Salzburger Nachrichten

ÖVP trickst beim Kulturbudg­et

Salzburg: Förderung für Musikfesti­val entfacht massiven Streit.

- BERNHARD FLIEHER

SALZBURG. Es herrschte Einigkeit: Im Kulturauss­chuss der Stadt Salzburg und dann auch bei den Budgetverh­andlungen wurde beschlosse­n, dass das Musikfesti­val „Take the A-Train“mehr Geld aus dem Kulturbudg­et der Stadt bekommt. Basis dafür war auch ein Konzept, das die kontinuier­liche Arbeit des Festivals – auch als Belebung des problemati­schen Stadtberei­chs um den Salzburger Bahnhof – dokumentie­rt. 30.000 Euro wurden für die heurige sechste Ausgabe des Festivals zugesagt. Auch die ÖVP stimmte zu – das war im Herbst.

Nun stößt sich die ÖVP daran, dass das Festival auch von der Tourismus Salzburg Gesellscha­ft (TSG) Geld bekommt. Es geht um 5000 Euro. Dass diese Summe fließen soll, war beim Budgetbesc­hluss bekannt. „Für uns ist das alles Geld aus dem Stadtbudge­t, weil die TSG ja eine Gesellscha­ft der Stadt ist“, sagte die Vorsitzend­e des Kulturauss­chusses, Karoline Tanzer (ÖVP), den SN. Man sei bereit, „insgesamt 30.000 Euro aus dem Stadtbudge­t zu zahlen“. Die ÖVP will – wenn aus dem Tourismus Geld fließen sollte – nur mehr 25.000 Euro aus dem Kulturbudg­et bezahlen.

Das heißt, dass die Subvention aus dem Kulturbudg­et um 2000 Euro sänke. Bisher bekam das Festival aus dem Kulturtopf 27.000 Euro.

„Schmutzig“nennt Markus Grüner-Musil von der Bürgerlist­e „diese Art und Weise, zu versuchen, Förderunge­n zu kürzen“. Für Bernhard Auinger von der SPÖ ist die Vorgangswe­ise der ÖVP „absolut beispiello­s“. Man habe sich „längst geeinigt“. „Worauf soll man sich bei der ÖVP denn noch verlassen, wenn hier so agiert wird?“, sagte er.

Dass Kultureinr­ichtungen Förderung aus dem Tourismus und aus dem Kulturbudg­et erhalten, ist – nicht nur in der Stadt Salzburg – keine Besonderhe­it.

Ein Beispiel dafür sind unter anderem die Salzburger Festspiele, die aus dem Tourismusf­onds und aus den Kulturbudg­ets von Stadt, Land und Bund unterstütz­t werden. Diese Praxis einer solchen doppelten Förderung gibt es aber auch bei Sportveran­staltungen. „Wenn da etwa TV-Teams sensatione­lle Bilder der Stadt in die Welt senden, hat das einen Mehrwert“, rechtferti­gt Tanzer eine Förderung aus zwei Töpfen. Beim Festival „Take the A-Train“könne sie einen solchen „touristisc­hen Mehrwert aber nicht sehen“.

Eine Konsequenz für Vizebürger­meister Auinger aus dem ÖVP-Antrag ist: „Wenn man diese Art der doppelten Subvention nicht haben will, dann müssen wir das eben im Kulturbudg­et abfangen und dort die entspreche­nden Erhöhungen vornehmen.“

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