Betagte Opfer zu Hause von Dieb attackiert
Gewalttätiger Rumäne schlich sich in Wohnstätten von vier alten Menschen ein. Einer 88-Jährigen riss er die Ringe vom Finger. Er erhielt fünf Jahre Haft.
Es war ein Horror-Erlebnis, das eine hochbetagte, gebrechliche Frau im Oktober des Vorjahres in ihrem Haus in Salzburg-Aigen über sich ergehen lassen musste. Die inzwischen 88-jährige, auf einen Rollator angewiesene Frau war in der Herbstsonne auf der Terrasse ihres Hauses im Stuhl eingenickt, als sie plötzlich eine fremde Gestalt am Arm packte. Obwohl sie schrie und sich wehrte, riss ihr der Unbekannte gewaltsam drei wertvolle Ringe vom rechten Ringfinger und verletzte die Frau dabei. Anschließend flüchtete er.
Der Täter war ein später ausgeforschter 24-jähriger Rumäne. Am Donnerstag stand der in seiner Heimat und auch in Deutschland bereits einschlägig vorbestrafte Osteuropäer nun in Salzburg vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Richterin Gabriele Glatz). Dem Rumänen lastete Staatsanwalt Tomas Schützenhofer aber nicht nur den Raub an der 88-Jährigen an. Der 24-Jährige hatte sich im Oktober auch in ein bäuerliches Anwesen in Grödig eingeschlichen. Als ihn der Hausherr überraschte, entriss er ihm laut Anklage die Geldbörse und entkam mit 500 Euro Bargeld. Schließlich soll der teilweise geständige Rumäne auch in die Wohnung einer damals 91-Jährigen in der Stadt Salzburg eingedrungen sein und ihr 120 Euro sowie Schmuck gestohlen haben. Als vierte Straftat wurde ihm angelastet, ebenfalls in Salzburg in die Wohnung einer weiteren, 93jährigen Pensionistin eingestiegen zu sein. Beute machte er dort offenbar keine; als ihn die Frau sah, laut schrie und sagte, sie werde die Polizei rufen, riss er das Telefonkabel heraus, damit sie keinen Notruf absetzen konnte.
Laut Staatsanwalt sei der Angeklagte „ein klassischer Kriminaltourist mit hoher krimineller Energie“und habe „besonders niederträchtig“gehandelt: „Er späht erst die Wohnstätten hochbetagter, möglichst wehrloser Leute aus, schleicht sich in die Häuser und stiehlt. Wenn er auf jemanden trifft, scheut er nicht vor Gewalt zurück.“
Die 88-Jährige, deren Ringe der Angeklagte raubte, sagte als Zeugin, sie sei schwer geschockt gewesen, als plötzlich der junge Mann vor ihr gestanden sei: „Ich habe um mein Leben geschrien. Der Mann war so schnell. Ich habe an der Hand geblutet.“Der Rumäne legte ein nur halbherziges Geständnis ab. Bei den Taten sei er teils betrunken gewesen, er habe die Opfer „nicht zuvor ausspioniert und nicht bewusst alte Leute bestohlen“.
Der Senat verurteilte ihn anklagekonform zu fünf Jahren Gefängnis. Das Urteil erfolgte als Zusatzstrafe zu einer sechsmonatigen Haft, die der Mann heuer in Deutschland erhalten hatte. Die Richterin: „Sie haben verabscheuungswürdige Taten verübt und die Wehrlosigkeit alter Leute ausgenützt.“Nicht rechtskräftig – der Verteidiger meldete ebenso Rechtsmittel an wie der Staatsanwalt, dem die Strafe zu gering ist.
Opfer: „Ich habe um mein Leben geschrien“