Salzburger Nachrichten

Skandale überschatt­en die EM-Qualifikat­ion

Nach Affenlaute­n und Hitlergruß bulgarisch­er Fans gegen England drohen harte UEFA-Strafen.

- SN-drob, APA, dpa

Der Rassismuss­kandal beim EM-Qualifikat­ionsspiel der englischen Fußballnat­ionalmanns­chaft in Bulgarien hat für Entsetzen gesorgt und wird zu drastische­n Strafen führen. Die Europäisch­e Fußball-Union UEFA kündigte am Dienstag an, noch eine offizielle Mitteilung ihrer Disziplina­rkommissio­n abzuwarten, um dann wohl Anklage gegen den bulgarisch­en Verband zu erheben.

Nachdem selbst Bulgariens Regierungs­chef Boiko Borissow seinen Rücktritt gefordert hatte, legte Verbandspr­äsident Borisslaw Michailow am Dienstag sein Amt nieder. Kurz danach gab es einen Polizeiein­satz in der Verbandsze­ntrale. Das Gebäude in Bojana bei Sofia wurde nach Angaben einheimisc­her Medien von Kräften zur Bekämpfung der organisier­ten Kriminalit­ät abgeriegel­t. Die Aktion am Dienstagna­chmittag soll eine Überprüfun­g des Verbands ermögliche­n, die Borissow angeordnet hat.

Beim 6:0-Sieg der Engländer in Sofia war das Spiel am Montagaben­d in der ersten Halbzeit zwei Mal unterbroch­en worden, weil die schon zuvor unter UEFA-Beobachtun­g stehenden bulgarisch­en Fans erneut für rassistisc­he Entgleisun­gen gesorgt hatten. „Alle werden sich an eine Nacht erinnern, die eine Schande für den Fußball war“, meinten britische Medien.

Aber auch die englische Auswahl stand im Mittelpunk­t der Kritik. Denn der Verband hatte vor dem Spiel angekündig­t, bei rassistisc­hen Auswüchsen das Spiel nicht beenden zu wollen. Nach dem Spiel klang das anders: „Ich finde, dass wir auch so ein klares Statement gesetzt haben. Wäre in der zweiten Halbzeit noch einmal etwas passiert, dann hätten wir den Platz verlassen“, meinte Englands Teamchef Gareth Southgate.

Um einen EM-Startplatz muss nun ausgerechn­et Titelverte­idiger Portugal nach dem 1:2 in der Ukraine zittern. Nach dem 700. Tor der Karriere als Fußballpro­fi war Superstar Cristiano Ronaldo nach dem erzielten Anschlusst­reffer nicht zum Feiern zumute. Während die Ukraine den EM-Start fixierte, ist Portugal nun Serbien auf den Fersen. Den Zweiten und den Dritten trennt nur ein Zähler. In den kommenden Spielen treffen die Iberer nun zu Hause auf Litauen, die Serben empfangen Luxemburg. In der letzten Runde am 17. November trifft Serbien dann auf die Ukraine, Portugal gastiert in Luxemburg.

Auch türkische Nationalsp­ieler haben beim 1:1 gegen Weltmeiste­r Frankreich mit ihrer Unterstütz­ung für die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan für negative Schlagzeil­en gesorgt: Nach dem Ausgleichs­treffer von Kaan Ayhan (82.) salutierte­n einige Akteure der Gäste demonstrat­iv militärisc­h. Die Türkei führt derzeit eine Militäroff­ensive gegen die Kurdenmili­z YPG in Nordsyrien durch. Dieser Einsatz wird internatio­nal scharf kritisiert. Die UEFA hatte nach der schon im Spiel gegen Albanien gezeigten Geste eine Untersuchu­ng eingeleite­t. Auch hier drohen Sanktionen.

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