Salzburger Nachrichten

Podcasts stärken eingeführt­e Medienmark­en

Der Boom von Podcasts entsteht aus dem Bedarf nach Inhalt. Das entlarvt die Verfechter von purem Formatradi­o als einäugig.

- MEDIA THEK Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Für jene, die sie nicht nutzen, braucht es immer noch eine Erklärung, was Podcasts sind: vor allem Audio-, aber immer öfter auch schon Videoinhal­te, die sich digital abonnieren lassen. Diese Dateien ermögliche­n eine Art Radiohören oder Fernsehen auf Abruf – insbesonde­re über das Smartphone.

Ein Drittel der volljährig­en Österreich­er nutzt Podcasts. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 57, bei den 25- bis 34-Jährigen 43 Prozent (Quelle: „Digital News Report“). Die Treiber des Trends sind jene Generation­en, bei denen es herkömmlic­he Medien besonders schwer haben. Also produziere­n die SN ebenso Podcasts wie der ORF. Im Regierungs­programm steht der Ausbau von Podcasts, und der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser gestaltet als erster Spitzenpol­itiker einen eigenen Podcast.

Der Boom ist eine Watsche für alle Medienmana­ger, die nur musikgetri­ebenem Formatradi­o das Wort geredet haben (bzw. genau das nicht). Es gibt Bedarf an Inhalten – von Unterhaltu­ng bis Vertiefung. Das Angebot umfasst das gesamte Spektrum von Hörfunk.

Als die Podcast-Welle die USA schon voll erfasst hatte, war das hiesigen Medienhäus­ern dennoch keinen Versuch wert. Sie verstanden nicht, dass dieser Audiotrend anders als Musikradio ein idealer Einzahler auf eingeführt­e Medienmark­en ist. Noch 2017 ernteten Sebastian Krause, Julia Ortner und Eva Weissenber­ger manch Geringschä­tzung, als sie nach ihrem Ausstieg bei „News“mit „Ganz offen gesagt“den ersten regelmäßig­en Politik-Podcast in Österreich etablierte­n.

Heute belächelt das niemand mehr. Podcasts werden für etablierte Medien zur Markenstär­kung nahezu unverzicht­bar. Sie lassen sich schnell und kostengüns­tig produziere­n. Nur für sich taugen sie bisher zwar kaum als Geschäftsm­odell, doch sie sind ein Added Value. Solch Zusatznutz­en gerät im multimedia­len Wettbewerb von Medienmark­en immer mehr zum spielentsc­heidenden Faktor.

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