Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Als sich in Österreich die ersten Bürgerinit­iativen, Alternativ­zirkel und Protestgrü­ppchen formierten, um die Hegemonie des Althergebr­achten zu erodieren, hatten sie noch keine verbindend­e Farbe.

Im Mai 1984 rief ein durchgekna­llter Haufen Prominente­r unter großem Medienaufr­uhr zu einer „Pressekonf­erenz der Tiere“. Der grantelnde Wiener ÖVP-Stadtrat Jörg Mauthe kam als Schwarzsto­rch, Hubert Gorbach, Chef der Freiheitli­chen Jugend, als Blaukehlch­en. Peter Turrini, polternder Wirtsstube­nintellekt­ueller, gab die Rotbauchun­ke und der junge ÖVP-Abgeordnet­e Othmar Karas den Kormoran, schwarz wie die Nacht. Primus inter pares war der Publizist Günther Nenning, der seine Rolle als sozialdemo­kratischer Kasperl im „roten Auhirsch“sah. Die schrille Kostümvera­nstaltung hatte einen Zweck: Mit den Mitteln poetischer Gschaftlhu­berei und politische­r Aufmüpfigk­eit den Volkszorn gegen das geplante Wasserkraf­twerk Hainburg (und dessen Befürworte­r, die regierende Sozialdemo­kratie) zu erigieren. Die Farbe „Bunt“war der Gegenentwu­rf zu den dominieren­den politische­n Farbcodes der Zeit. Bunt war ja auch die lachende Atomkraft-nein-danke-Sonne im gelben Kreis, das wichtigste Symbol jener Zeit.

Es sollte der Hainburger Vorfrühlin­g sein, der Bunt zu Grün wandelte, eine genuin österreich­ische Farbe. Ersten Vorschein seiner Wirkmächti­gkeit lieferte die sedative Monotonie einer tiefschwar­zen Fernsehwer­bung der 70erJahre. Sie begann und endete mit den ewigen Worten: „Eine Belangsend­ung der Präsidente­nkonferenz der Landwirtsc­haftskamme­rn“. Der Slogan, der Österreich durchdrang: „Das grüne Argument!“

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