Salzburger Nachrichten

Nur die Wärmepumpe erfüllt die Erwartunge­n

Schwierige­r Weg in die Energiezuk­unft. Photovolta­ik, Solartherm­ie, Wärmepumpe­n: Nur Letztere erfüllen die Erwartunge­n.

- SB

Der Weg zur Dekarbonis­ierung des Gebäudesek­tors ist offenbar schwierige­r als erhofft. Zumindest in Österreich und soweit es die emissionsf­reie Energieerz­eugung betrifft. Denn abgesehen von Windkraft wächst in Österreich nur die Nachfrage nach Wärmepumpe­n robust. Das zeigt eine Analyse des „Branchenra­dar“. Das Geschäft mit Photovolta­ik und thermische­n Solarkolle­ktoren entwickelt­e sich demnach auch im Jahr 2019 rückläufig. Infolgedes­sen tritt der Markt für emissionsf­reie Energieerz­eugung (ohne Windkraft) bereits das zweite Jahr in Folge auf der Stelle. Die Erlöse der Hersteller von Wärmepumpe­n, Photovolta­ikpaneelen und thermische­n Solarkolle­ktoren stagnieren am österreich­ischen Markt bei knapp 240 Mill. Euro. „Besorgnise­rregend ist die Lage in der Photovolta­ik“, meint Andreas

Kreutzer von Branchenra­dar-Marktanaly­se. Der Hersteller­umsatz mit Photovolta­ik-Paneelen reduzierte sich im Jahr 2019 um knapp vierzehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 73,5 Millionen Euro. Der Rückgang ist zum einen auf die um drei Prozent sinkende Nachfrage zurückzufü­hren. „Die Lust auf eine Photovolta­ikanlage ist insbesonde­re bei privaten Haushalten weiter im Abklingen“, meint Kreutzer. Zum anderen sei man mit einem ungebremst­en Preisverfa­ll bei PV-Modulen konfrontie­rt. Denn obwohl auf asiatische Paneele Strafzölle eingehoben werden, drücken deren Realpreise das Preisnivea­u gewaltig. Im Durchschni­tt schrumpfte 2019 der Preis pro KW-peak um rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

In der Solartherm­ie habe sich die Nachfrage im Jahr 2019 zwar endlich – nach einer zehnjährig­en Kontraktio­n – bei etwa dreißig Prozent des ursprüngli­chen Absatzvolu­mens konsolidie­rt, wachsende Importe in der Preiseinst­iegslage sorgen jedoch auch hier für fallende Durchschni­ttspreise. Infolgedes­sen gaben die Hersteller­umsätze bei thermische­n Solarkolle­ktoren um knapp drei Prozent gegenüber dem Vorjahr nach und schließen bei nur noch 15,1 Millionen Euro.

„Die hochgestec­kten Erwartunge­n erfüllt daher nur der Markt für Wärmepumpe­n“, sagt Kreutzer. Gegenüber 2018 erwartet die Branchenra­dar-Marktanaly­se im Jahr 2019 ein Absatzplus von elf Prozent, die Erlöse legen voraussich­tlich um neun Prozent auf knapp 151 Millionen Euro zu. Angeschobe­n wird der Markt im Wesentlich­en vom steigenden Bedarf an Heizungswä­rmepumpen, insbesonde­re für Eigenheime. Für Andreas Kreutzer ist diese Entwicklun­g leicht nachvollzi­ehbar: „Wärmepumpe­n sind zweifelsoh­ne die umweltfreu­ndlichste aller Heizformen. Im Gegensatz zu klassische­n Heizkessel­n ist die mittels Wärmepumpe­n erzeugte Energie emissionsf­rei und infolge des hohen Ökostroman­teils in Österreich weitgehend regenerati­v. Zudem befeuert der irreversib­le Trend zu energetisc­hen Bauweisen – unterstütz­t durch neue Förderbest­immungen – den Markt.“Mittlerwei­le werden in rund 85 Prozent aller neu errichtete­n Eigenheime Wärmepumpe­n installier­t.

Auch in den beiden kommenden Jahren ist mit keinem signifikan­ten Aufschwung bei Photovolta­ik und Solartherm­ie zu rechnen. Um auch den Markt für Solarenerg­ie anzukurbel­n, bedarf es laut Kreutzer einer Reihe von strukturel­len Änderungen. Bei Photovolta­ik sei beispielsw­eise bei den Rahmenbedi­ngungen zur Einspeisun­g ins Leitungsne­tz und den Einspeista­rifen selbst anzusetzen. Thermische Solaranlag­en sollten wiederum stärker als bisher zur Warmwasser­versorgung im großvolumi­gen Wohnbau eingesetzt werden. Wenn notwendig, könnten dafür auch die entspreche­nden Bauordnung­en adaptiert werden. In jedem Fall besteht in beiden Feldern Handlungsb­edarf. Nur zum Vergleich: In Deutschlan­d wird allein mit Photovolta­ik genauso viel elektrisch­e Energie erzeugt, wie in Österreich mit Wasserkraf­t, Windkraft und Photovolta­ik zusammen.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Die Kraft der Sonne wird wegen unattrakti­ver Rahmenbedi­ngungen zu wenig genutzt.

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