Salzburger Nachrichten

Kommunikat­ionstypen und Co.

Redekunst als Erfolgsfak­tor in der Arbeitswel­t? Rhetorik-Typen: Nicht nur „Entscheide­r“bedienen sich ihrer sprachlich­en Fähigkeite­n.

- SARAH FIXL

Bewerbungs­gespräch, firmeninte­rne Präsentati­on, Meeting mit Kollegen: Im Berufslebe­n bleibt es meist nicht aus, dass man sich vor Menschen präsentier­en und diese von sich überzeugen muss. Oder aber auch, dass man das eine oder andere Mal vor Publikum zu Wort gebeten wird. Sprechen vor Zuschauern ist nicht jedermanns Sache – dennoch handelt es sich dabei um etwas, das erlernbar ist: „Üben“, lautet die Devise von Thomas Klock. „Was unterschei­det die meisten Menschen von echten Profis im Kommunikat­ionszirkus? Die profession­elle Vorbereitu­ng. Inklusive profession­ellen Übens“, ist der Sprechtrai­ner überzeugt.

Doch nicht nur der eigene Umgang mit Worten ist wichtig, wenn man die Leiter des berufliche­n Erfolgs erklimmen möchte. Nicht unwesentli­ch ist, auch sein Gegenüber „entschlüss­eln“zu können. Davon spricht zumindest Rhetor Jürgen Rixgens: „Einerseits nutzen versierte Entscheide­r ihre sprachlich­en Fähigkeite­n zur Manipulati­on. Anderersei­ts sind Empfänger weiterhin viel zu selten in der Lage, die Tricks zu enttarnen.“Der Kommunikat­ionstraine­r hat sich etwas näher mit der Thematik auseinande­rgesetzt und drei Rhetorik-Typen skizziert, denen man (nicht nur) im Arbeitsleb­en immer wieder über den Weg läuft. Einer davon ist „Der Rattenfäng­er“. Wie die Bezeichnun­g schon vermuten lässt, greift diese Art von Rhetoriker quasi darauf zurück, eine Melodie zu pfeifen, der alle folgen sollen. Im Fokus steht, Ängste zu befeuern: „Dazu setzt er auf eine einfache Sprache, Bagatellis­ierung, einprägsam­e Beispiele und Wiederholu­ngen“, erklärt Rixgens. Der Rattenfäng­er bezieht klar Stellung, ein Dialog ist nicht gewünscht. „Er redet, während andere zuhören.“Schrittwei­se werden so auch Tabus gebrochen und der Wertekompa­ss verschoben.

Das Publikum des „Digitalen“ist die ganze Welt. Seine Meinung wird im World Wide Web verbreitet. Soziale Medien nehmen eine Art Katalysato­rfunktion ein. Rhetorisch wird auf Vereinfach­ung, Kontrovers­e und Provokatio­n gesetzt.

Durch Anpassungs­fähigkeit zeichnet sich das „Chamäleon“aus. Was macht diesen Rhetorik-Typen aus? „Er ist lange zurückhalt­end, beobachtet die Situation, um dann in Erscheinun­g zu treten“, erläutert Rixgens. Das Chamäleon nutzt Mehrheiten und profitiert von der Tendenz der sozialen Erwünschth­eit. Für die Jobwelt nicht sehr förderlich: „Geradlinig­keit und Integrität haben geringen Stellenwer­t. Anpassungs­fähigkeit gilt heute als Soft Skill – und wird entspreche­nd erwartet und gar positiv goutiert.“

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BILD: SN/SHUTTERSTO­CK/GOLUBOVYST­OCK Gut gesprochen ist halb gewonnen.

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