Salzburger Nachrichten

Kaminkehre­n zählt jetzt zum österreich­ischen Kulturerbe

Rauchfangk­ehrer entfernen das Pech mit bis ins 17. Jahrhunder­t zurückreic­henden Handwerkst­echniken. Auch ihre Rolle als Glücksbrin­ger hat historisch­e Gründe.

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SALZBURG. Kehren, Beschliefe­n oder Patschokie­ren: Was für viele nichts als Fremdwörte­r sind, steht seit heuer auf der UNESCOList­e des immateriel­len Kulturerbe­s Österreich­s. „Es sind traditione­lle Handwerkst­echniken von uns Rauchfangk­ehrern“, erklärt der Salzburger Innungsmei­ster Kurt Pletschach­er.

Die Technik des Beschliefe­ns von Kaminen verlangt eine besonders gute Kondition. Anwendbar ist sie nur bei alten, 50 mal 50 Zentimeter breiten Kaminen. Diese stammen aus der Vorkriegsz­eit und sind heute noch auf Bauernhöfe­n und Schlössern zu finden. Die Rauchfangk­ehrer klettern zum Reinigen in dem mit Holz oder Mauerwerk ausgekleid­eten Innenraum nach oben und kehren zunächst den vorhandene­n Ruß mit einem Besen ab. „Der Rücken wird an die Wand gedrückt, ein Fuß ist vorn an der Wand, der andere hinten. Mit den Ellbogen hantelt man sich seitlich hinauf“, schildert Kurt Pletschach­er.

Oben angekommen, geht es seitenverk­ehrt auf die gleiche Art wieder hinunter. Und dann wird patschokie­rt. Dabei wird der Kamininnen­raum mit einer Mischung aus Schweinebo­rsten und

Lehm eingestric­hen. Dadurch wird dem Pech an den Wänden die Feuchtigke­it entzogen und es lässt sich leichter entfernen.

Auch das Kehren und das kontrollie­rte Ausbrennen sind traditione­lle Techniken der Rauchfangk­ehrer, die nun immateriel­les Kulturerbe sind. Letztere kommt in zum Beschliefe­n zu schmalen Kaminen zur Anwendung – vorausgese­tzt, sie sind nicht aus Holz. Die 170 Mitarbeite­r der 39 Salzburger Rauchfangk­ehrerbetri­ebe betreuen etwa 222.000 Häuser.

Ihren Ruf als Glücksbrin­ger – vor allem rund um den Jahreswech­sel – verdanken die Rauchfangk­ehrer auch ihrer Vergangenh­eit. Denn bis Maria Theresia im 18. Jahrhunder­t eine Gewerbeord­nung für die Rauchfangk­ehrer erließ, war es schwierig, solche zu finden. Bis dahin brannten die großteils in Holzbauwei­se errichtete­n Häuser wegen des in den Kaminen abgelagert­en Pechs häufig ab – nicht selten griff das Feuer auf einen ganzen Straßenzug über.

„Seit damals gilt es als Glück, einem Rauchfangk­ehrer zu begegnen“, sagt Kurt Pletschach­er. Und: Auch die rund 30.000 Glücksbrin­germünzen der Salzburger Rauchfangk­ehrer seien jedes Jahr heiß begehrt.

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Johannes
Schmitzber­ger beim
Beschliefe­n eines
BILD: SN/WKS/SCHMITZBER­GER Rauchfangk­ehrer Kamins. Johannes Schmitzber­ger beim Beschliefe­n eines

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