„Das Feuerwerk gehört für viele dazu“
Das Thema Klimawandel brachte Silvesterfeuerwerke wieder ins Gerede. Manche Orte setzen auf Verbote, andere fordern Bürger zum Verzicht auf, aber die Branche macht sich wenig Sorgen.
Befeuern Silvesterraketen und Böller den Klimawandel? Darüber lässt sich streiten. Sicher ist, dass der Verzicht auf die farbenprächtige Knallerei rund um den Jahreswechsel allein keinen Umschwung bewirkt.
Daher ist es wohl so ähnlich wie in den 1980er-Jahren, als unter der Parole „Brot statt Böller“, ausgehend von der evangelischen Kirche in Deutschland, Silvesterraketen bei manchen auch ziemlich verpönt waren. Es wurde zum Verzicht und im Gegenzug zu Spenden für Entwicklungshilfeprojekte aufgerufen.
Beim Kampf gegen den Klimawandel ist es ganz ähnlich. Der Verzicht auf ein bisschen Lärm und bunte Sterne im Nachthimmel zu Silvester fällt vermutlich leichter als dauernde Änderungen im Alltag wie etwa weniger mit dem Auto und mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Dennoch zeigt sich eine Tendenz. Es gebe immer weniger große, offizielle Feuerwerke, etwa in den Landeshauptstädten, heißt es beim Fachverband der Wirtschaftskammer, wo die Pyrotechnik zum Waffenund Eisenhandel zählt. „Einige Pyrotechniker merken das schon.“In Graz gebe es seit Jahren nur noch eine Lasershow, Klagenfurt habe das Feuerwerk im Vorjahr eingestellt. In Innsbruck gebe es das Feuerwerk nur noch am Berg Isel, aber nicht mehr im Stadtzentrum. In der Altstadt gibt es erstmals eine Lasershow wie etwa auch in Lustenau. Andere Gemeinden setzen auch auf
Verbote. Rechtlich gesehen verzichten sie dabei auf Ausnahmen rund um den Jahreswechsel, denn das Zünden von Feuerwerken und Knallkörpern der Klasse F2 (erlaubt ab 16 Jahren) ist in Österreich generell verboten, insbesondere nahe Spitälern sowie Pflege- und Seniorenheimen.
Im Bundesland Salzburg machte der Bürgermeister von Henndorf, Rupert Eder, den Anfang mit einem Feuerwerksverbot. Andere Gemeinden wie Bergheim (wo die Wallfahrtskirche wie ein Aussichtsbalkon auf die Stadt Salzburg ist) und Elixhausen zogen nach. Dagegen scheiterte ein gleichartiger Vorstoß des Walser Bürgermeisters Joachim Maislinger schon an seiner ÖVPFraktion. Die Stadt Salzburg schlug einen Mittelweg ein. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) erlaubt keine privaten Feuerwerke, das von der Stadt über der Festung abgefeuerte, das alljährlich auch Tausende Touristen anlockt, wird es aber wie gehabt geben. In Feldkirch sind zum Beispiel nur noch Knallerbsen und Sprühfeuerwerke erlaubt.
Der Präsident des Gemeindebundes in Salzburg, Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP) aus St. Johann, bringt das Dilemma, in dem die Gemeindechefs stecken, auf den Punkt: „Ich habe nie so eine Ausnahmeverordnung gemacht, denn das ist ohnehin nicht kontrollierbar.“Er selbst werde sicher nicht im Marktzentrum persönlich einschreiten, und das übersteige auch die Kapazitäten der Polizei. Die Verkaufsstände könne keine Gemeinde verbieten, dafür sei die Gewerbebehörde der Bezirkshauptmannschaft zuständig.
In Tourismusorten ist natürlich die Hotellerie ein weiterer Befürworter von Feuerwerken, denn die Wirte wollen ihren Gästen etwas bieten. Der St. Johanner Ortschef berichtet, manche Gäste brächten auch aus dem Ausland ihr eigenes Feuerwerk mit. Vereinzelt wird noch gezielt damit geworben – etwa im Raum Kitzbühel. Da wird der Jahreswechsel „traditionell mit drei Feuerwerken an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingeleitet“, wie es in der Werbung heißt. Den Auftakt macht die Ski-&-Fun-Party in Reith, zu Silvester feiert Jochberg und am Neujahrstag folgt im Zielgelände der Streif in der Gamsstadt die Skishow mit Klangfeuerwerk.
Damit die Knallerei weniger werde, „setze ich auf Aufklärung“, betont Mitterer: „Jeder kann etwas beitragen und spart sich dabei noch Geld.“Aus seiner Sicht fühlten sich mehr Menschen durch die lange Dauer der Böllerei gestört als durch die Raketen zu Silvester: „Zwei Tage vorher bis zwei Tage danach – das regt die Leute auf.“
Ziemlich entspannt sieht dem Jahreswechsel auch heuer wieder der Pyrotechnikunternehmer Peter Schickl aus Mondsee entgegen. Mit dem Feuerwerk sei es wie bei jedem Luxus: Jeder bestimme selbst, was er brauche. Schickl zeigt sich überzeugt davon, dass die ganze Debatte nicht viel ändern werde. „Wer gegen uns wettert, das sind ohnehin nicht unsere Kunden“, erklärt der Bundessprecher für Pyrotechnikartikel in der Wirtschaftskammer. Genaue Umsatzzahlen mit dem Silvestersortiment wie Skymarker, Orbiter, Knistermaxe, Space Color oder Big Festival gibt es nicht, Schätzungen gehen von 15 Millionen Euro aufwärts in ganz Österreich aus.
Die Umweltbelastung durch Feuerwerke haben die Chemiker Walter Gössler und Stefan Tanda von der Universität Graz gemeinsam mit tschechischen Kollegen untersucht. Ergebnis laut APA: Vor allem die Konzentration der Metalle Aluminium, Kupfer, Strontium, Barium und Wismut war rund um Silvester stark erhöht. Doch bei Arsen, Cadmium, Nickel und Blei, die in der EU als Schadstoffe klassifiziert sind, war das nicht der Fall. Dennoch handle es sich in Sachen Feinstaub um eine Zusatzbelastung.