Salzburger Nachrichten

Ein Schiff der Freiheit ankert in den Wiesenhüge­ln der „Insel“

Wovon träumt ein Insel-Bewohner? Von einem Schiff. Bis eines anlegt, kann es aber dauern, manchmal auch 31 Jahre. Nun aber hat die „Insel“ein Schiff.

- BERNHARD FLIEHER

SALZBURG. Hans Höller schaut zu, wie sein Schiff ein letztes Mal vor Anker geht. Der ehemalige Germanisti­kprofessor aus Rif steht an keiner Hafenmole. Er steht an einer Grube in den Wiesenhüge­ln der „Insel“, einer von Salzburgs größten Kinder- und Jungendein­richtungen. „Der ideale Platz“, schwärmt Höller. Neben ihm nickt Heimo Weilharter. Seit 31 Jahren leitet er das Insel-Haus der Jugend. Und genauso lange träumt er von einem Schiff. „Insel und Schiff – das gehört zusammen“, sagte er.

Höller – einst einer der Ersten, die über Thomas Bernhard dissertier­ten sowie ein intensiver Kenner von Peter Handke oder Ingeborg Bachmann – hatte das Schiff vor 20 Jahren gekauft. Die „Seebär“wurde ein Ruheort für die Familie. Der billige Anlegeplat­z im Kanal von Aquileia ergab sich dabei per Zufall.

Und nun ist auch der letzte Ankerplatz ein „höchst glückliche­r Zufall“, wie Höller sagt. Die Kinder sind groß und die notwendige Renovierun­g des Schiffs zahlt sich nicht mehr aus. Höller und seine Frau boten das Schiff bei eBay an – für einen Euro. Gemeldet haben sich viele, „die nur die Bootspapie­re“haben wollten. Das rund 90 Jahre alte Schiff hatte sie nicht interessie­rt.

Insel-Direktor Heimo Weilharter rief auch an. Ihn interessie­rten nicht die Papiere, sondern das Schiff. Man war sich schnell einig: Das Schiff kommt zur „Insel“, in diese „so schöne Kinderbetr­euungsanla­ge“, wie Höller sagt. Für Weilharter verkörpert ein Schiff „eine Freiheit“. Und das ist es, was die Kinder in der „Insel“erfahren sollen: „Es geht hier darum, Kinder wachsen zu lassen.“150 Kinder und Jugendlich­e sind täglich in der „Insel“, die ein Areal von 1,5 Hektar umfasst. Im Sommer gibt es Camps, bei denen rund 800 Kinder betreut werden.

In der Nacht auf Freitag war die „Seebär“vom Mittelmeer an die Salzach gebracht worden. Von der Idee, das Schiff in einer Jugendeinr­ichtung ankern zu lassen und dort ein neuer Abenteuerp­latz zu werden, war auch Spe

„Mit einem Schiff für die Insel wird ein Traum wahr.“Heimo Weilharter, Insel-Direktor

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