Alle gegen einen
Der Obmann-Stv. der Salzburger Trafikanten, Hannes Auer, über Ekelpackungen, Werbeverbot und Alternativen zum Rauchen – die im Keim erstickt werden.
SN: Wie fühlt es sich an, wenn man Produkte mit grauslichen Schockbildern verkaufen muss?
Hannes Auer: Das macht natürlich keinen Spaß. Erst recht, wenn man da eine gewisse Alleinstellung hat. Die Schockbilder gab es ja zuerst nur in Indonesien. Und das aus einem einfachen Grund: Hier konnten viele Menschen schlicht und einfach nicht lesen. Das Ziel, unsere Jugend durch Schockbilder vom Rauchen abzuhalten, wurde dadurch jedenfalls nicht erreicht. Wir Trafikanten stehen zu hundert Prozent für Jugendschutz. Warum diese Verantwortung etwa bei ungesundem Essen nicht mit der gleichen Konsequenz umgesetzt wird, wundert einen dann doch ein wenig.
So schauen die Verpackungen von eher als ungesund einzustufenden – na ja – Lebensmitteln erstaunlich appetitlich aus. Das führt auch zu kuriosen Entwicklungen. Kürzlich war die Mutter eines Kindes im Kindergartenalter bei mir in der Trafik, die meinte, der tägliche Gemüsebedarf ihres Sohnes sei mit einer Portion Pommes frites gedeckt. Ich habe wirklich nichts gegen Genuss. Aber ich bin nun einmal ein Fan von Aufklärung in allen Bereichen.
SN: Apropos werben. Rückblickend: Wie hat sich das Werbeverbot für Ihre Branche ausgewirkt?
Wir haben da viel daraus gelernt. Etwa, dass es heute Branchen gibt, die in der Klimadiskussion sehr wohl bedenkliche Rollen spielen und ihre Produkte dennoch weiter uneingeschränkt bewerben dürfen. Wir dürfen es nicht. Das müssen wir akzeptieren.
SN: Ein bisschen konkreter bitte.
Wir möchten uns nicht beklagen. Aber wir haben eben überhaupt keine Lobby in Österreich. Früher, als in Linz und Fürstenfeld noch in großem Stil Zigaretten produziert wurden, konnten wir wenigstens noch das Argument des Erhalts von Arbeitsplätzen in die Waagschale werfen. Heute wissen Raucher dagegen manchmal schon gar nicht mehr, wo sie ihre Zigarette
überhaupt noch rauchen dürfen. Das ist beim Alkohol anders. Da wissen auch alle, dass dieser nicht ganz ungefährlich ist. Aber es hängen eben Arbeitsplätze dran. In der Produktion und in der Gastronomie. Und man muss ja auch wirklich aufpassen, dass man nicht jeden Genuss verbietet. Sonst ist der nächste, der dran glauben muss, der Schweinsbraten. SN: Sie verdienen Ihr Geld mit Tabak und Glücksspiel. Das ist eben nicht gut für das Image. Sensible Produkte wie Tabak und Lotterieprodukte brauchen einen kontrollierten Vertriebskanal mit sozialer Verantwortung – Trafiken werden ausschließlich an Personen mit körperlicher Behinderung neu vergeben. Als solcher haben sich die Trafiken über Jahrzehnte bewährt.
Wir erweitern unser Angebot auch ständig. Wir sind ins E-Loading-Geschäft eingestiegen und legen Wert auf Qualitätsprodukte. Ein Beispiel dafür wären etwa Jahrgangszigarren. SN: Ist Snus auch ein Genussprodukt? Für alle, die gern Nikotin genießen und keinen Teer konsumieren wollen, ist das ein Genuss. Dieser skandinavische Kautabak wäre für alle Beteiligten die sauberste Lösung. Den steckt man einfach 15 bis 60 Minuten hinter die Ober- oder Unterlippe. Da gibt es keinen Rauch, weshalb das Problem des Passivrauchens und der negativen Vorbildwirkung gelöst wäre. Teer entsteht auch nicht und stinken tut Snus schon gar nicht. Das wäre also eine wirklich saubere Tabakkultur. SN: Was meinen Sie mit „wäre“? Weil Snus in Österreich nicht verkauft werden darf. Ein Mitarbeiter im Gesundheitsministerium hat gemeint, das würde nur neue Konsumenten für unsere Branche anlocken. Dabei wäre Snus perfekt zum Umsteigen. Und was ist passiert? Es wurde eine synthetische Version dieses Naturprodukts auf den Markt gebracht – und Snus wird jetzt vollkommen unkontrolliert auf dem Schwarzmarkt gehandelt.