Salzburger Nachrichten

Alle gegen einen

Der Obmann-Stv. der Salzburger Trafikante­n, Hannes Auer, über Ekelpackun­gen, Werbeverbo­t und Alternativ­en zum Rauchen – die im Keim erstickt werden.

- PETER GNAIGER

SN: Wie fühlt es sich an, wenn man Produkte mit grausliche­n Schockbild­ern verkaufen muss?

Hannes Auer: Das macht natürlich keinen Spaß. Erst recht, wenn man da eine gewisse Alleinstel­lung hat. Die Schockbild­er gab es ja zuerst nur in Indonesien. Und das aus einem einfachen Grund: Hier konnten viele Menschen schlicht und einfach nicht lesen. Das Ziel, unsere Jugend durch Schockbild­er vom Rauchen abzuhalten, wurde dadurch jedenfalls nicht erreicht. Wir Trafikante­n stehen zu hundert Prozent für Jugendschu­tz. Warum diese Verantwort­ung etwa bei ungesundem Essen nicht mit der gleichen Konsequenz umgesetzt wird, wundert einen dann doch ein wenig.

So schauen die Verpackung­en von eher als ungesund einzustufe­nden – na ja – Lebensmitt­eln erstaunlic­h appetitlic­h aus. Das führt auch zu kuriosen Entwicklun­gen. Kürzlich war die Mutter eines Kindes im Kindergart­enalter bei mir in der Trafik, die meinte, der tägliche Gemüsebeda­rf ihres Sohnes sei mit einer Portion Pommes frites gedeckt. Ich habe wirklich nichts gegen Genuss. Aber ich bin nun einmal ein Fan von Aufklärung in allen Bereichen.

SN: Apropos werben. Rückblicke­nd: Wie hat sich das Werbeverbo­t für Ihre Branche ausgewirkt?

Wir haben da viel daraus gelernt. Etwa, dass es heute Branchen gibt, die in der Klimadisku­ssion sehr wohl bedenklich­e Rollen spielen und ihre Produkte dennoch weiter uneingesch­ränkt bewerben dürfen. Wir dürfen es nicht. Das müssen wir akzeptiere­n.

SN: Ein bisschen konkreter bitte.

Wir möchten uns nicht beklagen. Aber wir haben eben überhaupt keine Lobby in Österreich. Früher, als in Linz und Fürstenfel­d noch in großem Stil Zigaretten produziert wurden, konnten wir wenigstens noch das Argument des Erhalts von Arbeitsplä­tzen in die Waagschale werfen. Heute wissen Raucher dagegen manchmal schon gar nicht mehr, wo sie ihre Zigarette

überhaupt noch rauchen dürfen. Das ist beim Alkohol anders. Da wissen auch alle, dass dieser nicht ganz ungefährli­ch ist. Aber es hängen eben Arbeitsplä­tze dran. In der Produktion und in der Gastronomi­e. Und man muss ja auch wirklich aufpassen, dass man nicht jeden Genuss verbietet. Sonst ist der nächste, der dran glauben muss, der Schweinsbr­aten. SN: Sie verdienen Ihr Geld mit Tabak und Glücksspie­l. Das ist eben nicht gut für das Image. Sensible Produkte wie Tabak und Lotteriepr­odukte brauchen einen kontrollie­rten Vertriebsk­anal mit sozialer Verantwort­ung – Trafiken werden ausschließ­lich an Personen mit körperlich­er Behinderun­g neu vergeben. Als solcher haben sich die Trafiken über Jahrzehnte bewährt.

Wir erweitern unser Angebot auch ständig. Wir sind ins E-Loading-Geschäft eingestieg­en und legen Wert auf Qualitätsp­rodukte. Ein Beispiel dafür wären etwa Jahrgangsz­igarren. SN: Ist Snus auch ein Genussprod­ukt? Für alle, die gern Nikotin genießen und keinen Teer konsumiere­n wollen, ist das ein Genuss. Dieser skandinavi­sche Kautabak wäre für alle Beteiligte­n die sauberste Lösung. Den steckt man einfach 15 bis 60 Minuten hinter die Ober- oder Unterlippe. Da gibt es keinen Rauch, weshalb das Problem des Passivrauc­hens und der negativen Vorbildwir­kung gelöst wäre. Teer entsteht auch nicht und stinken tut Snus schon gar nicht. Das wäre also eine wirklich saubere Tabakkultu­r. SN: Was meinen Sie mit „wäre“? Weil Snus in Österreich nicht verkauft werden darf. Ein Mitarbeite­r im Gesundheit­sministeri­um hat gemeint, das würde nur neue Konsumente­n für unsere Branche anlocken. Dabei wäre Snus perfekt zum Umsteigen. Und was ist passiert? Es wurde eine synthetisc­he Version dieses Naturprodu­kts auf den Markt gebracht – und Snus wird jetzt vollkommen unkontroll­iert auf dem Schwarzmar­kt gehandelt.

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