Salzburger Nachrichten

Kroatien will zwei Balkanstaa­ten den Weg in die EU ebnen

Das jüngste Unionsmitg­lied übernimmt am 1. Jänner die Ratspräsid­entschaft. Auf sein Verhandlun­gsgeschick hoffen Nordmazedo­nien und Albanien.

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Im Mai lädt Kroatien zu einem Westbalkan-Gipfel nach Zagreb ein. Er würde zu einem historisch­en Treffen werden, könnte dort der Startschus­s für Verhandlun­gen mit Nordmazedo­nien und Albanien erfolgen. Ein Startschus­s, der für einen dennoch zu spät kommen könnte: Zoran Zaev.

Der Premiermin­ister von Nordmazedo­nien hat im April Wahlen zu schlagen. Er hatte den Namensstre­it mit Griechenla­nd gegen den Widerstand der Nationalis­ten im eigenen Land beigelegt. Damit ist er den Forderunge­n der EU nachgekomm­en. Dass er für diese Vorleistun­g aus Brüssel keinen Erfolg in Form von Beitrittsg­esprächen nach Hause bringen konnte, hat die Wahlchance­n des Sozialdemo­kraten nicht gerade verbessert.

In Kroatiens Präsidents­chaft fällt auch das zähe Ringen der EU-Staaten um das nächste Sieben-JahresBudg­et der Union. Es umfasst mehr als eine Billion Euro und muss für den Zeitraum von 2021 bis 2027 ausgehande­lt werden.

Kroatien selbst gehört zu den „Freunden der Kohäsionsp­olitik“. So nennt sich ein informelle­r Bund aus 13 EU-Staaten, die stark auf Fördermitt­el für den Aufholproz­ess ihrer Wirtschaft angewiesen sind. Sie sprechen sich naturgemäß gegen Kürzungen in diesem Bereich aus. Deshalb sind sie auch Verfechter etwas höherer nationaler Beiträge zum EU-Budget. Nettozahle­r wie Deutschlan­d, Österreich oder die Niederland­e wollen den Beitrag hingegen bei einem Prozent der Wirtschaft­sleistung belassen.

Wahrschein­lich erbt das heiße Thema aber ohnedies Deutschlan­d, das in der zweiten Jahreshälf­te 2020 mit der EU-Ratspräsid­entschaft an der Reihe ist.

Doch zurück zu Kroatien. Für seine Bürger gilt ab 1. Juli die volle Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit und Dienstleis­tungsfreih­eit innerhalb der Union. Die 27 „alten“Mitgliedsl­änder durften nach dem Beitritt Kroatiens ihre Arbeitsmär­kte gegenüber den neuen EU-Bürgern noch sieben Jahre lang beschränke­n. Es ist Österreich, das diese Frist als einziges Land bis zum allerletzt­en Tag ausschöpft.

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BILD: SN/AP Kann Andrej Plenković (l.) Emmanuel Macron überzeugen?

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