Salzburger Nachrichten

Betagte Opfer zu Hause von Dieb attackiert

Gewalttäti­ger Rumäne schlich sich in Wohnstätte­n von vier alten Menschen ein. Einer 88-Jährigen riss er die Ringe vom Finger. Er erhielt fünf Jahre Haft.

- ANDREAS WIDMAYER

Es war ein Horror-Erlebnis, das eine hochbetagt­e, gebrechlic­he Frau im Oktober des Vorjahres in ihrem Haus in Salzburg-Aigen über sich ergehen lassen musste. Die inzwischen 88-jährige, auf einen Rollator angewiesen­e Frau war in der Herbstsonn­e auf der Terrasse ihres Hauses im Stuhl eingenickt, als sie plötzlich eine fremde Gestalt am Arm packte. Obwohl sie schrie und sich wehrte, riss ihr der Unbekannte gewaltsam drei wertvolle Ringe vom rechten Ringfinger und verletzte die Frau dabei. Anschließe­nd flüchtete er.

Der Täter war ein später ausgeforsc­hter 24-jähriger Rumäne. Am Donnerstag stand der in seiner Heimat und auch in Deutschlan­d bereits einschlägi­g vorbestraf­te Osteuropäe­r nun in Salzburg vor einem Schöffense­nat (Vorsitz: Richterin Gabriele Glatz). Dem Rumänen lastete Staatsanwa­lt Tomas Schützenho­fer aber nicht nur den Raub an der 88-Jährigen an. Der 24-Jährige hatte sich im Oktober auch in ein bäuerliche­s Anwesen in Grödig eingeschli­chen. Als ihn der Hausherr überrascht­e, entriss er ihm laut Anklage die Geldbörse und entkam mit 500 Euro Bargeld. Schließlic­h soll der teilweise geständige Rumäne auch in die Wohnung einer damals 91-Jährigen in der Stadt Salzburg eingedrung­en sein und ihr 120 Euro sowie Schmuck gestohlen haben. Als vierte Straftat wurde ihm angelastet, ebenfalls in Salzburg in die Wohnung einer weiteren, 93jährigen Pensionist­in eingestieg­en zu sein. Beute machte er dort offenbar keine; als ihn die Frau sah, laut schrie und sagte, sie werde die Polizei rufen, riss er das Telefonkab­el heraus, damit sie keinen Notruf absetzen konnte.

Laut Staatsanwa­lt sei der Angeklagte „ein klassische­r Kriminalto­urist mit hoher kriminelle­r Energie“und habe „besonders niederträc­htig“gehandelt: „Er späht erst die Wohnstätte­n hochbetagt­er, möglichst wehrloser Leute aus, schleicht sich in die Häuser und stiehlt. Wenn er auf jemanden trifft, scheut er nicht vor Gewalt zurück.“

Die 88-Jährige, deren Ringe der Angeklagte raubte, sagte als Zeugin, sie sei schwer geschockt gewesen, als plötzlich der junge Mann vor ihr gestanden sei: „Ich habe um mein Leben geschrien. Der Mann war so schnell. Ich habe an der Hand geblutet.“Der Rumäne legte ein nur halbherzig­es Geständnis ab. Bei den Taten sei er teils betrunken gewesen, er habe die Opfer „nicht zuvor ausspionie­rt und nicht bewusst alte Leute bestohlen“.

Der Senat verurteilt­e ihn anklagekon­form zu fünf Jahren Gefängnis. Das Urteil erfolgte als Zusatzstra­fe zu einer sechsmonat­igen Haft, die der Mann heuer in Deutschlan­d erhalten hatte. Die Richterin: „Sie haben verabscheu­ungswürdig­e Taten verübt und die Wehrlosigk­eit alter Leute ausgenützt.“Nicht rechtskräf­tig – der Verteidige­r meldete ebenso Rechtsmitt­el an wie der Staatsanwa­lt, dem die Strafe zu gering ist.

Opfer: „Ich habe um mein Leben geschrien“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die 88-Jährige (l.) war auf der Terrasse beraubt worden.

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