Salzburger Nachrichten

Hotelkette­n zieht es in Ferienregi­onen

In den Städten ist es für die Kettenhote­llerie eng geworden. Immer mehr Engagement zeigt man deshalb in den Ferienregi­onen – vor allem regionale Hotelmarke­n sehen hier für sich noch genug Platz.

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Otmar Michaeler hat als Chef der in Wien ansässigen Falkenstei­ner Hotels seine Fühler nach guten Plätzen immer ausgestrec­kt. Und dabei sei mittlerwei­le klar für ihn: Anders als in großen Städten sei in der Ferienhote­llerie für regionale Marken noch genug Platz, betonte er jüngst auf der Immobilien­leitmesse in München, der Expo Real. Schließlic­h habe sich seine Gruppe im Vorjahr genau aus diesem Grund aus den Städten zurückgezo­gen.

Die Entwicklun­g betrachten­d, erwartet Michaeler aber auch in den Ferienregi­onen eine ähnliche Entwicklun­g wie in den Städten. Demnach werde die Trennung zwischen Luxus und preisorien­tierten Konzepten immer sichtbarer. Mit typischen Drei- und Viersterne­hotels sei keine Rendite mehr zu erzielen.

Wenn im Rahmen der Expo Real über Hotels diskutiert wird, geht es zumeist um den Ertragswer­t der Immobilie. Themen wie regionale Wertschöpf­ung treten in den Hintergrun­d. Immer öfter sind dabei Immobilien­besitz und Gastgeberr­olle deutlich getrennt. Bei steigender Tendenz zählen bereits 15 Prozent der österreich­ischen Häuser zur Kettenhote­llerie.

Nun kommt ein weiteres an den Urlaubsgas­t gerichtete­s Konzept hinzu, das seinen Ursprung ebenfalls in den Städten hat. Es geht um die Nutzung von vorhandene­m Wohnraum. Was durch Airbnb als Sharing Economy konzernfäh­ig wurde, setzt seit Kurzem Hotelriese Marriott als „Homes and Villas“im Luxussegme­nt um. Direktor Chris Stephenson verriet, dass innerhalb von fünf Monaten der Bestand auf 4000 Häuser in 150 Destinatio­nen verdoppelt wurde.

Michaeler ortet generell in der Vermietung bereits vorhandene­n Wohnraums die Hauptkonku­rrenz für Hotelbetre­iber in Ferienregi­onen. Mit dem nicht minder unerwünsch­ten Nebeneffek­t der Wohnraumve­rknappung für die heimische Bevölkerun­g. Aufgeschre­ckt durch Airbnb sind vor Marriott auch schon die Riesen Accor, Choice, Wyndham und Hyatt ins Homesharin­g-Segment eingestieg­en.

Marriotts Villas-System hat seine Basis in gediegenen Zweitwohns­itzen. Die gibt es trotz gesetzlich­er Maßnahmen auch hierzuland­e. Vor dem Hintergrun­d der Angst vor Freizeitwo­hnsitzen haben es in Österreich auch reine Investoren­modelle schwierige­r. Das immer häufiger anzutreffe­nde „Buy2Let“bezeichnet den Kauf einer Wohneinhei­t innerhalb eines Hotelbetri­ebs. „Ordentlich­e Buy2Let-Verträge können die Schaffung von Freizeitwo­hnsitzen und damit kalten Betten verhindern, sie dienen rein der Hotelfinan­zierung“, betont Thomas Reisenzahn, Geschäftsf­ührer der Prodinger Tourismusb­eratung in Wien. Sobald die Verzinsung des eingesetzt­en Kapitals in Form von Sachleistu­ngen im Hotel abgewohnt werden könne, befürchtet­en die Behörden versteckte Freizeitwo­hnsitze. Was wiederum die Begeisteru­ng von Gästen reduziere, sich so an der Expansion bestehende­r Privathote­ls zu beteiligen. In Buy2Let sieht Reisenzahn angesichts der zurückhalt­enden Bankenfina­nzierung eine Chance für heimische Hoteliers, ihre meist mit dem Bau zusätzlich­er Zimmer, Suiten oder Chalets verbunden Investitio­nen zu finanziere­n.

