Warmer Winter ist Stress für Tiere
Warme Winter sorgen im Tierreich für Veränderungen. So kommt der Kuckuck zu spät zum Brüten, die Bienen verlassen verfrüht ihr Winterquartier.
Alle Vögel sind schon da, alle außer dem Kuckuck – so müsste das bekannte Kinderlied heute lauten. Die warmen Temperaturen sorgen nämlich dafür, dass Zugvögel im Winter bis zu vier Wochen früher in die Heimat zurückkehren. Auch die ersten Störche wurden bereits Anfang Februar gesichtet. Nur der Kuckuck bleibt seinem Flugplan treu. Er kehrt erst im April aus Afrika zurück. So ist er pünktlich und trotzdem zu spät.
Denn gerade für ihn hat das bittere Folgen: Der Kuckuck ist ein Brutparasit, das bedeutet, er legt seine Eier in fremde Nester, damit andere Vögel sie ausbrüten. Diese haben ihre Brutzeit im Frühling aber längst begonnen, die besten Nestplätze sind belegt und die ersten Küken geschlüpft. Da wird es schwierig für ihn, das Kuckucksei anderen Vogelfamilien unbemerkt unterzujubeln. Sein Bruterfolg sinkt und damit auch die Zahl seiner Art. „Es ist ein Blick in die Zukunft“, sagt der Biologe Franz Essl. Er beschäftigt sich mit der Artenvielfalt und beobachtet die Entwicklungen mit Sorge: „Der Jänner war europaweit der wärmste seit Beginn der Messgeschichte. Auch der Februar ist bisher um vier Grad Celsius zu warm“, sagt Essl. Die Geschwindigkeit des Klimawandels überfordere die Tiere und Pflanzen. Probleme wie jene des Kuckucks werden Forschern zufolge in Zukunft zunehmen.
Warum kommt dann nicht auch der Kuckuck früher aus dem Süden zurück? „So einfach ist das nicht“, sagt der Biologe. Denn die frühen Rückkehrer oder jene Vögel, die bei uns überwintern, haben nur dann einen Vorteil, wenn es auch warm bleibt. „Wird es plötzlich wieder kalt, sind sie im Nachteil. Dann ist ihre Nahrung unter Schnee und Eis bedeckt“, erklärt Essl.
Dieses Dilemma trifft nicht nur Vögel. Auch andere Tierarten müssen ihre Gewohnheiten an den warmen Winter anpassen. Frösche zum Beispiel sind heuer früher als sonst aus ihrer Winterstarre erwacht und haben ihre Laichwanderung, die sonst erst ab Mitte März zu beobachten ist, bereits Anfang Februar gestartet. Auch Igel haben im Jänner ihren Winterschlaf unterbrochen. Besonders gefährlich ist der Klimawandel aber für Insekten. Die frühlingshaften Temperaturen bringen die eine oder andere Biene dazu, ihr Winterquartier vorzeitig zu verlassen. Kommen die Tiere bei einem erneuten Frosteinbruch nicht schnell genug ins Warme zurück, könnten sie verhungern oder erfrieren.
Ein milder Winter wäre kein Problem, sagt Franz Essl. „Aber wenn es Jahre hintereinander zu diesen warmen Temperaturen kommt, wirkt sich das langfristig darauf aus, wie Tiere überwintern.“
Der Klimaschutz sei daher besonders wichtig, betont der Forscher. Politiker, aber auch die Bürgerinnen und Bürger seien gefordert, sich verstärkt diesem Thema zu widmen. „Zusätzlich sollen die Ökosysteme, also die natürlichen Lebensräume der Pflanzen und Tiere, gestärkt und geschützt werden.