach Julian Nagelsmann bisher: ein Assist. Valon Berisha: Um zehn Millionen Euro im Sommer 2018 von Salzburg zu Lazio Rom gewechselt, entpuppt sich sein Engagement beim italienischen Hauptstadtclub immer mehr als Missverständnis. In der Serie A ist Berisha von Beginn an notorischer Bankerldrücker. Diese Saison stand er bei der 0:1-Niederlage gegen Inter Mailand gerade einmal 17 Minuten auf dem Platz. Zwischendurch wurde der Mittelfeldspieler von mehreren Muskelverletzungen und einer Knie-OP zurückgeworfen. Schlager, Wolf, Lainer, Samassékou: Der Verletzungsteufel hat erbarmungslos zugeschlagen: Xaver Schlager (Wolfsburg) und Hannes Wolf (Leipzig) sind jeweils mit Knöchelbrüchen ein halbes Jahr out. Stefan Lainer fügte sich beim neuen MarcoRose-Club Borussia Mönchengladbach bemerkenswert ein, fällt aktuell aber nach einer Bänderverletzung im Sprunggelenk aus. Diadie Samassékou muss nach seinem holprigen Start bei 1899 Hoffenheim aufgrund eines Muskelfaserrisses passen.