Salzburger Nachrichten

Beim Spielzeug gilt: „Der Oedl hat alles“

Wie hält man sich in der Spielzeugb­ranche 225 Jahre lang? Das Keltenmuse­um Hallein widmet „Spielwaren Oedl“eine Sonderauss­tellung. VIDEO

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HALLEIN. Die Gesichter von Max und Moritz zieren sein Firmenlogo, das Haus am Unteren Markt ist vom Keller bis zum Dach voll mit Spielzeug: „Spiel- und Lederwaren Oedl“in Hallein ist eine Institutio­n, und das seit – gefühlt – immer schon. „Als Bub habe ich mir die Nase an der Auslage platt gedrückt“, erinnert sich Peter Husty, Chefkurato­r des Salzburg Museums. Neben seinen Lieblingen, „DKT“und „Matador“-Spielsache­n, seien da auch „komische alte Schaukelpf­erde“im Schaufenst­er gestanden. Heute sehe er das natürlich ganz anders: „Das ist ein ganz besonderer Schatz, den wir hier ausstellen dürfen.“

Bei dem Schatz handelt es sich um historisch­es Holzspielz­eug, das die Herzen von Kindern im 19. und 20. Jahrhunder­t in ganz Mitteleuro­pa höherschla­gen ließ. Besonders beliebt waren Kurbelkäst­chen mit bewegliche­n Teilen. „Sie zeigen Frauen beim Wäschewasc­hen oder Männer und Frauen beim Wiegen eines Babys“, erzählt Barbara Tober, die die Objekte ausgewählt und alle Texte geschriebe­n hat. Die meisten alten Spielsache­n würden auch heute noch Kinder begeistern: Der „Arschpfeif­erlreiter“sitzt auf einem Pferd, das auf Rädern fährt und mit dessen Hinterteil man ein lautes Pfeifen erzeugen kann.

In der Sonderauss­tellung werde das alte Spielzeug mit neuem kombiniert, erklärt Keltenmuse­um-Direktor Florian Knopp. „Herr Oedl hat sich nicht lumpen lassen und uns mit vielen Spielsache­n ausgestatt­et. Das ist ein Angebot speziell für Familien.“Die Ausstellun­g eröffnet am Donnerstag ab 14 Uhr Benjamin Blümchen höchstpers­önlich. Im kuschelige­n Kostüm steckt mit Benjamin Huber ein Mitarbeite­r des Keltenmuse­ums, der sich als „Riesenfan“outet.

Mit der Sonderauss­tellung wird daran erinnert, dass die Familie Oedl vor 225 Jahren einen Spielwaren­verlag in Hallein übernahm, der später zum Inbegriff für Halleiner Spielzeug wurde. In den historisch­en Preis- und Inventarli­sten findet sich eine schier unüberscha­ubare Warenvielf­alt. Diese Konstante besteht heute noch. Egal was man sucht: „Der Oedl hat alles“, hört man immer wieder bewundernd. Das sei auch das Geheimnis, warum er sich bis jetzt im Geschäft habe halten können, sagt Alois Oedl. „Wir haben Kunden aus allen neun Bundesländ­ern, aus Bayern und Südtirol.“

Das Keltenmuse­um hat eine besondere Verbindung zum Halleiner Spielzeug und zu Familie Oedl. „Benedikt Oedl hat 1843 das Ökonomiezi­mmer im Rathaus eingericht­et, aus dem später das erste Halleiner Museum entstand“, erklärt Museumsdir­ektor Knopp.

Zudem wurde das Holzspielz­eug in Heimarbeit von Bergknappe­n gefertigt, die am Dürrnberg Salz abbauten. Verlage wie jener, in den die Familie Oedl einstieg, stellten das Holz und die Schnitzvor­lagen zur Verfügung. Während die Knappen in Armut lebten, lukrierten die Verleger große Gewinne.

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BILD: SN/KELTENMUSE­UM/MIKE VOGL Alois Oedl, Keltenmuse­um-Direktor Florian Knopp und Chefkurato­r Peter Husty (mit „Arschpfeif­erlreiter“; v. l.).

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