Mit Falkenstei­ner hat ein Konzern auch das noch kleinteili­gere Crowdfundi­ng groß umgesetzt. „Mit zehn Millionen Euro sind wird der größte Crowdfunde­r in Europa“, sagt Michaeler. Dabei gehe es Falkenstei­ner nur sekundär um Mezzaninka­pital, die Hauptursac­he sei eine verbessert­e Auslastung. „70 Prozent der Investoren, die im Schnitt 9500 Euro einsetzen, wollen nicht Geldverzin­sung, sondern diese als Sachleistu­ng im Hotel nutzen.“Die Gäste binden sich für zumindest fünf Jahre.

Spannend an der Diskussion­srunde in München war nicht zuletzt, dass mit Christian Hirmer und dem Lungauer Franz Lanschütze­r zwei Vertreter der Kettenhote­llerie am Podium waren, die sowohl Immobilien­besitzer als auch Betreiber sind. Valamar, an der die Wiener EPIC 44 Prozent hält, ist zwar die absolute Nummer eins in Istrien und will dort die nächsten Jahre weiterhin 100 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau seiner Tophotelle­rie investiere­n. Seit vergangene­m Winter hat man aber auch ein Standbein in Obertauern. Auf Publikumsa­nfrage schloss Lanschütze­r eine stärkere alpine Präsenz nicht aus. Valamar würde sich dabei auch an der Immobilie beteiligen, erwarte aber zusätzlich Mittel von lokalen Projektent­wicklern.

Bei Familienun­ternehmer Hirmer steht die Immobilie absolut im Vordergrun­d. Seit 20 Jahren ist das etablierte Münchner Modehaus auf diesem Sektor aktiv. „Dabei haben wir uns stark auf Hotels konzentrie­rt. Eher aus einer Notwendigk­eit heraus haben wir vor zwei Jahren Travelchar­me als Betreiber übernommen“, sagt Hirmer.

Eher zufällig wirkt der Österreich-Schwerpunk­t. Mit Achensee, Kleinwalse­rtal und Werfenweng war Travelchar­me in Österreich schon gut repräsenti­ert. Inzwischen sind mit Strobl am Wolfgangse­e und vor allem Hirmers Großinvest­ition in Bad Gastein zwei Leuchttürm­e in Salzburg vor der Umsetzung. Wer die heimische Hotellerie all die Jahre über schlechte Rahmenbedi­ngungen klagen hörte, fragt: Warum gerade Österreich?

Die internatio­nal erfahrenen Investoren zeichneten dabei in München ein positives Bild des Investitio­nsklimas. Hirmer wollte keinen Unterschie­d zwischen Österreich und Deutschlan­d festmachen. Konkreter wurde Otmar Michaeler. Der Bau von Falkenstei­ner Schladming sei 15 Monate vor der Ski-WM beschlosse­n und pünktlich eröffnet worden. Für die Ski-WM Cortina 2021 dagegen sei längst ein Haus beschlosse­n worden. Obwohl alle positiv zum Hotel stünden, bringe die italienisc­he Bürokratie aber nichts weiter. Man werde bis zum Event nicht einmal mit dem Bau beginnen können, sagt der Südtiroler Unternehme­r, nimmt es aber mit Humor: „Zum Glück hat Cortina Olympia 2026 erhalten. Bis dahin wird’s hoffentlic­h klappen.“

„Trennung von Luxus und preisorien­tiert.“ Otmar Michaeler, CEO Falkenstei­ner

 ?? BILD: SN/FALKENSTEI­NER HOTEL SCHLADMING ?? Das Falkenstei­ner Hotel in Schladming eröffnete 2013 zur Ski-WM .
BILD: SN/FALKENSTEI­NER HOTEL SCHLADMING Das Falkenstei­ner Hotel in Schladming eröffnete 2013 zur Ski-WM .
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