Salzburger Nachrichten

Fußball lebt von Identifika­tionsfigur­en

Salzburg hat schon viele kommen und gehen sehen. Wo sind die nächsten?

- Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Dieser Tage wurden trotz des Europa-LeagueHins­piels bei Eintracht Frankfurt mit der 1:4Pleite wieder große und positive Erinnerung­en im Salzburger Fußball wach. Austria Salzburg eliminiert­e vor 26 Jahren zwei deutsche Vereine. Zuerst Frankfurt. Dann Karlsruhe. Auf dem Weg ins Europacupf­inale. Die Boygroup, wie sie damals genannt wurde, mit Adi Hütter, Otto Konrad, Heimo Pfeifenber­ger oder Kapitän Heribert Weber begeistert­en nicht nur die heimischen Fußballfan­s. Der Grund: Sie bildeten eine geschlosse­ne Einheit als Basis für den mannschaft­lichen Erfolg im ursprüngli­chsten Sinne. Jeder agierte für jeden. Wie etwa diese Woche Atletico Madrid – die Mannschaft stellte sich mit Mann und Maus gegen den Titelverte­idiger Liverpool – und siegte mit 1:0. Oder auch der LASK, bei dem derzeit kein Spieler herausragt oder herausrage­n will und die Geschlosse­nheit immer im Vordergrun­d steht.

Die Spieler von Austria Salzburg waren in den 90er-Jahren und bis heute Identifika­tionsfigur­en für die Fans, Popstars auf dem Rasen. Von vielen angehimmel­t und als Vorbilder perfekt in Szene gesetzt. Und vor allem: Sie blieben über Jahre ihrem Verein treu – etwas, was heute aus mehrfachen Gründen nicht mehr möglich ist: Das schnelle Geld lockt von meist finanzstar­ken Vereinen (angetriebe­n von Spielerber­atern) und die Verträge sind so gestrickt, dass eine großzügige Ausstiegsk­lausel so wie das Amen im Gebet hineinform­uliert ist.

Es gibt im Fußball eine Formel, und die ist kein Geheimnis: Zeit beim Verein plus Leistung = Höhe der Identifika­tion bei den Fans. Jonathan Soriano, der Goalgetter in Diensten von Red Bull Salzburg, war so eine Identifika­tionsfigur. Erling Haaland wäre wohl eine geworden. Der Schmerz nach deren Weggang war groß. Die Gier nach Spielern, die mitreißen und uns auf eine spielerisc­he Reise mitnehmen, ist immer vorhanden. Wer wird die nächste Identifika­tionsfigur? Salzburg hat schon viele kommen und gehen sehen. Wir hoffen und warten.

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