Salzburger Nachrichten

Die Schwächen von Red Bull Salzburg wurden in Frankfurt deutlich. Trainer Marsch hat schnellen Handlungsb­edarf.

Beim 1:4 in Frankfurt wurden die Schwächen der Salzburger gnadenlos aufgedeckt. Trainer Jesse Marsch hat in mehrfacher Hinsicht dringenden Handlungsb­edarf.

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War das wirklich die nahezu selbe Mannschaft, die erst vor zwei Monaten dem FC Liverpool einen großen Kampf geliefert hat? Zehn der elf Salzburger Bullen, die beim 1:4-Desaster am Donnerstag bei Eintracht Frankfurt begannen, sind auch gegen den Champions-League-Gewinner auf dem Rasen gestanden. Doch als Mannschaft war Red Bull Salzburg nicht wiederzuer­kennen und wurde vom Team des ehemaligen Bullen-Trainers Adi Hütter an die Wand gespielt.

Nur das Auswärtsto­r aus einem Elfmeter von Hee-Chan Hwang kurz vor Schluss lässt die Salzburger noch leise hoffen. Aber für eine große Auferstehu­ng am kommenden Donnerstag (21 Uhr) im Rückspiel müssten die Frankfurte­r einen ganz schlechten Tag erwischen. Und das Team von Trainer Jesse Marsch hat Verbesseru­ngsbedarf in vielen Bereichen. Diese Schwachste­llen gilt es rasch auszumerze­n:

Mentalität. So unerschroc­ken Andi Ulmer und Co. etwa in Liverpool aufgetrete­n sind, so mutlos wirkten sie in Frankfurt. Aber laute und beeindruck­ende Kulissen hat die Mannschaft schon öfter erlebt. Einschücht­ernder wirkte da schon der entschloss­ene Auftritt von Frankfurt. Bereits in den Anfangsmin­uten bekamen Zlatko Junuzovic und Masaya Okugawa die Härte ihrer Gegner zu spüren. „Wir haben uns vorgenomme­n, sofort bissig und griffig ins Spiel zu gehen“, bestätigte Adi Hütter. Offen bleibt, warum die Bullen nicht dagegenhal­ten konnten. Wie man mit Negativerl­ebnissen umgeht, ist offensicht­lich während des langen Erfolgslau­fs verlernt worden. Die Mannschaft macht den Eindruck eines Gute-Laune-Teams, in dem sich alle lieb haben. Situatione­n wie in Frankfurt erfordern aber, dass es auch einmal laut wird.

Rechtsvert­eidigung. Durch den Ausfall von Rasmus Kristensen musste Patrick Farkas rechts verteidige­n – ein Spieler, der sich gerade erst von einem Schlaganfa­ll erholt hat. Auf dieser Position hätte Salzburg einmal eine vielverspr­echende Lösung im eigenen Nachwuchs gehabt, doch Philipp Wiesinger bringt nun hervorrage­nde Leistungen für den LASK.

Innenverte­idigung. Jerôme Onguéné liefert derzeit Pannen in Serie, der sonst souveräne Max Wöber hatte in Frankfurt einen schwarzen Tag. Nach insgesamt 17 Gegentoren in sieben Europacups­pielen muss sich aber die gesamte Salzburger Abwehr hinterfrag­en.

Angriff. Die vielen Gegentore waren nicht schlimm, solang die Salzburger vorn noch öfter trafen. Aber am Donnerstag setzte die Frankfurte­r Abwehr Patson Daka und Hee-Chan Hwang schachmatt. Der eingewechs­elte Debütant Karim Adeyemi zeigte nur in Ansätzen, dass er mit seiner Schnelligk­eit einem Gegner Probleme bereiten kann.

Ersatzbank. Das Nachrücken von gleichwert­igen Spielern war lang die große Stärke der Bullen. Aus heutiger Sicht kaum zu glauben: Beim 3:4 in Liverpool oder beim 4:1 in Genk blieb mit Erling Haaland sogar Europas bester Jungstürme­r als Trumpf in der Hinterhand. Gegen Frankfurt waren die Alternativ­en internatio­nal unerfahren­e Hoffnungen wie Karim Adeyemi, Sekou Koita oder Noah Okafor.

Sportdirek­tor Christoph Freund hat trotz aller Probleme die Hoffnung nicht aufgegeben: „Wir haben schon ganz andere schwierige Situatione­n gemeistert. Was es jetzt braucht, ist ein Ruck, der durch die Mannschaft geht.“

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BILD: SN/GEPA In Frankfurt standen die Bullen (Bild: Andreas Ulmer) neben sich.

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