Jahr eins nach Hirscher: Auch Abfahrer wollen mitmischen
Kann der Weltcupgesamtsieger heuer erstmals seit 2010 wieder aus dem Speedbereich kommen? Hannes Reichelt traut es Dominik Paris durchaus zu.
SALZBURG. Wenn in zehn Tagen traditionell auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden der alpine SkiWeltcup-Winter eröffnet wird, dann ist heuer ein Fakt anders: Mit Marcel Hirscher wird der Seriensieger der letzten Jahre fehlen.
Auf der Suche nach dem Nachfolger von Hirscher scheinen zwei andere Dinge auch klar zu sein: „Favoriten sind sicher andere“, sagt ÖSVCheftrainer Andreas Puelacher, dem vor allem der Name Henrik Kristoffersen in den Sinn kommt. Der selbst hat seine eigene Sichtweise darauf: „In Sölden ist der beste Skifahrer nicht mehr dabei, aber nach der Saison gibt es einen neuen besten Skifahrer.“Auch das ist eine Schlussfolgerung, die mit Sicherheit eintreten wird.
Kristoffersen, Alex Pinturault und Clément Noël (der in Sölden aber wegen Kreuzproblemen fehlen wird), eventuell auch noch der Schweizer Jungstar und Allrounder Marco Odermatt sind die Kandidaten, die eines gemeinsam haben: Sie haben ihren Schwerpunkt in den technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf.
Oder kann endlich wieder einmal ein Abfahrer die Phalanx der Weltcupgesamtsieger aus dem Technikbereich durchbrechen? Zuletzt stand mit Carlo Janka 2010 ein Speedfahrer am Ende der Saison ganz oben, 2011 gewann mit Ivica Kostelić der wohl letzte Allrounder – und seitdem nur mehr Hirscher.
„Man braucht sich nur den Kalender ansehen, um die Antwort zu kennen“, sagt Matthias Mayer. „Denn ich zähle immer noch zehn Abfahrten und zwölf Slaloms.“
Doch sein Teamkollege Hannes Reichelt hält es heuer tatsächlich für möglich, dass einer aus der Riege der Speedfahrer triumphieren kann. „Egal um welche Disziplin es geht, für den Gesamtweltcupsieg musst du eine Serie hinlegen wie in den letzten Jahren eben Marcel.“Da sticht Reichelt ein Mann ins Auge: „So wie ,Domme‘ ab Bormio gefahren ist, ist er ein echter Anwärter.“Stimmt: Dominik Paris (30) schaffte in Bormio einen Doppelsieg (Abfahrt, Super G) und legte mit dem Abfahrtssieg in Kitzbühel, WMGold in Åre und Doppelsieg in Kvitfjell nach und gewann auch beim Finale in Andorra Abfahrt und Super G. Am Ende fehlten dem Routinier zwar fast 600 Punkte auf Hirscher, aber nur 195 auf Kristoffersen.
Dazu spricht noch etwas für die Abfahrer: Die Änderung der Kombinationsregeln (der Sieger der Abfahrt eröffnet auch den Slalom) sorgt ab sofort auf jeden Fall für mehr Chancengleichheit.