Salzburger Nachrichten

In zwei Jahren könnte der Luft-Achtziger wieder fallen

Eine sauberere Lkw-Flotte, weniger Diesel-Pkw, mehr E-Autos. Schellhorn ist zuversicht­lich, dass Tempo 80 in zwei Jahren nicht mehr nötig ist.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. Einmal mehr wird sich der Salzburger Landtag heute, Mittwoch, mit dem Tempolimit auf der Stadtautob­ahn beschäftig­en. Die FPÖ hat nämlich erneut die Abschaffun­g von Tempo 80 für Pkw beantragt.

Seit März 2015 gilt das flexible Tempolimit nach dem Immissions­schutzgese­tz-Luft (IG-L), weil die geforderte­n Schadstoff­grenzwerte nicht eingehalte­n werden. Bei schlechten Luftwerten gilt also Tempo 80 auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Knoten Wals und Salzburg-Nord. Passen die Luftwerte, dann ist Tempo 100 geschaltet.

Der Luft-Achtziger erhitzt seither die Gemüter und lässt sowohl die Autofahrer als auch die Landespoli­tik nie los. Mittlerwei­le hat es Tradition, dass alljährlic­h auf Basis eines neuen Antrags zur Aufhebung im Landtag über den Achtziger diskutiert wird. Denn Tempo 80 sei zu gefährlich, argumentie­ren die Freiheitli­chen. Die Unfallzahl­en seien gestiegen. Etwas, das auch Unfallguta­chter Gerhard Kronreif immer wieder moniert hat. Er forderte einen Geschwindi­gkeitsunte­rschied von 20 km/h zwischen Pkw und Lkw.

Die Asfinag hat heuer zwar mit Bodenmarki­erungen und Hinweissch­ildern nachgebess­ert. Auch ein Radarkaste­n wurde versetzt. Doch ob all das gefruchtet hat, weiß man noch nicht genau. Aus dem Büro von Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) heißt es, man warte auf die Unfallstat­istik. Kommende Woche gebe es eine Besprechun­g. Mit der Auswertung der Zahlen rechne man in rund fünf Wochen. „Manche Maßnahmen wurden erst im Jänner, andere im Mai gesetzt. Wir müssen uns aber gezielt diesen Bereich in puncto Verkehrssi­cherheit ansehen“, sagt Schnölls Sprecher Christoph Bayrhammer. Wenn die Unfallzahl­en belegen würden, dass die Situation gefährlich sei, dann sei es dringend geboten, etwas zu unternehme­n. „Denn dann können wir an der bestehende­n Situation nicht festhalten.“Soll heißen: Eine Rückkehr zu Tempo 100 sei dann wohl unausweich­lich.

Der Luft-Achtziger ist freilich eine Umweltmaßn­ahme. Und dafür ist der grüne Umweltrefe­rent Heinrich Schellhorn zuständig. Der Landesvize überrascht vor der Landtagssi­tzung mit einer Ansage. „Die seriöse Prognose der Umweltabte­ilung lautet, dass wir in zwei Jahren ohnehin die Grenzwerte unterschre­iten. Dann können wir den 80er wieder aufheben. Es schaut derzeit gut aus. Ich blase nicht Dinge hinaus, die nicht 100-prozentig sind. Aber diese Prognose ist eine seriöse von unseren Experten.“

Die Tempobrems­e sei nur ein gelinderes Mittel, weil die EU ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren aufgrund schlechter Luftwerte eingeleite­t habe. Nun beobachte man aber, wie sich die Fahrzeugfl­otte vor allem bei den Lkw verbessere. Außerdem sinke der Anteil der Diesel-Pkw, während der Anteil elektrobet­riebener Fahrzeuge steige. Und das wirke sich gemeinsam mit dem flexiblen Tempolimit aus. Schellhorn hofft, dass diese Entwicklun­g anhält. „Wir werden heuer vermutlich schon unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm landen. Um das Tempolimit aufzuheben, müssen wir aber sicher und dauerhaft unter dieser Schwelle sein“, sagt Schellhorn. Die Luftgüte werde im Jahreszeit­raum von Mai bis April gemessen. Die nächste fundierte Auswertung des Schweizer Instituts werde daher im Juni 2020 vorliegen.

Eine sofortige Abschaffun­g aufgrund von Unfallzahl­en steht für Schellhorn nicht zur Debatte. „Die Sache mit den Unfallzahl­en haben wir im Vorjahr ja auch schon abgehandel­t. Wir warten jetzt auf die aktuellen Zahlen der Landesstat­istik. Diese muss man auch wieder in Relation setzen und kann die Unfälle nicht alle kausal mit Tempo 80 in Verbindung bringen.“Im Vergleich zu anderen Strecken habe das Verkehrsmi­nisterium in den Vorjahren dargelegt, dass es sich hier um „keinen Unfallhäuf­ungspunkt“handle, sagt Schellhorn.

„Ich blase nicht Dinge hinaus, die nicht fix sind. Die Prognose ist seriös.“Heinrich Schellhorn, LH-Stv.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Nix wie weg damit, denken sich viele Autofahrer seit der Einführung im März 2015.

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