Ganz schön närrisch
Abseits von Venedig, Nizza, Köln: Wer’s im Fasching gern bunt treibt, ist hier genau richtig.
Griechenland: Ob das ein Erbe ihrer venezianischen Epoche ist, wer weiß ... Eins steht jedenfalls fest: Die Griechen haben auch ihren Karneval. Das närrische Epizentrum liegt hier in Patras, einer Hafenstadt am Peloponnes. Deren Faschingsverein zählt gut 20.000 Mitglieder, die in riesigen, schillernd bunten Paraden durch die Straßen ziehen. Bei der mehrere Kilometer langen „Grand Parade“am Faschingsonntag – heuer am 1. März, also eine Woche später als bei uns – werden gar rund 40.000 „Mitläufer“gezählt, links und rechts johlen und jubeln die Zuschauer. Dazu gibt’s auch in den Nebengassen und Plätzen Sambamusik, viel Süßes zum Naschen und Getränke an den Ständen.
Deutschland: Sie tragen gar seltsame Namen, die Narren, die am Rosenmontag pünktlich um acht Uhr das Städtchen Rottweil in eine Narrenhochburg verwandeln: Biß, Federahannes, Fransenkleidle, Schantle und Rößle mit Treibern. Fasnet heißt hier der Fasching und er wird im Südwesten unseres Nachbarlands sehr ernst genommen. Höhepunkte des wilden Treibens im historischen Stadtzentrum: die Narrensprünge am Rosenmontag und Faschingdienstag, die mit Kostümen, Stickereien und Malereien auf beeindruckende Weise das Barock und Rokoko ins Heute transferieren. Ein ganz besonderer Tipp kommt von den Einheimischen direkt: der Acht-UhrSprung am Faschingdienstag.
Italien: Im Städtchen Ivrea nahe Turin im Piemont, sonst für Reis, Rotwein und Trüffel bekannt, wirft man einmal im Jahr, im Fasching, mit Orangen. Der historische Karneval, der „Carnevale Storico“in Ivrea, hat auch einen allseits bejubelten Höhepunkt, die „Battaglia delle Arance“, die Orangenschlacht. Mittelalterlich kostümierte Agrumen-Rittersleut’ bewerfen sich dabei mit Orangen – was Tonnen an Südfrüchten fordert. Dieser scherzhaft martialische Brauch wurde im 19. Jahrhundert erfunden und begeistert die Piemonteser bis heute. Wer dem wohlriechenden Gemetzel beiwohnen möchte: Heuer findet die Orangenschlacht vom 23. bis zum 26. Februar statt.
Spanien: Die spanische Stadt Solsona zählt zu den unbekannteren Karnevalsdestinationen – und ist dennoch ideal, um ausgelassen zu feiern und zwar eine Woche lang bei mehr als 40 Festlichkeiten zwischen den Marktständen der Stadt. Klassische Faschingskostüme gibt es hier nicht: Die Besucher des Karnevals in Solsona kleiden sich in bunten Kitteln und tanzen mit Riesenpuppen zu den lauten Klängen der spanischen Faschingshymne. Die kleinsten Teilnehmer präsentieren beim Kostümwettbewerb ihre ausgefallensten Verkleidungen, dann kommt das ausgiebige gemeinsame Festessen. Der originelle Karneval in Solsona wurde im Jahr 1978 zum nationalen Kulturgut erklärt.