Trug Herr Mozart einen Hut?
Wenn Playmobil eine historische Figur baut, muss man vieles erfragen. Da spielt es keine Rolle, dass es doch um den ohnehin weltweit allseits bekannten Herrn Mozart geht.
SALZBURG. Keine Haare. Nur ein Arm. In einer Sandkiste hatte Rolando Villazón als Bub ein Playmobil-Manderl gefunden. „Es war das einzige, das ich je hatte“, sagt der Sänger. Bis Freitag. Da verdoppelte sich seine Sammlung. Er habe nun einen „neuen kleinen Freund“. Sein Freund wohnt in einer Kartonschachtel mit der Nummer 70374. Auf der Schachtel ist im Hintergrund das Geburtshaus des Villazón-Freundes zu sehen. Der kleine Mann sieht glänzender aus als der Sandkistenfund. Weiße Perücke mit Zopf und Schleife, roter Rock, Rüschenvolant, dazu Violine und Bogen: der berühmte Herr Wolfgang Amadé Mozart für die Spielecke, als Playmobil-Figur.
„Stolz, dass dieser Moment gekommen ist“, ist Johannes HonsigErlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum, als der Spiel-Wolferl im Geburtshaus des echten Mozart präsentiert wird. In Kooperation mit der Stiftung geobra-Brandstätter, zu der Playmobil gehört, wurde dieser Mozart entworfen.
Wolfgang Amadé Mozart ist nicht die erste Figur einer Berühmtheit, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten im playmobilschen Spritzgussformat auftaucht. Dass vor Mozart schon Johann Sebastian Bach da war, entspricht der Musikgeschichte. Auch mit Goethe ließ sich schon spielen. Martin Luther wurde seit dem Luther-Jahr 2017 schon 1,8 Millionen Mal verkauft.
Die Stiftung Mozarteum kauft fürs Erste 50.000 Stück Mozart ein, um sie auf der Homepage, in den eigenen Museumsshops und in ausgewählten Geschäften in der Mozartstadt zu verkaufen. Kurz vor der Präsentation waren schon 60 Manderl über die Homepage verkauft. Auf der Packung ist das Stiftungslogo abgedruckt. Beigelegt ist der Schachtel ein Booklet mit Informationen über den Komponisten.
Der Auftrag der Stiftung ist, „allen Menschen und Generationen den Zugang zu seiner Musik, seinem Leben und seiner Persönlichkeit zu eröffnen“. „Wo fängt Mozart an, wo hört er auf?“, fragt HonsigErlenburg. Angefangen wird mit Mozart oft im Kindesalter. Dafür gibt es bei der Stiftung zahlreiche Programme. Nun komme man „dem Wunsch nach, Mozart spielend zu erleben“. Es geht freilich nicht nur um die Spieleecke. Es geht auch um Vermittlung. Dazu biete der Playmobil-Mann ein „etwas anderes Bild“, sagt Honsig-Erlenburg.
In der Produktion wollte man so nah wie möglich an ein Originalbild herankommen. Das geht bei Playmobil nur mit Accessoires, Körper und Gesicht sind von jeher genormt. „Orientiert haben wir uns an jenem Familienbild, das im Wohnhaus hängt“, sagt Stiftungs-Geschäftsführer Tobias Debuch. Beim Entwurf der Figur tauchten auch kuriose Fragen auf. Gleich zu Beginn wollte man bei Playmobil wissen, ob Mozart denn einen Hut getragen habe. Dann nämlich hätte der Kopf anders designt werden müssen. Die typische PlaymobilSchädeleinkerbung wäre notwendig geworden, an der Hüte oder andere Kopfbedeckung festgemacht werden können. „Ganz ernst, ganz viele Details und Fragen nach vielen Kleinigkeiten“– so beschreibt Villazón die Arbeit mit Playmobil.
Ein rundes Jubiläum wie etwa bei Martin Luther gibt es für die Vorstellung des Playmobil-Mozart nicht. Aber für die Stiftung ist jedes Jahr das ganze Jahr Mozart-Jahr. Man hütet den Gral des großen Erbes. Dazu gehört auch bei einer Non-Profit-Organisation, wie es die Stiftung ist, die ständige Suche nach neuen Betätigungsund auch Geschäftsfeldern. „Es wird uns wirtschaftlich auch ein wenig helfen“, sagt Honsig-Erlenburg. Der Preis der Figur liegt bei 3,99 Euro. Zwischen 70 Cent und einem Euro bleiben der Stiftung.
Rolando Villazón, im Grundzustand spielerisch ausgelassen und gut gelaunt, hat seine helle Freude: „Nun hab ich als MozartBotschafter einen neuen Repräsentanten an meiner Seite“, sagt er. Einen, der sogar in die Hosentasche passt. Überall werde er ihn mitnehmen. Und am Ende der Präsentation verdreifachte sich Villazóns Playmobil-Sammlung sogar noch. Als einmalige Sonderanfertigung bekam er eine Figur, gefertigt nach seinem Ebenbild. „Oh, ein Rollandito“, sagt er gerührt und beginnt mit beiden Figuren zu spielen.
„Mozart war auch spielerisch, ein Clown ...“