Streit um die Hausapotheke
Mehr ärztliche Hausapotheken täten laut BWB dem Land gut, die Apotheker sehen das anders.
Die Apothekerkammer erteilt dem Vorstoß der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) für eine Liberalisierung bei den Hausapotheken der Ärzte eine Abfuhr. Es sei eine Illusion zu glauben, damit die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum verbessern zu können, im Gegenteil: Eine Liberalisierung würde „in der Minute“die Schließung von zehn Prozent der Apotheken bedeuten, sagte Präsidiumsmitglied Gerhard Kobinger. Jürgen Rehak, Präsident des Apothekerverbands, wirft der BWB vor, „Apotheker und Ärzte aufeinanderzuhetzen“.
Die BWB hatte nach einer Untersuchung zur Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum vorgeschlagen, den Apothekenmarkt zu liberalisieren, um Hausarztordinationen am Land attraktiver zu machen. Die ärztliche Hausapotheke sei dafür „aus wettbewerblichen Gesichtspunkten ein entscheidendes Instrument“. Derzeit dürfen praktische Kassenärzte nur dann eine Hausapotheke betreiben, wenn es im Umkreis von vier bzw. sechs Straßenkilometern keine öffentliche Apotheke gibt. Eröffnet eine Apotheke in diesem Umkreis, muss der Hausarzt seine Apotheke binnen drei Jahren schließen. Die BWB forderte unter anderem die ersatzlose Streichung dieser gesetzlichen Mindestentfernungen. Die Apothekerkammer fordert stattdessen eine Novelle des Apothekengesetzes, die eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten bis zu 72 Stunden pro Woche, die Einführung einer mobilen Apotheke mit der Hauszustellung, insbesondere etwa für Pflegeheime, und das Führen mehrerer Filialapotheken zulässt.