Fußball lebt von Identifikationsfiguren
Salzburg hat schon viele kommen und gehen sehen. Wo sind die nächsten?
Dieser Tage wurden trotz des Europa-LeagueHinspiels bei Eintracht Frankfurt mit der 1:4Pleite wieder große und positive Erinnerungen im Salzburger Fußball wach. Austria Salzburg eliminierte vor 26 Jahren zwei deutsche Vereine. Zuerst Frankfurt. Dann Karlsruhe. Auf dem Weg ins Europacupfinale. Die Boygroup, wie sie damals genannt wurde, mit Adi Hütter, Otto Konrad, Heimo Pfeifenberger oder Kapitän Heribert Weber begeisterten nicht nur die heimischen Fußballfans. Der Grund: Sie bildeten eine geschlossene Einheit als Basis für den mannschaftlichen Erfolg im ursprünglichsten Sinne. Jeder agierte für jeden. Wie etwa diese Woche Atletico Madrid – die Mannschaft stellte sich mit Mann und Maus gegen den Titelverteidiger Liverpool – und siegte mit 1:0. Oder auch der LASK, bei dem derzeit kein Spieler herausragt oder herausragen will und die Geschlossenheit immer im Vordergrund steht.
Die Spieler von Austria Salzburg waren in den 90er-Jahren und bis heute Identifikationsfiguren für die Fans, Popstars auf dem Rasen. Von vielen angehimmelt und als Vorbilder perfekt in Szene gesetzt. Und vor allem: Sie blieben über Jahre ihrem Verein treu – etwas, was heute aus mehrfachen Gründen nicht mehr möglich ist: Das schnelle Geld lockt von meist finanzstarken Vereinen (angetrieben von Spielerberatern) und die Verträge sind so gestrickt, dass eine großzügige Ausstiegsklausel so wie das Amen im Gebet hineinformuliert ist.
Es gibt im Fußball eine Formel, und die ist kein Geheimnis: Zeit beim Verein plus Leistung = Höhe der Identifikation bei den Fans. Jonathan Soriano, der Goalgetter in Diensten von Red Bull Salzburg, war so eine Identifikationsfigur. Erling Haaland wäre wohl eine geworden. Der Schmerz nach deren Weggang war groß. Die Gier nach Spielern, die mitreißen und uns auf eine spielerische Reise mitnehmen, ist immer vorhanden. Wer wird die nächste Identifikationsfigur? Salzburg hat schon viele kommen und gehen sehen. Wir hoffen und warten.