Zum Jahresende
Die beiden Radstädter Hannes Reichelt und Christopher Neumayer ziehen sich in Bormio schwere Knieverletzungen zu.
SALZBURG. Das Jahr 2019 endete für Österreichs Abfahrer ganz bitter: Die beiden Radstädter Hannes Reichelt und Christopher Neumayer zogen sich bei den letzten Rennen des Jahres jeweils schwere Knieverletzungen zu.
Hannes Reichelt kam Samstag in der Abfahrt zu Sturz und flog in die Fangnetze. Der 39-jährige Routinier beklagte sich bereits danach über starke Knieschmerzen, doch erst in der Nacht auf Sonntag wurde in
Innsbruck das ganze Ausmaß klar: Der Salzburger erlitt bei seinem Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselbandkomplexes am rechten Knie, wie der Österreichische Skiverband (ÖSV) Sonntag nach einer MRT-Untersuchung bekannt gegeben hat. Reichelt wurde noch am Sonntag in Innsbruck operiert. Ob und wie sich diese Verletzung auf seine Karriere auswirkt, das wollte noch keiner im ÖSV beurteilen. „Das ist ein Schock für uns alle. Wichtig ist, dass er jetzt seine Therapie professionell angeht und sich gut erholt. Im Sommer wird er dann wohl entscheiden, ob er es noch einmal probiert oder ob er es bleiben lässt“, meinte Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher in Bormio.
Karl Golser, der behandelnde Arzt von Reichelt in Innsbruck, meinte Sonntagnachmittag: „Vonseiten des Kniegelenkes gibt es kein Ausschlusskriterium, dass eine Rückkehr zum Sport – wenn er das möchte – möglich ist.“Mit einer Pause von sechs Monaten müsse man aber rechnen.
Für Reichelt endet damit ein schwieriges Jahr 2019: Im Mai wurde er von einem nordischen Servicemann mit Dopingvorwürfen in Verbindung gebracht. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Innsbruck dauerten lang an, erst Mitte Oktober stellte die Behörde die Ermittlungen gegen ihn ein. Reichelt selbst hatte die Vorwürfe stets bestritten und sprach in einem SNInterview von den schwierigsten Monaten seiner Karriere. Dennoch startete er stark und sehr motiviert in die Saison, in Beaver Creek belegte er Anfang Dezember Rang vier in der Abfahrt.
Am Sonntag gab es dann den nächsten Schock: Christopher Neumayer, der wie Reichelt aus Radstadt
kommt, zog sich im Super-GTeil der Kombination vermutlich ebenfalls eine schwere Knieverletzung zu. Neumayer wurde auf einer Welle ausgehoben, landete ziemlich hart auf der eisigen Piste und flog ebenfalls in die Fangnetze. Auch Neumayer musste mit dem Helikopter abtransportiert werden. Die ernüchternde Diagnose: Nach einem MRT wurde am Nachmittag in Innsbruck beim Salzburger ein Riss des vorderen Kreuzbandes sowie eine Fraktur des Schienbeinkopfes festgestellt. Für den 27-Jährigen war es eine Verletzung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Erst in den letzten Wochen hat er sich seinen Platz im Team fix erkämpft, mit Rang 17 holte er am Samstag sein bis dato bestes Weltcupergebnis.
Damit ist das heimische Abfahrtsteam schon arg zerzaust: Max
Franz leidet seit Saisonbeginn an Rücken- und Knieproblemen, auch Christian Walder musste wegen Knieproblemen auf einen Start in Bormio verzichten.
Die Verletzungen stellten die sportlichen Ereignisse in den Hintergrund. Der Südtiroler Dominik Paris triumphierte auch Samstag auf der Originalabfahrt auf der Stelvio, Rang zwei ging an den Schweizer Überraschungsmann Urs Kryenbühl, Matthias Mayer war neuerlich bester Österreicher, doch verpasste er das Podest als Fünfter um fast sechs Zehntelsekunden. Die abschließende Kombination am Sonntag holte sich Alexis Pinturault, der damit den dritten Saisonsieg in der dritten Disziplin (Riesentorlauf, Slalom, Kombi) gefeiert hat. Als Weltcup-Gesamtführender geht Aleksander Aamodt Kilde (NOR) in das neue Jahr.
„Hannes soll im Sommer entscheiden, ob er weitermacht.“