Ansagen aus Chiemseehof sind überfällig
Es ist ein auffälliger Kontrast, der sich dieser Tage im Tourismusland Salzburg breitmacht: Die Politik verschärft, aufgescheucht durch das Luxusprojekt mit E-Porsche am Pass Thurn, die Genehmigungen von Aparthotels und Chaletdörfern. In Stadt und Land herrscht aber Goldgräberstimmung. Allerorts werden neue Projektideen gewälzt. Allein in den letzten Wochen wurde bekannt: bis zu 400 neue Betten in Filzmoos, 400 in Kleinarl, 310 in Rauris, jetzt 550 in Werfenweng. Neue Zurückhaltung schaut anders aus.
Nun mag jedes der Projekte für den jeweiligen Ort Sinn ergeben. Mit jener Obergrenze, die der Landeshauptmann jüngst ausgegeben hat, passt es aber nicht zusammen. 30 Millionen Nächtigungen im Land seien genug. Noch heuer könnte die Marke fallen.
Die Verunsicherung der Kommunalpolitiker ist groß. Zaudernd rücken sie mit ihren Projekten heraus. Gewichtige Fragen stehen oft ungeklärt im Raum: Wollen das die eigenen Dorfbewohner? Ist es im Chiemseehof überhaupt erwünscht? Und was sind jetzt „gute“, was „unerwünschte“Projekte?
Beschränkungen sind nötig, um den Wildwuchs zu beenden. Aber wie schauen künftige touristische Perspektiven aus? Das fragen sich alle. Qualität statt Masse soll es sein. Aber was heißt das konkret? Und wie setzt man das um, wenn 119 Kommunen quasi autonom Raumordnung betreiben?
Eindeutige Ansagen und Direktiven aus dem Chiemseehof sind fällig. Ortspolitiker wie Bürger brauchen Klarheit. Hermann Fröschl