Wie einander reale und digitale Welt ähneln
Er ist Schriftsteller, schreibt einen Bestseller nach dem anderen, aber er hat einen Fehler: Er kann ausschließlich Autofiktion, sprich, nur das zu Papier bringen, was er auch erlebt hat. Und dabei handelt es sich vorwiegend um seine Liebesaffären, die er noch dazu ungeschickt bis gar nicht verschleiert. Da stehen seinem Verleger die Haare zu Berge und die Anwälte reiben sich die Hände.
Wer sich für das Spannungsverhältnis zwischen Printmedien und digitaler Welt interessiert, musste bisher Medienseiten von Tageszeitungen oder Fachbücher studieren, und sei es online. Zwischendurch erschien auch einmal ein Roman wie Tom Rachmans „Die Unperfekten“. Nun gibt es aber einen Film zum Thema, angesiedelt in der Buchverlagsbranche, die im Bann des Digitalisierungsschocks steht.
Wir sind allerdings in einem französischen Film, und da geht es dezent zu: Der Verleger beginnt eine Affäre mit der frisch verpflichteten Digitalexpertin, seine Frau hat schon lang eine Beziehung zum oben erwähnten Schriftsteller, von dem sie sich nun trennt. Nicht, ohne ihm zu drohen, nur ja nicht über ihre Beziehung zu schreiben. Was dieser, der Schlussgag sei ausnahmsweise vorab verraten, natürlich nicht beherzigt.
Die Nuancen und feinen Abstufungen in Bild, Dialog und Inszenierung machen auch hier den Unterschied aus. Die Verlegersgattin erscheint zum Trennungsgespräch ungeschminkt und demonstriert somit ihre Verachtung des nunmehr Verflossenen. Wenig später, beim Treffen der Paare im Strandbungalow, ist alles eitel Wonne.
Und die Ehefrau des Autors, die nicht enden wollendes Verständnis für dessen Seitensprünge hat, ist plötzlich schwanger. Von ihm.
Das alles ist belangloses Geschwätz? Ja und nein. Die Welt geht nicht unter ohne das Grüppchen von Personen, die in einer knochentrockenen Branche um ihr Fortkommen ringen. Aber die eingestreuten Witze und Spitzen gegenüber den Mitmenschen machen den Unterhaltungswert aus. Zum Beispiel, wenn die Verlegersgattin, gespielt von Juliette Binoche, im angeregten Gespräch zusagt, die reale Juliette Binoche zu fragen, ob sie ein Hörbuch sprechen wolle.
Wenn die Realität das Spiel durchdringt, wird der Reiz auf die Spitze getrieben. Irgendwann ist der Film dann aus, obwohl er problemlos noch eine Stunde weiterlaufen könnte. Zumal die Probleme in der realen analogen und der digitalen Welt kaum zu unterscheiden sind. „Zwischen den Zeilen“,