Die Bilanz des FIA-Präsidenten
FIA-Präsident Jean Todt bleibt ein unermüdlicher Kämpfer für mehr Sicherheit im Verkehr. Und sieht den Motorsport als Versuchslabor auch für E-Mobilität.
Klar sind die Zahlen der durch das Coronavirus infizierten und verstorbenen Menschen aktuell in aller Munde. Doch Jean Todt, seit 2009 Präsident des Internationalen Automobilverbandes (FIA) und nun schon in seiner dritten Amtsperiode, verwies am Rande der Autobest Gala 2020 in Mainz auf erschreckendere Zahlen: „Jährlich sterben im Straßenverkehr 1,4 Millionen Menschen, das sind über 3700 pro Tag. Das erscheint mir als wesentlich größeres Problem.“
Der Initiator der „FIA Action for Road Safety“gibt in seinem Kampf gegen Verkehrsopfer nicht nach: „Wir müssen unsere Bemühungen weiter steigern. Vor allem in der Dritten Welt.“Dort passierten laut Todt 90 Prozent der Unfälle mit Todesfolgen. Zwar konnte der 73-jährige Franzose, der Peugeot auf der Langstrecke und in Rallyes sowie Ferrari in der Formel 1 zu zahlreichen Titeln geführt hatte, auf Erfolge verweisen („In den letzten 45 Jahren verringerte sich die Zahl der Todesopfer auf ein Fünftel, bei drei Mal so vielen Kraftfahrzeugen auf den Straßen“), doch hält er den Kampf gegen Alkohol und Drogen, gegen jede Form von Ablenkung und bei Zweiradfahrern gegen die „Kopflosigkeit“(sprich Fahrten ohne Helm) für weiterhin unerlässlich. „In Entwicklungsländern sind Sicherheitsstandards manchmal 50 Jahre zurück“, erklärte Todt – und sieht vor allem in den Medien einen wichtigen Partner in Sachen Bewusstseinsbildung.
Todt wartete auch mit Zahlen aus Frankreich, dem drittgrößten Kfz-Markt Europas, auf: „2019 verursachten Unfälle mit 3400 Todesopfern Kosten von 50 Mrd. Euro.“Dennoch: 1973 gab es 18.000 Todesopfer bei einem Drittel an Kraftfahrzeugen. In Österreich waren es 2019 410 nach der geringsten Zahl (409) 2018; Das war ein Siebtel von 1972, dem schlimmsten Unfalljahr in Österreich.
Neben der Verkehrssicherheit ist der FIA-Präsident auch dem Motorsport weiter verbunden. Seine „grünen“Initiativen – wie das Hybridreglement der Formel 1 und die Einführung der elektrischen Formel E jeweils ab 2014 – kamen nicht bei allen Fans an. Doch Todt insistierte: „Der Motorsport war immer das Versuchslabor für die Serie. So ist es auch bei der Elektromobilität. Die Formel E und weitere bald beginnende Serien wie E-Rallyecross, E-GT usw. werden die Entwicklung von E-Mobilität unterstützen.“Genauso wie der Einsatz von „grünen“Treibstoffen im Rennsport die Verbreitung von Bio-Fuels vorantreiben werde. Skeptisch ist Todt noch bei autonom fahrenden Autos. Da sieht er eher autonome Kleinbusse oder Taxis als absehbare Möglichkeit: „Völlig autonom fahrende Autos brauchen noch viel Zeit.“
Bei der Autobest Gala in Mainz wurde Jean Todt von der Jury (31 Journalisten aus 31 europäischen Ländern) für sein Lebenswerk in die Hall of Fame aufgenommen. Den Hauptpreis als beste Autoneuheit 2019 nach PreisLeistungs-Verhältnis erhielt der Opel Corsa. Der Sportbest-Award ging posthum an Niki Lauda, den Preis nahm dessen Bruder Florian entgegen. Weitere Preisträger: Manbest: Michael Lohscheller (Opel-CEO); Safetybest: Clearsight-Technologie von Jaguar Land Rover; Designbest: Luc Donckerwolke (Hyundai-Kia); Technobest: Mazda Skyactiv X; Ecobest: Volkswagen ID.3; Smartbest: Skodas digitaler Assistent Laura; Companybest: Geely.