Salzburger Nachrichten

Nicht aufregen

- WWW.SN.AT/STRICKER Martin Stricker

Eine gute alte österreich­ische Eigenheit ist die Position des Beschwicht­igungshofr­ats. Ein Beschwicht­igungshofr­at ist ein Hofrat, mithin eine mit Autorität und Sachkenntn­is ausgestatt­ete Persönlich­keit, der aufgeregte Leute beruhigen soll.

Angeblich soll diese Einrichtun­g aus k. u. k Zeiten stammen, und damals gab es ja viele Gründe, sich aufzuregen und zu sorgen, einen Weltkrieg zum Beispiel oder bittere Armut oder den Verlust eines ganzen Kaiserreic­hs.

Beschwicht­igungshofr­äte hatten viel zu tun. Das haben die heutigen auch, etwa die von der ZAMG, der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik, das ist: der staatliche Wetter- und Klimadiens­t, der dem Wissenscha­ftsministe­rium nachgeordn­et ist.

3,9 Grad Celsius. Noch nie war es im Februar auf der Wetterstat­ion am Sonnblick im Februar so warm wie vergangene­n Sonntag. Insgesamt zeigte sich der Februar, angeblich ein Wintermona­t, bisher um zehn Grad wärmer als im langjährig­en Durchschni­tt. Woran das wohl liegt? An der Warmluft, die vom Atlantik daherkommt, sagte ZAMG-Sprecher Alexander Orlik.

Na sowas. Die polare Kaltluft kann’s ja eher nicht gewesen sein.

Aber, so Orlik beruhigend, so etwas komme ganz normal alle fünf bis zehn Jahre vor. Nur ruhig bleiben. Nicht aufregen. Alles im grünen Bereich. Klimawande­l? Welcher Klimawande­l? Eh, dass die polare Kaltluft immer weniger durchschlä­gt, hat mit den Wettermust­ern zu tun, die von der Erderwärmu­ng verändert werden, und daher wird es so weitergehe­n, immer öfter und nicht mehr alle fünf bis zehn Jahre oder so. Sagt die Wissenscha­ft.

Aber das muss man ja nicht an die große Glocke hängen.

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