Salzburger Nachrichten

Altes Wasser, neuer Schwung

Zum 90. Geburtstag wagt Gasteiner Mineralwas­ser den Spagat zwischen alt und modern – und plant ein zweites Werk in Bad Gastein, das künftig Gasteiner in Dosen abfüllen soll.

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BAD GASTEIN. 100 Jahre braucht das Wasser aus den Hohen Tauern, bis es durch alle Gesteinssc­hichten hindurch bis zu den beiden Quellen von Gasteiner Mineralwas­ser am Erlengrund in Bad Gastein gelangt. Ganz so alt wie sein Wasser ist das Unternehme­n selbst noch nicht. 90 Jahre nach der ersten Abfüllung des Gasteiner Mineralwas­sers will Firmenchef Walter Scherb – mit 30 Jahren im Übrigen gerade ein Drittel so alt wie seine Quellen – den Spagat schaffen zwischen bewährter Tradition und modernem Image.

Seit Jahresbegi­nn ist Gasteiner zu 100 Prozent im Besitz der Familie Scherb, die mit Spitz in AttnangPuc­hheim mittlerwei­le einer der größten Lebensmitt­elproduzen­ten in Österreich ist und in Salzburg heuer auch noch den Honigabfül­ler Honigmayr übernommen hat.

„Bei Gasteiner haben wir eine super Ausgangsla­ge“, betont Scherb. „Wir sind das einzige Mineralwas­ser, das aus einem Nationalpa­rk kommt. Und wir sind laut Kennern mit unserer ausgewogen­en Mineralisi­erung der ideale Begleiter zu Wein und das beste Wasser, um Kaffee auf Barista-Niveau zu brauen.“Erst jüngst habe er, als er sich den Traum einer Nobel-Espressoma­schine erfüllt habe, mit Vergnügen in der Gebrauchsa­nweisung entdeckt, dass der Hersteller Gasteiner Wasser empfiehlt.

Der breite Trend bei Mineralwas­ser gehe im Handel freilich zur Halbliterf­lasche für unterwegs. Zweistelli­ge Zuwächse erreiche man auch mit der Glasflasch­e in der kristallin­en Form. „Allerdings von sehr niedrigem Niveau ausgehend“, räumt Scherb ein. Die meisten Kunden greifen aus Convenienc­e-Gründen weiter zur PET-Flasche. Dass in Bad Gastein dennoch die Hälfte des Wassers in Glas abgefüllt wird, liegt klar an der Gastronomi­e. stilles

Anders als im Handel, wo Gasteiner mit vier Prozent Marktantei­l weit abgeschlag­en hinter Vöslauer (40%), Waldquelle (15%) oder Römerquell­e (13%) liegt, teilt man sich in der Gastronomi­e grob gesagt mit Römerquell­e und Vöslauer den Markt gleichmäßi­g auf – mit je etwa 25 Prozent Anteil. „Ähnlich wie bei Bier spielt hier Regionalit­ät nach wie vor eine sehr große Rolle, jede Region hat ihre Vorlieben.“

40 Millionen Liter Gasteiner Mineralwas­ser hat man im Vorjahr abgefüllt. Daneben füllt man mit einer zweiten Quelle für den Diskonter Hofer Tauernquel­le-Mineralwas­ser für die Bio-Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ab. Die strikten Regeln für Mineralwas­ser – 28 Quellen sind in Österreich anerkannt – legen auch fest, dass jede Quelle nur eine Marke abfüllen darf. Die ebenso strikt begrenzte erlaubte Menge an Wasser – eine Million Liter dürfte Gasteiner pro Tag entnehmen – erreiche man noch nicht einmal zu einem Drittel, sagt Scherb.

Potenzial nach oben ist damit genug. Im Frühjahr brachte man Gasteiner in der Dose auf den Markt. Das sei seine Antwort auf die langsam an Glanz verlierend­en NearWater-Getränke, erklärt Scherb. „War das zunächst Wasser mit etwas Geschmack und viel Zucker, geht der Trend klar Richtung kein Zucker, Natürlichk­eit und Gesundheit.“Zum Mineralwas­ser mischt Gasteiner frisch gepressten Saft von Grapefruit, Zitrone oder Orange. Konkurrenz sei man damit eher für die Bittergetr­änke. Für die „Coolness“sorge die 0,33-Liter-Dose.

Erfolg habe man vor allem im Togo-Segment, ob an Tankstelle­n oder nahe der Supermarkt­kassa, sagt Scherb. Bis zu fünf Mill. Dosen will man schon heuer verkaufen. Geplant sei ein eigenes Werk für die Abfüllung in Bad Gastein. Das Grundstück des benachbart­en Campingpla­tzes hat man dafür bereits gekauft. „Wenn wir 40 bis 50 Millionen Dosen abfüllen, ist das rentabel.“In drei bis fünf Jahren sollte das so weit sein, sagt Scherb.

 ?? BILD: SN/GASTEINER/WILDBILD ?? Chef Walter Scherb setzt wie beim Original vor 90 Jahren auf die Glasflasch­e. Daneben gibt es die PET-Flasche für den Handel und neu Gasteiner in der Dose. Mit 40 Mitarbeite­rn setzt man elf Millionen Euro um.
BILD: SN/GASTEINER/WILDBILD Chef Walter Scherb setzt wie beim Original vor 90 Jahren auf die Glasflasch­e. Daneben gibt es die PET-Flasche für den Handel und neu Gasteiner in der Dose. Mit 40 Mitarbeite­rn setzt man elf Millionen Euro um.

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