DIE ILLUSTRIERTE KOLUMNE
Als sich in Österreich die ersten Bürgerinitiativen, Alternativzirkel und Protestgrüppchen formierten, um die Hegemonie des Althergebrachten zu erodieren, hatten sie noch keine verbindende Farbe.
Im Mai 1984 rief ein durchgeknallter Haufen Prominenter unter großem Medienaufruhr zu einer „Pressekonferenz der Tiere“. Der grantelnde Wiener ÖVP-Stadtrat Jörg Mauthe kam als Schwarzstorch, Hubert Gorbach, Chef der Freiheitlichen Jugend, als Blaukehlchen. Peter Turrini, polternder Wirtsstubenintellektueller, gab die Rotbauchunke und der junge ÖVP-Abgeordnete Othmar Karas den Kormoran, schwarz wie die Nacht. Primus inter pares war der Publizist Günther Nenning, der seine Rolle als sozialdemokratischer Kasperl im „roten Auhirsch“sah. Die schrille Kostümveranstaltung hatte einen Zweck: Mit den Mitteln poetischer Gschaftlhuberei und politischer Aufmüpfigkeit den Volkszorn gegen das geplante Wasserkraftwerk Hainburg (und dessen Befürworter, die regierende Sozialdemokratie) zu erigieren. Die Farbe „Bunt“war der Gegenentwurf zu den dominierenden politischen Farbcodes der Zeit. Bunt war ja auch die lachende Atomkraft-nein-danke-Sonne im gelben Kreis, das wichtigste Symbol jener Zeit.
Es sollte der Hainburger Vorfrühling sein, der Bunt zu Grün wandelte, eine genuin österreichische Farbe. Ersten Vorschein seiner Wirkmächtigkeit lieferte die sedative Monotonie einer tiefschwarzen Fernsehwerbung der 70erJahre. Sie begann und endete mit den ewigen Worten: „Eine Belangsendung der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern“. Der Slogan, der Österreich durchdrang: „Das grüne Argument!“