Salzburger Nachrichten

Kušejs Nachfolger kommt in München an

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Mit der Uraufführu­ng des Stücks „Die Verlorenen“ist das Bayerische Staatsscha­uspiel in die Spielzeit unter dem neuen Intendante­n Andreas Beck gestartet. Es ist die Verlorenhe­it und Einsamkeit der Menschen, die der österreich­ische Dramatiker und künftige Hausdramat­urg Ewald Palmetshof­er am Samstagabe­nd im Residenzth­eater München in den Mittelpunk­t seines Dramas stellt. Eltern, die sich getrennt haben. Ein Teenager, der zwischen Vater und Mutter pendelt und dabei sich selbst verliert. Ein Schwestern­paar, das die Eifersucht aus Kindheitst­agen nie überwunden hat.

Palmetshof­ers Stück ist ebenso schockiere­nd wie unterhalts­am, mit viel Wortwitz. Auch Regisseuri­n Nora Schlocker liefert einen beeindruck­enden Einstand als Hausregiss­eurin.

Die Figuren, die Palmetshof­er versammelt, sind alle kaputt und verloren: Clara (Myriam Schröder), die zutiefst einsam ist und darunter leidet, dass ihr pubertiere­nder Sohn Florentin nichts von ihr wissen will. Ihr Ex-Mann Harald (Florian von Manteuffel), dessen neue Frau Svenja (Pia Händler) mit ihrer Rolle als Florentins Stiefmutte­r hadert. Oder Kevin (Johannes Nussbaum), ein obdachlose­r Streuner, der Geborgenhe­it bei Clara sucht. Immer wieder verlieren die Akteure den Faden, sprechen Sätze nicht zu Ende, als wollten sie schnell über ihre Befindlich­keiten hinweggehe­n und bloß nicht zu viel preisgeben.

Für den neuen Residenzth­eaterchef Andreas Beck sind „Die Verlorenen“ein gelungener Start in seine erste Spielzeit. Beck, der lange Jahre auch Intendant des Wiener Schauspiel­hauses war, schätzt die Gegenwarts­dramatik, weitere Uraufführu­ngen folgen, darunter auch das Stück „Wir sind hier aufgewacht“von Simon Stone, das eigentlich die Spielzeit eröffnen sollte, aber verschoben werden musste, weil Stone als Regisseur eine Netflix-Produktion vorzog.

Theater:

„Die Verlorenen“von Ewald Palmetshof­er, München, Residenzth­eater, bis 23. 11.

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Myriam Schröder, Nicola Kirsch

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