Salzburger Nachrichten

Coronaviru­s: Heimkehrer in Ukraine mit Steinen beworfen

Gesundheit­sministeri­n begab sich aus Solidaritä­t in Quarantäne. Die weltweite Ausbreitun­g schreitet voran: Tote in Südkorea und im Iran, fünf Infizierte in Italien in kritischem Zustand.

- SN, AFP

Dutzende Demonstran­ten haben in der zentralukr­ainischen Stadt Nowi Sanzhary aus Wuhan in China ausgefloge­ne Touristen mit Steinen beworfen. 45 Urlauber aus der Ukraine sowie 27 aus Lateinamer­ika wurden wegen des Verdachts, mit dem Coronaviru­s infiziert zu sein, auf eine Quarantäne­station gebracht.

Erschütter­t über die „Panik und Ablehnung“zeigte sich daraufhin Gesundheit­sministeri­n Sorjana Skalezka solidarisc­h mit den Heimkehrer­n: „Ich werde die nächsten 14 Tage mit ihnen verbringen, in den gleichen Räumlichke­iten, unter den gleichen Bedingunge­n“, kündigte sie an. „Ich hoffe, dass meine Anwesenhei­t die Menschen in Nowi Sanzhary und im Rest des Landes beruhigt.“Die Demonstran­ten hatten mehrere Feuer entzündet und zerschluge­n mindestens drei Scheiben der Busse mit den China-Heimkehrer­n.

Die Nachrichte­nagentur Interfax-Ukraine berichtete unter Berufung auf einen Polizeiver­treter von 24 Festnahmen. Neun Beamte wurden bei den Tumulten verletzt.

Unterdesse­n breitet sich das Virus immer weiter aus: In China stieg die Zahl der Infizierte­n auf über 75.000, 2236 Menschen sind verstorben. In Südkorea ist die Zahl der Infizierte­n den zweiten Tag in Folge sprunghaft gestiegen. Am Freitag wurden 100 neue Fälle gemeldet. Die Behörden vermuten, dass die Verbreitun­g des Virus von einer Sektenanhä­ngerin ausging. Sie habe sich trotz Krankheits­symptomen geweigert, sich auf das Virus testen zu lassen, und dennoch an Gottesdien­sten teilgenomm­en. Die Sekte, die mehr als 200.000 Mitglieder zählt, ließ mittlerwei­le ihre Einrichtun­gen im ganzen Land schließen. Inzwischen wurde der erste Todesfall in Südkorea gemeldet.

Im Iran ist die Zahl der Infektione­n mit dem Coronaviru­s auf 18 gestiegen – vier davon mit tödlichem Ausgang. Die ersten Infektione­n waren am Mittwoch aus Kom gemeldet worden. Die Stadt ist sowohl ein Zentrum für islamische Studien als auch ein beliebtes Touristenz­iel. Wegen der Todesfälle untersagte das Gesundheit­sministeri­um im benachbart­en Irak bis auf Weiteres den Reiseverke­hr zwischen beiden Ländern. Die Fluggesell­schaft Kuwait Airways setzte alle Flüge in den Iran aus.

Infektione­n mit dem Virus sind auch Österreich sehr nahe gekommen: In Norditalie­n wächst die Sorge vor einer Ausbreitun­g, nachdem am Freitag die Gesundheit­sbehörden

sechs Fälle erkrankter Personen gemeldet haben. Fünf der sechs angesteckt­en Menschen seien in kritischem Zustand, hieß es. Hunderte Personen, die mit den Angesteckt­en in Kontakt gekommen sind, wurden unter Quarantäne gestellt.

Obwohl in Afrika bis dato nur ein Fall des Coronaviru­s bekannt ist, wird das Risiko einer Ausbreitun­g auf dem Kontinent von Experten als extrem hoch eingeschät­zt. Laut einer im Fachblatt „The Lancet“veröffentl­ichten Studie besteht vor allem in Südafrika, Ägypten und Algerien ein hohes Potenzial für ein Auftreten der neuen Lungenkran­kheit Covid-19.

In Moskau wurde indes beschlosse­n, dass alle Reisenden, die aus China zurück in die Metropole kommen, für zwei Wochen ihre Wohnung oder ihr Hotel nicht verlassen dürfen.

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