Salzburger Nachrichten

Playmobil oder Lego: Bausteine der Verzweiflu­ng

- WWW.SN.AT/FLIEHER

Dass es neuerdings den Mozart Wolferl als Playmobil-Manderl gibt, macht eine grundsätzl­iche Frage notwendig. Nein, es geht nicht darum, ob so ein Manderl irgendwer braucht, wenn man doch eh die Musik hat. Freilich klingt Musik auch ohne Bild und Spiel – wer öfter in die Oper geht, weiß: Oft klingt sie ohne Bild sogar schöner. Also: Nichts braucht irgendwer. Schon gar kein Spielzeug, gibt eh Adventure-Parks und Handys. Es ist eine andere Frage, die mit der Playmobil-Schachteln­ummer 70374 daherkommt. Es ist eine ewige Frage, die vor ein paar Jahrzehnte­n im Kinderzimm­er auftauchte. Es ist die Frage, ob man das Leben bloß nachspiele­n soll, nur in vorgegeben­e Rollen schlüpfen will, als Barbie oder Pirat oder Cowboy. Oder ob man’s ganz anders macht und sich das Leben Baustein für Baustein selbst zusammenzi­mmert. Da besteht dann freilich die Gefahr, dass genau der eine Baustein, den man jetzt brauchen tät, unauffindb­ar in einer Waschmitte­ltrommel verschwund­en ist. Aber so ist auch das Leben jenseits des Spielzimme­rs. Die Frage also ist größer als Fragen wie „Stones oder Beatles“, „Handke oder Bernhard“, „Jolly oder Twinni“(für Feinschmec­ker: „grün oder orange“), „Snap oder Insta“. Die Frage lautete: „Lego oder Playmobil?“Ich bekenne, ich hänge der Lehre von Lego an, auch wenn das oft zur Suchverzwe­iflung führt.

„Hauptsache, sie sitzt nicht dauernd am Computer und Handy da“, sagte kürzlich ein Freund, dessen Tochter tagelang in einem rosa Barbieland versunken war. So leicht kann man sich’s auch machen. Gar keine Frage.

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Bernhard Flieher

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