Salzburger Nachrichten

Milizverba­nd neu, eine Lachnummer

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Das Bundesmini­sterium für Landesvert­eidigung gab vor Kurzem die Gründung des Milizverba­nds Österreich bekannt und dessen Gründungsp­räsident behauptete: „Damit haben Soldatinne­n und Soldaten der Miliz erstmals eine unabhängig­e und überpartei­liche Interessen­vertretung.“Jetzt gibt es jedoch seit 1984 die Bundesvere­inigung österreich­ischer Milizverbä­nde, welche laut Leitbild folgenden Anspruch erhebt: „Wir sind ... überpartei­lich und bekennen uns zum Milizgedan­ken, den wir nach Kräften fördern und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstütz­en.“Auch gab es schon ab 1981 einen Milizverba­nd Österreich, welcher sich jedoch vor etlichen Jahren still aus der Szene der GLV (Geistige Landesvert­eidigung) verabschie­dete. Warum nun gründete sich das BMLV de facto selbst eine eigene Vertretung­sorganisat­ion für alle Angehörige­n des Österreich­ischen Bundesheer­es? Denn so sollte man es ja gemäß der Bundesverf­assung und dem Wehrgesetz verstehen: Das ÖBH ist ein Heer, welches nach dem Milizprinz­ip zu organisier­en und einzuricht­en ist – und demgemäß sind alle Soldaten Milizsolda­ten in einem Milizheer.

Tatsächlic­h halten sich die verantwort­lichen Politiker und Beamten nicht an diese Vorgabe der Verfassung und betrachten die Miliz als (ungeliebte) Reserve für das Pseudoberu­fsheer, das man still und heimlich aufgebaut hat. Und die Bundesvere­inigung österreich­ischer Milizverbä­nde unter Präsident Brigadier Dr. Michael Schaffer hatte von jeher stets kritische Töne zu Fehlentwic­klungen oder Missstände­n im Bundesheer gefunden und war einfach durch die politische und militärisc­he Führung nicht auf Linie zu bringen, weil tatsächlic­h unabhängig. Also gründete man eine eigene „unabhängig­e Vertretung“– eine wirkliche Lachnummer! Das ist so, als würde die Gewerkscha­ft Öffentlich­er Dienst von der Regierung gegründet und personell geführt! Dr. Gerhard Zeman 5421 Adnet

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