Anrainer für längeren Gabi-Tunnel
Die Anrainer der alten Autobahnmeisterei Salzburg-Mitte sind gegen eine Rückkehr zu Tempo 100 auf der A1.
SALZBURG-STADT. Wie geht es nach der Absage der Obus-Remise sowie der geplanten 150 Wohnungen mit dem Areal der ehemaligen Autobahnmeisterei Salzburg-Mitte weiter? Während die Stadtpolitik auf Vorschläge der Grundeigentümer – Salzburg AG (drei Hektar) und die DHK-Gruppe (Baufirmen Dywidag, Hillebrand und Kreuzberger; zwei Hektar) – wartet, freuen sich die Anrainer über eine Atempause.
Denn sie hatten so wie Thomas Hammerschmid, der am Hubertusweg wohnt, schon lang kritisiert, dass die Fläche speziell für Wohnbauten ungeeignet sei: „Die Luft ist hier sehr schlecht und es ist sehr laut, wegen des Lärms von der Autobahn und von der Münchner Bundesstraße. Ich würde in einer Neubauwohnung hier nie wohnen wollen.“
Tatsächlich ist die A1 bei Liefering mit über 95.000 Fahrzeugen pro Tag laut VCÖ der am stärksten befahrene Autobahnabschnitt Salzburgs. Auch die laut Landesverkehrsabteilung rund 30.000 Fahrzeuge pro Wochentag auf der Münchner Bundesstraße sind ein sehr hoher Wert. Anrainerin Monika Thalhammer und ihre Kollegen sind daher über die von LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) angekündigte geplante Rückkehr von Tempo 80 zu Tempo 100 – wegen des sinkenden Stickoxid-Ausstoßes – alles andere als erfreut: „Ich finde es einen totalen Rückschritt, wenn der Hunderter wieder kommt, weil wir dann nichts für die Wohnbevölkerung tun. Auch für den Klimaschutz ist es ein Wahnsinn, weil so Österreich die Ziele vom Vertrag von Paris erst recht nicht erreicht“, sagt sie.
Thalhammer und ihre Mitstreiter gehen daher in die Offensive: „Wir wollen eine Verlängerung der Autobahn-Einhausung bis zum Messezentrum.“Das wäre eine Strecke von gut 700 Metern. Dieser Ausbau des im Volksmund „Gabi-Tunnel“genannten A1-Tunnels „müsste auch im Interesse der DHK-Gruppe und der Stadt sein“, sagt Thalhammer, weil das auch eine bessere Nutzung des Areals ermögliche. Profitieren davon würden rund 3500 Bewohner, rechnen die Anrainer vor. Schon 2007 haben sie dafür 2500 Unterschriften gesammelt.
Als Argument beziehen sich die Anrainer neben der Luft- vor allem auf die Lärmbelastung. Denn diese werde mit Tempo 100 erneut steigen. Thalhammer: „In meiner Straße hat sich die Lärmsituation durch die Einführung von Tempo 80 verbessert, weil ich jetzt wieder bei offenem Fenster schlafen kann. Das war vorher
„Kosten für den Tunnel stehen in keiner Relation zum Nutzen.“
Christoph Pollinger, Asfinag
unmöglich. Als noch Tempo 100 galt, konnte ich nicht mehr im Garten sitzen, weil mich der Lärm gestresst hat. Ich konnte mich nicht entspannen und runterkommen und habe Herzrasen bekommen.“
Paul Göldner, messtechnischer Sachverständiger des Landes für Lärmfragen, räumt
ein: „Die Lärmkarte zeigt, dass es trotz Lärmschutzwand in Liefering unweit der Autobahn 65 bis 70 Dezibel im Durchschnitt der 24 Stunden hat. Wenn man die Nachtwerte ansieht, ist man bei 55 bis 60 Dezibel. Da sind wir im Bereich der Gesundheitsgefährdung.“Nachsatz: „Wenn man den Tunnel verlängert, könnte man davon ausgehen, dass von diesem Lärmträger nicht mehr viel Schall ausgeht.“
Beim Anwalt der DHK-Gruppe, Reinfried Eberl, rennt man damit offene Türen ein: „Wenn die Asfinag die Tunnelverlängerung zahlt, soll es uns recht sein.“Ähnlich Bgm. Harald Preuner (ÖVP): „Aus Stadt-Sicht kann man sich nur wünschen, dass die Asfinag den Tunnel verlängert.“Für Asfinag-Sprecher Christoph Pollinger ist eine Tunnelverlängerung aber kein Thema: „Es gibt keine Planungen. Und die Kosten stehen in keiner Relation zum Nutzen.“Noch dazu, weil der Tunnel 2016 sicherheitstechnisch erneuert worden sei – samt Lärmschutz bei Salzburg-Mitte. Auch im Büro von Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP) ist man skeptisch: „Wir hören das zum ersten Mal.“Wenn es den Wunsch gebe, werde man ihn aber prüfen.
Die zweite Sorge der Anrainer gilt den möglichen Asbest-Rückständen durch Dachplatten- und Gebäudereste auf dem ehemaligen Autobahnmeisterei-Gelände. Zudem sei beim Abriss Ende 2017 Asbeststaub freigesetzt worden, klagt Harald Rieder: „Laut meiner Berechnung gab es allein 220 Tonnen an Eternitdach. Abtransportiert wurden nur 150 Tonnen. Da wurde die Bevölkerung massiv über die Gefährdung getäuscht.“
Alexander Würfl vom Baurechtsamt im Magistrat widerspricht und verweist auf die zahlreichen Auflagen für den Abbruch, den befugte Firmen gemacht hätten: „Die Verantwortung für die Einhaltung dieser Bedingungen liegt beim Bauherrn.“